Schwache Performance

Studie bestätigt: Den meisten Portfolio-Managern fehlt eine wichtige Fähigkeit

20.01.19 17:00 Uhr

Studie bestätigt: Den meisten Portfolio-Managern fehlt eine wichtige Fähigkeit | finanzen.net

Beim Kauf von Aktien erzielen professionelle Anleger meist eine starke Performance, Verkäufe hingegen fallen häufig deutlich schlechter aus. Diesem Problem sind Forscher nun nachgegangen.

Starke Divergenz der Performance

Die Aufgabe professioneller Anleger ist es, gezielt nach Aktien mit Potenzial zu suchen. Dies geschieht meist auf Grundlage umfassender Untersuchungen und Analysen. Diesbezüglich wiesen Portfoliomanager eine klare Kaufkompetenz auf. Die Verkäufe hingegen erfolgten meist weniger geplant, sondern basierten vielmehr auf dem Zufallsprinzip, was häufig zu einem Ungleichgewicht der Performance von Käufen und jener von Verkäufen führe. Dieses Problem haben Klakow Akepanidtaworn von der Booth School of Business, Alex Imas von der Carnegie Mellon University und Lawrence Schmidt vom MIT gemeinsam mit Rick Di Mascio, dem CEO des Finanzdatenanlayseunternehmens Inalytics, in der Studie "Schnell verkaufen und langsam kaufen: Heuristiken und Handelsperformance institutioneller Anleger" [von der Redaktion übersetzt] nun genauer untersucht. Betrachtet wurden die täglichen Positionen und Geschäfte von 783 institutionellen Portfoliomanagern mit durchschnittlichen verwalteten Vermögen in Höhe von 573 Millionen US-Dollar in einem Zeitraum von 2000 bis 2016.

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Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass es professionellen Vermögensverwaltern häufig an der Fähigkeit fehlt, ihre Bestände geschickt zu verkaufen. "Während Investoren klare Kauffähigkeiten aufweisen, bleiben ihre Verkaufsentscheidungen erheblich zurück", hielten die Forscher fest. Bei der isolierten Entscheidung, welche Aktien sie kaufen sollten und zu welchem Zeitpunkt, übertrafen professionelle Anleger ihre Benchmarks häufig, wie Daten zeigen. Im Hinblick auf den Verkauf sei die Performance allerdings meist sehr schwach.

Forscher: Verkäufe sind grundsätzlich nicht schwierig

Bei der Untersuchung haben sich die Forscher die Frage gestellt, warum Anleger, die nachweislich die richtigen Aktien zum Kauf auswählen, eine so schlechte Performance beim Verkaufen aufweisen. Sie begründeten dieses Phänomen mit der "asymmetrischen Allokation von kognitiven Ressourcen, insbesondere Aufmerksamkeit". "Sie betrachten den Job als das Finden der nächsten großen Sache, wohingegen der Verkauf von Aktien eine Spendenaktion ist", sagte MIT-Finanzprofessor Schmidt gegenüber MarketWatch. "Verkaufen ist eine Geldbeschaffung für die nächste Kaufidee", bestätigte auch ein Portfoliomanager.

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"Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass ich bei der Verkaufsentscheidung absolut schrecklich war", erinnert sich Di Mascio und blick dabei auf seine jahrzehntelange Erfahrung als Portfoliomanager zurück. "Ich wusste, dass es für mich zutrifft, und ich vermutete, dass es für andere zutrifft. Jetzt können wir sehen, dass es ein weit verbreitetes Problem ist". Di Mascio zufolge gebe es "nichts grundsätzlich Schwieriges" beim Verkauf, institutionelle Anleger müssten sich allerdings genauso wie beim Kauf von Aktien auch beim Verkauf konzentrieren, sich mehr Zeit nehmen und ihre Verkaufsentscheidungen auf Basis sorgfältiger Recherchen treffen. Dabei müssten Portfoliomanager vor allem auf relevante Informationen achten: "Wenn Verkaufsentscheidungen mit exogenen Veröffentlichungen auffälliger und portfoliorelevanter Informationen zusammenfallen - Bekanntmachungen der Unternehmensgewinne - übertreffen die Verkäufe auch die kontrafaktischen Werte", so Di Mascio.

Redaktion finanzen.net

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