Schlechter als erwartet

Deutsche Arbeitslosenzahl im April wegen Corona-Krise drastisch gestiegen

30.04.20 10:25 Uhr

Deutsche Arbeitslosenzahl im April wegen Corona-Krise drastisch gestiegen | finanzen.net

Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist im April aufgrund der Corona-Krise erheblich unter Druck geraten und hat sich in saisonbereinigter Rechnung noch deutlich schlechter entwickelt als erwartet.

Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) bekanntgab, stieg die Arbeitslosenzahl bereinigt um saisonale Einflüsse gegenüber März um 373.000. Damit sind nun 2,644 Millionen Menschen ohne Beschäftigung.

Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten lediglich eine Zunahme um 95.000 Personen erwartet. Im März hatte sich die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 1.000 erhöht, doch darin war die Stilllegung weiter Teile der Wirtschaft noch nicht enthalten gewesen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote erhöhte sich im April deutlich auf 5,8 Prozent von 5,0 Prozent. Die Experten hatten hier nur einen Anstieg auf 5,2 Prozent vorhergesehen. Gegenüber dem Vorjahr waren 415.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet.

"Die Corona-Pandemie dürfte in Deutschland zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit führen", erklärte der BA-Vorstandsvorsitzende Detlef Scheele. "Dadurch gerät auch der Arbeitsmarkt stark unter Druck." Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung seien erstmals in einem April gestiegen. Die Anzeigen für Kurzarbeit stiegen auf ein noch nie dagewesenes Niveau. "Und die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern ist regelrecht eingebrochen", konstatierte der BA-Chef.

Im März und bis zum 26. April wurden bei den Agenturen für Arbeit der BA zufolge 751.000 Anzeigen von Unternehmen zu Kurzarbeit erfasst für insgesamt bis zu 10,1 Millionen Personen. Das heiße nicht, dass diese Menschen schlussendlich auch alle kurzarbeiten würden. "Nichtsdestotrotz ist das eine im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten nie da gewesene Zahl", erklärte die BA. Sie übersteige noch um ein Vielfaches die Zahl der Anzeigen während der Rezession 2008/2009. Im gesamten Krisenjahr 2009 seien zum Vergleich Anzeigen für 3,3 Millionen Menschen eingegangen.

Nicht saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vormonat um 308.000 gestiegen. Die Arbeitslosenquote stieg nicht bereinigt um 0,7 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent.

Bei der Saisonbereinigung werden jahreszeitliche Schwankungen zum Beispiel durch übliche Wettereinflüsse herausgerechnet.

DJG/ank/smh

NÜRNBERG/BERLIN (Dow Jones)

Bildquellen: nitpicker / Shutterstock.com