Schulden statt Guthaben

Virgin Galactic-Aktie: Virgin Galactic wird wegen falscher Bilanzierung verklagt

04.06.21 22:42 Uhr

Virgin Galactic-Aktie: Virgin Galactic wird wegen falscher Bilanzierung verklagt | finanzen.net

Nachdem die US-Börsenaufsicht SEC Fehler in der Bilanz von 2020 des Raumfahrtunternehmens Virgin Galactic fand, sah sich die Firma von Milliardär Richard Branson gezwungen, die Quartalsvorlage für das erste Jahresviertel 2021 zu verschieben. Nun hat die falsche Ausweisung von Optionsgeschäften als Guthaben noch ein weiteres Nachspiel - Virgin Galactic wird verklagt.

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Virgin Galactic muss Bilanz 2020 korrigieren
• Optionsgeschäfte fälschlicherweise als Guthaben bilanziert
• Sammelklage wegen "falscher und irreführender Aussagen" eingereicht

Es war eine Nachricht, die wohl kein Anleger gerne hört: Die US-Börsenaufsicht hatte Ende April gemeldet, Fehler in der Bilanzierung von Virgin Galactic aus dem Jahr 2020 gefunden zu haben. Dabei waren ausstehende Optionsgeschäfts fälschlicherweise nicht als Schulden des Unternehmens, sondern als Guthaben bilanziert worden. Ursächlich hierfür ist der Börsengang des Raumfahrtunternehmens durch ein sogenanntes SPAC im Jahr 2019.

Ursache im SPAC 2019

So war Virgin Galactic in dem Jahr mit der Mantelgesellschaft Social Capital Hedosophia Holdings Corp. fusioniert und hatte damit den Sprung an die NYSE vollzogen. Bei einem SPAC-Börsengang erwerben frühe Investoren Einheiten, die aus Aktien sowie der Option bestehen, zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr Aktien zu einem bestimmten Preis erwerben zu können. Im Allgemeinen dienen Optionsscheine dazu, mehr Frühinvestoren anzulocken und wurden bis dato von Unternehmen als Guthaben ausgewiesen. Nun hat die US-Börsenaufsicht SEC jedoch befunden, dass ebensolche Optionsgeschäfte in der Bilanz nicht als Guthaben, sondern als Schulden des Unternehmens ausgewiesen werden müssen.

Optionsscheine im Fokus

In dem konkreten Fall von Virgin Galactic, wurde den frühen Investoren die Möglichkeit gegeben, Anteilsscheine für 11,50 US-Dollar zu erwerben, sollte der Aktienkurs des Raumfahrtunternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt innerhalb von 20 Tagen über 18 US-Dollar notieren. Dies war auch tatsächlich der Fall, sodass die Aktieninhaber zu ihren eigenen Aktien noch weitere Papiere mit einem Gegenwert von mindestens 18 US-Dollar dazu erwerben konnten, allerdings zu dem günstigeren Preis.

Allerdings wurde in der Bilanz nicht dargestellt, dass die Optionsinhaber gar nicht tatsächlich 11,50 US-Dollar je Aktie zahlten, sondern stattdessen 0,5073 Aktien pro Optionsschein erhielten, wenn sie ihre Scheine einlösten. Dadurch gelangten letztlich mehr Aktien auf den Markt, was wiederum den Kurs verwässerte und zu einer niedrigeren Unternehmensbewertung Virgin Galactics führte - ein Umstand, der in der Bilanz nicht aufgeführt wurde. Denn hier wurde pro Optionsschein ein Zugewinn von 11,50 US-Dollar ausgewiesen, was wie beschrieben nicht der Tatsache entspricht.

Sammelklage gegen Virgin Galactic

Neben diesem Bilanzierungsfehler wurde außerdem bemängelt, das Raumfahrtunternehmen hätte in seinem Vertrag fälschlicherweise dargestellt, die Umwandlung von Optionen in Aktien sei Virgin Galactic vorbehalten, tatsächlich sei dies jedoch das Recht des Optionsinhabers gewesen. Diese beiden Faktoren haben nun zu einer Sammelklage gegen Virgin Galactic geführt, die durch die Rechtsanwaltskanzlei Pomerantz LLP erst vor wenigen Tagen angekündigt wurde. Hier haben Anteilseigner, die zwischen dem 26. Oktober 2019 und dem 30. April 2021 Virgin Galactic-Optionsscheine erworben haben noch bis zum 27. Juli 2021 Zeit, um sich der Klage anzuschließen.

So wirft die Kanzlei Virgin Galactic vor "falsche und irreführende Aussagen bezüglich des Geschäfts, der Operationen und der Compliance-Regeln des Unternehmens" getätigt zu haben. Losgetreten hatte die Sammelklage ursprünglich von Investor Shane Lavin, der dem Unternehmen vorwarf, es hätte gewusst, dass die Bilanzierung falsch gewesen wäre. Durch die Ankündigung Virgin Galactics seine Ergebnisse für das Jahr 2020 korrigieren zu müssen, sei der Aktienkurs unter Druck geraten, was wiederum zu einem Verlust Lavins geführt habe.

Virgin Galactic-Aktie mit Höhen und Tiefen

Wie das Gericht letztlich entscheidet oder es zu einer außergerichtlichen Einigung kommt, bleibt noch abzuwarten. Trotz dieser durchwachsenen Nachrichten läuft dieses Jahr für die Virgin Galactic-Aktie bisher ganz gut. So steht seit Jahresbeginn aktuell ein Plus von über 30 Prozent zu Buche (Stand ist der 03. Juni 2021), wobei es jedoch im Tagesgeschäft immer wieder zu einer hohen Volatilität kommt.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Christopher Penler / Shutterstock.com

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