SunOpta-Aktie & uniQure-Aktie unter Druck: Experten sagen Erholungsrally unter Lowperformern voraus
Die Aktien von SunOpta und uniQure fielen am Markt in den vergangenen Monaten nicht gerade positiv auf. Wall Street-Analysten rechnen jedoch mit einer baldigen Erholung unter den ins Straucheln geratenen NASDAQ-Werten.
Werte in diesem Artikel
• SunOpta kommt mit Strategieplan voran
• uniQure muss Studienrückschlag verdauen
• Neue Impulse durch Berichtssaison?
Buffett macht's vor: Günstige Einstiegskurse nutzen?
Börsenlegende Warren Buffett hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach für Aktien ausgesprochen, deren Kurse zwar zeitweise schwächer performten, damit aber günstige Einstiegsgelegenheiten bieten können. So riet das "Orakel von Omaha" bereits 1991 in einem Vortrag an der University of Notre Dame: "Meiner Meinung nach sollte man eine Aktie nur deshalb kaufen, weil man der Meinung ist, dass sie unter Berücksichtigung aller Faktoren, die das Unternehmen betreffen, zu einem niedrigeren Preis verkauft wird als sie wert ist." Auch Jahre später behält Buffett diese Einstellung noch. So schrieb der Geschäftsführer der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway 2008 in einem Aktionärsbrief, dass ihn der US-Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham, dessen Vorlesungen der Börsenexperte besuchte, einmal gelehrt habe: "Der Preis ist das, was man bezahlt; der Wert ist das, was man bekommt". Dieses Mantra gelte übrigens nicht nur für den Aktienmarkt, wie Buffett ausführte. "Ob es sich nun um Socken oder Aktien handelt, ich kaufe gerne Qualitätsware, wenn sie im Preis gesenkt ist", ließ der Berkshire-CEO die Investoren wissen.
Experten erwarten Erholung bei geplagten Lowperformern
Dennoch sind niedrige Aktienkurse nicht automatisch eine Garantie für sichere Investitionen. So kann es sich lohnen, sich selbst über die entsprechenden Unternehmen zu informieren und auch Expertenstimmen zu Rate zu ziehen. Die Analyseplattform "TipRanks" sammelt Einschätzungen von Experten der Wall Street und stellt diese gegenüber. Mit den Aktien von SunOpta und uniQure hat das Portal zwei Titel untersucht, die zuletzt nicht gerade mit einer starken Kursperformance glänzen konnten, denen einige Strategen aber ihr Vertrauen aussprachen.
SunOpta setzt Fokus auf pflanzliche Produkte und Nachhaltigkeit
SunOpta stellt pflanzliche Lebensmittel und Getränke her, darunter Fruchtriegel und Pflanzendrinks, und setzt seinen Fokus dabei auf Nachhaltigkeit, wie es auf dem Webauftritt heißt. Zur Unternehmensphilosophie zählt auch der Einbau einer Solaranlage, die einer Pressemitteilung zufolge bis zu zwei Drittel des jährlichen Strombedarfs in der SunOpta-Zentrale in den USA sowie dem sogenannten Innovationszentrum decken soll.
Neben den eigenen Marken, darunter "Sunrise Growers"-Fruchtprodukte, "Dream"- und "West Life"- Milchersatzprodukte und "Sown"-Hafersahne, bietet SunOpta Einzelhändlern außerdem die Möglichkeit, die pflanzliche Produktpalette unter einer Eigenmarke zu vertreiben.
Quartalsergebnisse enttäuschen teilweise
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2023, das am 1. April endete, konnte SunOpta den Gesamtumsatz um 0,4 Prozent auf 223,9 Millionen US-Dollar steigern, im Bereich pflanzliche Lebensmittel und Getränke legte das Unternehmen gar um 9,3 Prozent zu. Alleine der Umsatz für pflanzliche Milchersatzprodukte stieg laut Quartalsbilanz um 25 Prozent, der von Haferdrinks sogar um 89 Prozent. Dennoch musste SunOpta einen Rückgang von 9,7 Prozent bei fruchthaltigen Lebensmitteln und Getränken hinnehmen. TipRanks zufolge verfehlte das Unternehmen außerdem die Umsatzerwartungen um fast 8,2 Millionen US-Dollar.
Darüber hinaus konnte der Konzern einen Gewinn in Höhe von 0,05 US-Dollar je Aktie erzielen, Analysten hatten im Vorfeld mit einem Verlust über 0,02 US-Dollar gerechnet. Für das gesamte Fiskaljahr geht der Konzern außerdem von einem Umsatz in Höhe von 1 bis 1,050 Milliarden US-Dollar und damit einem Wachstum von sieben bis 12 Prozent aus.
