Ökonom Steve Hanke rechnet mit "gewaltiger" Rezession in den USA - Inflation wird weiterhin auf hohem Niveau bleiben
Wirtschaftsprofessor Steve Hanke prognostiziert für 2023 eine starke Rezession in den USA, die mit einer weiterhin hohen Inflation einhergehen dürfte. Als Schuldigen dieser wirtschaftlichen Entwicklung machte der Ökonom niemand geringeren als Fed-Chef Jerome Powell aus.
• "Gewaltige" Rezession im kommenden Jahr
• Stagflation im Anmarsch
• Kritik an westlichen Sanktionen gegen Russland
Fed reagiert mit Zinserhöhungen auf hohe Inflationsraten
Um der hohen Inflation Herr zu werden, setzt die US-Notenbank Fed ihre straffe Geldpolitik derzeit mit Hochdruck um. So erhöhten die Währungshüter den Leitzins Ende Juli um 0,75 Prozentpunkte auf 2,25 bis 2,5 Prozent. Am 21. September steht dann die nächste Zinssitzung ins Haus. Wie Fed-Chef Jerome Powell in seiner Rede auf der Notenbankkonferenz in Jackson Hole Ende August durchblicken ließ, könnte erneut ein "außergewöhnlich großer" Zinsschritt folgen. "Unsere Entscheidung auf der September-Sitzung wird von der Gesamtheit der eingehenden Daten und den sich entwickelnden Aussichten abhängen", so der oberste Währungshüter der USA.
Am Markt geht die Angst vor einer Rezession umher
An den Märkten geht nun jedoch bereits seit Monaten die Angst um, dass die Zinserhöhungen zu Lasten der Wirtschaft gehen und eine Rezession in den USA einläuten könnten. So hatten hohe Zinssätze bereits in der Finanzkrise 2008 Kredite und Investitionen unnötig in die Höhe getrieben und damit das Wirtschaftswachstum abgebremst. Auch Steve Hanke, Wirtschaftsprofessor an der Johns Hopkins University, geht mittlerweile von einer Rezession im kommenden Jahr aus, wie er kürzlich in der "CNBC"-Sendung "Street Signs Asia" erklärte. Als Grund für die nahende Konjunkturflaute sieht der Experte aber nicht zwangsläufig die gestiegenen Zinsen.
Nach starkem Anstieg: Geldmenge in den USA stagniert
Vielmehr hänge die Rezession im Jahr 2023 damit zusammen, dass die Geldmenge in den USA im Frühjahr 2020 stark ansprang, zuletzt aber nicht mehr zunahm, wie Hanke in der Sendung ausführte. "Wir werden eine Rezession haben, weil wir seit fünf Monaten kein M2-Wachstum, also kein Geldmengenwachstum, haben und die Fed sich nicht einmal darum kümmert." Die Geldmenge M2 umfasst sowohl den Bargeldumlauf eines Landes bei Nichtbanken, Sichteinlagen bei Geschäftsbanken abzüglich der Bargeldbestände und anderen liquiden Einlagen (M1) sowie Termineinlagen in kleiner Stückelung und Guthaben in Geldmarktfonds für Privatkunden. In den letzten Monaten bewegte sich dieser Wert zwischen 21,6 und 21,7 Billionen US-Dollar. "Wir werden im Jahr 2023 eine gewaltige Rezession erleben", so das Resümee des Wirtschaftswissenschaftlers.
Hohe Inflation wohl noch 2023 und 2024
Ungeachtet der Tatsache, dass die Rezession das Wirtschaftsgeschehen im nächsten Jahr beeinflussen wird, dürften die USA auch weiterhin mit hohen Inflationsraten zu kämpfen haben, so Hanke. Historisch gesehen sei eine "anhaltende Inflation" bisher immer das Ergebnis eines übermäßigen Wachstums der Geldmenge gewesen. Denn auch wenn die Geldmenge in den letzten Monaten weitgehend stabil blieb, sei diese besonders nach Beginn der Corona-Pandemie deutlich gewachsen. "Das ist der Grund, warum wir jetzt Inflation haben, und das ist übrigens auch der Grund, warum wir bis 2023 und wahrscheinlich bis 2024 weiterhin Inflation haben werden", betonte der Wirtschaftsexperte.
#EconWatch: Thanks to the Fed's incompetence and mismanagement, growth in the U.S. money supply exploded, giving the US inflation. Now, its collapsed & will give the US a whopper of a recession in 2023. pic.twitter.com/N3MogsEkR7
- Steve Hanke (@steve_hanke) August 31, 2022
"Dank der Inkompetenz und des Missmanagements der Fed explodierte das Wachstum der US-Geldmenge, was zu einer Inflation in den USA führte", schrieb Hanke auch auf seinem Twitter-Account. "Jetzt ist sie zusammengebrochen und wird den USA im Jahr 2023 eine gewaltige Rezession bescheren."
Fed-Chef Powell für Stagflation verantwortlich?
Damit steuern die USA Hanke zufolge direkt auf eine Stagflation zu, also eine Inflation mit wirtschaftlicher Stagnation. Dies sei auf die Politik von Fed-Chef Powell zurückzuführen, wie der Wirtschaftsprofessor im CNBC-Interview unverblümt kommunizierte. "Das Problem, das wir haben, ist, dass der Vorsitzende selbst zu diesem Zeitpunkt nicht versteht, was die Ursachen der Inflation sind und waren", klagte Hanke an. "Er redet immer noch von angebotsseitigen Störungen, und er hat sich von seiner vorübergehenden Haltung verabschiedet, aber das ist auch schon alles. Er hat es versäumt, uns zu sagen, dass Inflation immer durch ein übermäßiges Wachstum der Geldmenge verursacht wird, indem er die Druckerpressen anwirft."
Hanke: Westliche Sanktionen gegen Russland gehen nach hinten los
Darüber hinaus ist der Ökonom ein offener Kritiker der westlichen Sanktionen gegen Russland, die seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine bestehen und ausgebaut werden. "Wie so oft kommen die Sanktionen zurück, um ihre Schöpfer zu beißen", kommentierte Hanke in einem Tweet etwa die Nachricht, dass Russland seine Gaslieferungen nach Europa über die Pipeline Nord Stream 1 erst dann wieder in vollem Umfang aufnehmen werde, wenn der Westen seine Sanktionen rückgängig mache. "Es wird ein kalter Winter in Europa werden." Bereits Ende August kritisierte er außerdem Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, für seinen Vorwurf, Russland betreibe wirtschaftlichen Terrorismus gegen Europa. "Es sind die Sanktionen, die die europäischen Staaten gegen Russland verhängt haben, die zu Kürzungen der russischen Öl- und Gaslieferungen nach Europa geführt und die Preise in die Höhe getrieben haben", schrieb der Wirtschaftsprofessor auf Twitter.
Redaktion finanzen.net
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