Schlechte Stimmung

ifo-Geschäftsklimaindex im Juli deutlich tiefer - "Schwelle zur Rezession"

25.07.22 14:06 Uhr

ifo-Geschäftsklimaindex im Juli deutlich tiefer - "Schwelle zur Rezession" | finanzen.net

Die Stimmung in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli deutlich eingetrübt.

Der ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf 88,6 (Juni: 92,2) Punkte, wie das Münchner ifo-Institut nach seiner monatlichen Umfrage unter rund 9.000 Managern mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2020. Der Rücksetzer war stärker als erwartet: Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur einen Rückgang auf 90,5 Punkte erwartet.

"Hohe Energiepreise und drohende Gasknappheit belasten die Konjunktur", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest. "Deutschland steht an der Schwelle zur Rezession."

Der ifo-Index ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer und gilt als zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der nächsten sechs Monate.

Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen fiel im Juli auf 97,7 (99,4) Punkte. Die Prognose der Ökonomen wurde damit exakt erfüllt. Der Index für die Geschäftserwartungen fiel auf 80,3 (85,5) Zähler. Die befragten Volkswirte hatten einen Rückgang auf 83,3 Punkte erwartet.

Im verarbeitenden Gewerbe fiel der Index stark. Der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate erreichte den höchsten Stand seit April 2020. "Das zieht sich nahezu durch alle Industriebranchen", erklärte das Institut. Ihre aktuelle Lage bewerteten die Unternehmen ebenfalls schlechter. Die Neuaufträge waren erstmals seit zwei Jahren leicht rückläufig.

Im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima erheblich verschlechtert. Insbesondere die Erwartungen sind eingebrochen. Nach zuletzt großem Optimismus drehte sich die Stimmung auch im Tourismussektor und dem Gastgewerbe. Die aktuelle Lage bewerteten die Dienstleister zwar schlechter, jedoch liegt der Indikator weiterhin auf hohem Niveau.

Im Handel ist der Indikator erneut deutlich gesunken. Die Händler waren weniger zufrieden mit den laufenden Geschäften. "Die Sorgenfalten mit Blick auf die kommenden Monate werden immer tiefer", hieß es vom ifo-Institut. "Es gibt gegenwärtig keine Einzelhandelssparte, die optimistisch in die Zukunft schaut."

Im Bauhauptgewerbe hat sich das Geschäftsklima nach einer kurzen Erholung im Vormonat wieder merklich verschlechtert. Die Urteile zur aktuellen Lage fielen auf den niedrigsten Stand seit April 2016. Auch die Erwartungen sind von großem Pessimismus geprägt.

FRANKFURT (Dow Jones)

Bildquellen: ifo