Große Zukunftspläne
Darüber hinaus arbeitet SunOpta derzeit an der Umsetzung eines mehrjährigen Strategieplans, im Zuge dessen das Geschäft mit pflanzlichen Lebensmitteln und Getränken bis 2025 doppelt so schwer sein soll wie noch 2020. Dazu hat man seit 2020 fast 200 Millionen US-Dollar in den Ausbau der Produktionskapazitäten des Segments investiert. Dem selbsgesteckten Ziel näherkommen will man unter anderem mit der Eröffnung des neuen Werks in Midlothian im Februar 2023, das günstigere Produktionsprozesse bei schnellerem Wachstum ermöglichen soll, so das Unternehmen in einer Ankündigung.
SunOpta-Aktie mit deutlichen Kurseinbußen
In den Aktienkurs sind die hohen Erwartungen an die Zukunft jedoch nicht eingepreist. Seit Jahresbeginn schlägt für die SunOpta-Aktie an der NASDAQ bereits ein Minus von 21,45 Prozent zu Buche, zuletzt wurden die Titel noch bei 6,63 US-Dollar gehandelt (Schlusskurs vom 31. Juli 2023).
Die Experten der Wall Street teilen die Zuversicht der Unternehmensführung jedoch eindeutig: Von den fünf auf der Plattform gelisteten Analysten, die das Papier bewertet haben, raten alle zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel der SunOpta-Aktie liegt bei 13,00 US-Dollar, wobei mit der niedrigsten Einschätzung bei 10,00 US-Dollar und der höchsten bei 16,00 US-Dollar alle Prognosen deutlich über dem aktuellen Kursniveau liegen.
"Marke hinter der Marke"
Zu den Strategen, die der SunOpta-Aktie ein "Buy"-Rating verpasst haben, zählt auch Jim Salera vom Research-Unternehmen Stephens. "SunOpta kann als die 'Marke hinter der Marke' betrachtet werden, wenn es um wachstumsstarke, pflanzliche und fruchtbasierte Produkte geht", zitiert das Portal den Analysten für den Verbraucherbereich. "Das Unternehmen verfügt über ein einzigartiges Portfolio an Produktionsanlagen, das es ihm ermöglicht, Marken- und Handelsmarkenpartner zu unterstützen, die ihr Angebot in diesen attraktiven Segmenten erweitern. Da viele größere Konsumgüterhersteller zögern, erhebliche Investitionen in diese aufstrebenden Kategorien zu tätigen, ist SunOpta in der Lage, diese Lücke zu schließen und einige der weltweit größten Lebensmittel- und Getränkehersteller bei der Erweiterung ihres BetterFor-You-Portfolios zu unterstützen." Mit einem Engagement in SunOpta können Anleger vom Trend um pflanzliche Ernährung profitieren, so der Experte. Saleras Kursziel für die SunOpta-Aktie liegt bei 10,00 US-Dollar.
uniQure will Patientenversorgung mit Gentherapien verbessern
Als weitere Aktie mit schwacher Performance nennt TipRanks uniQure. Das Unternehmen hat sich auf den Bereich Genomikmedizin spezialisiert und wirbt mit keinem geringeren Ziel als dem Umbau der Gesundheitsversorgung. Die Gentherapien von uniQure sollen die Patientenversorgung verbessern, derzeit arbeitet das Unternehmen unter anderem an Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene der Huntingtonschen Krankheit und Hämophilie Typ B. uniQures Arzneimittel Glybera erhielt 2012 als erstes in Europa zugelassene Gentherapie Aufmerksamkeit und sollte gegen Lipoproteinlipasemangel eingesetzt werden. Aufgrund der hohen Kosten und der geringen Wirksamkeit wurde das Medikament jedoch wieder vom Markt genommen. Seitdem hat das Unternehmen sein Portfolio erweitert.
Umsatz im 1. Quartal 2023 gesteigert
Bilanzseitig lief es für uniQure im ersten Quartal 2023 gut. So konnte der Umsatz im Zeitraum der ersten drei Monate des Jahres von 1,8 Millionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum auf 5,3 Millionen US-Dollar gesteigert werden. Eine tragende Rolle spielte dabei das Hämophilie B-Medikament HEMGENIX, das im ersten Jahresviertel seinen Marktstart fand und dessen Produktion an den australischen Arzneimittelhersteller CSL lizenziert wurde. Die Auftragsfertigung brachte uniQure Umsatzerlöse in Höhe von 4,9 Millionen US-Dollar ein, wie es auf der Unternehmenswebseite heißt.
Schlappe in AMT-130-Studie erlitten
Weniger erfreulich waren jedoch die Zwischenergebnisse Phase-1/2-Studie zum Chorea Huntington-Arzneimittel AMT-130. Das Medikament soll dafür sorgen, dass das mutierte Huntington-Protein (mHTT) weniger produziert wird, bei den Probanden mit hoher Dosierung erhöhte das Mittel die mHTT-Menge aber sogar. "Evaluate" zufolge rechtfertige uniQure diese Beobachtung mit dem Assay, dem Testsystem. So sollen dessen Grenzwerte zur Messung der mHTT-Konzentration für die entsprechenden Ergebnisse verantwortlich sein. Ob es sich dabei jedoch tatsächlich um einen biologischen Effekt handle, sei noch unklar.
Anleger strafen uniQure-Aktie ab
Die unerfreulichen Neuigkeiten setzten auch den Kurs der uniQure-Aktie unter Druck. So verbilligte sich der Anteilsschein nach der Vorstellung der Studienergebnisse am 21. Juni 2023 letztendlich um 40,23 Prozent auf 11,62 US-Dollar. Und seitdem ging es weiter abwärts. Zuletzt kostete der Anteilsschein an der NASDAQ noch 10,37 US-Dollar, seit Jahresbeginn schrumpfte der Kurs bereits um 54,26 Prozent (Schlusskurs vom 31. Juli 2023).
SVB Securities-Experte Joseph Schwartz hält die Kursreaktion jedoch nicht für verhältnismäßig, wie er gegenüber TipRanks erklärte. "Wir sind der Meinung, dass der Ausverkauf eine Überreaktion ist, und da das Unternehmen jetzt leicht über dem Barwert gehandelt wird, sind wir der Meinung, dass der Partnerschaft des Unternehmens mit CSL für Hemgenyx, dem Barbestand, der Produktionserfahrung und dem Potenzial, einen Gewinn in der Pipeline zu haben, nicht genügend Anerkennung zuteil wird", erklärte der Analyst.
Verbesserungen in Aussicht
So geht auch Schwartz davon aus, dass das Testsystem für die enttäuschenden Studienergebnisse verantwortlich sein könnte. "Während QURE Daten meldete, die einige Fragen zur Dosisansprache bei der Senkung des mutierten Huntingtin-Proteins (mHTT), dem Hauptziel des Medikaments, aufwarfen, könnten Probleme mit dem Assay diese Ergebnisse verfälscht haben. Dies folgt auf frühere Probleme mit der Messung des striatalen Hirnvolumens, so dass sich der regulatorische Weg von der beschleunigten Zulassung auf der Grundlage von Biomarkern hin zu härteren klinischen Endpunkten verlagert zu haben scheint." Der Analyst zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass uniQure die Probleme mit dem Assay in den Griff bekommen werde: "Es wurden ermutigende Verbesserungen bei den klinischen/funktionellen Messwerten gemeldet, aber der Markt scheint nicht bereit zu sein, seinen Glauben daran aufzugeben, dass AMT-130 bei einer so schwierigen Krankheit tatsächlich erfolgreich sein könnte."
Zuversichtliches Kursziel
Um seine Zuversicht zu untermauern, verpasste Schwartz der uniQure-Aktie eine Kaufempfehlung und setzte sein Kursziel auf 35,00 US-Dollar. Damit ist der SVB-Experte nicht alleine: Von den insgesamt zehn Analysteneinschätzungen zur uniQure-Aktie auf TipRanks enthalten neun ein "Buy"-Rating. Nur einer der Experten ruft zum Halten der Papiere auf, Verkaufsempfehlungen liegen nicht vor. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 45,89 US-Dollar und bewegt sich damit in der Spanne von 14,00 bis 90,00 US-Dollar. Damit liegen alle Kursprognosen über dem derzeitigen Preis der Aktie.
Weitere Impulse für die SunOpta-Aktie und die uniQure-Aktie könnten übrigens mit der Berichtssaison kommen: Während SunOpta die Bücher zum abgelaufenen zweiten Quartal am 9. August 2023 öffnet, dürfte auch uniQure im August die aktuellen Quartalsergebnisse vorstellen. Ein Datum wurde von Seiten des Unternehmens jedoch noch nicht kommuniziert.
Redaktion finanzen.net
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