Bank für Internationalen Zahlungsausgleich warnt vor weiterem Ausverkauf
Die Lage an den Aktienmärkten weltweit ist turbulent. In diesem Monat mussten wichtige Indizes große Verluste hinnehmen, so gaben nicht-US-amerikanische Märkte im Schnitt acht Prozent ihres Wertes ab, der Shanghai Composite verlor gar 15 Prozent. Der Ausverkauf könnte auch 2019 weitergehen.
Davon geht zumindest die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) aus. Die BIZ hat ihren Sitz in Basel und operiert als Bank für Zentralbanken, indem sie Teile der internationalen Währungsreserven verwaltet. In einem Bericht zum vergangenen Quartal, der am Sonntag erschien, betrachtet sie den Verlauf des Fiskaljahres und gibt einen wenig freudigen Ausblick auf das neue Jahr.
Normalisierung der Geldpolitik als Problem
Claudio Berio, Leiter der Wirtschafts- und Währungsabteilung der BIZ, erklärt, dass die Spannungen am Markt im letzten Quartal kein "isoliertes Ereignis" gewesen seien, sich also sehr wahrscheinlich fortsetzen werden. Schuld daran sei vor allem die Geldpolitik der Notenbanken: Die "Normalisierung" ihrer Strategie erweise sich als schwierig.
Bei einer geldpolitischen Normalisierung versuchen Zentralbanken, ihre Bilanzsummen zu reduzieren und die Leitzinsen anzuheben, so dass eine ähnlich stabile geldpolitische Situation wie vor der Finanzkrise 2008 entsteht. Im Zusammenspiel mit dem schwelenden Handelskonflikt zwischen den USA und China und anderen politischen Unsicherheiten entstehe so eine Konstellation, die weitere Ausverkäufe und den damit einhergehenden Wertverlust von Aktien begünstige.
Handelskrieg, Brexit, Demonstrationen in Frankreich
Die Gründe für die Neubewertung am Aktienmarkt sieht die BIZ in "durchmischten Signalen in der Weltwirtschaft und die schrittweise und doch beharrliche Verschärfung der finanziellen Konditionen". Die Unsicherheit aufgrund der politischen Situation spielt ebenfalls in den Ausverkauf der vergangenen Wochen hinein. Der bevorstehende Brexit, der bei einem No-Deal-Austritt die Wirtschaft Milliarden kosten könnte, und auch die ausgeuferten Proteste der Gelbwesten in Frankreich hätten dafür gesorgt, dass Besorgnis auch am Aktienmarkt in den Vordergrund trat.
Ein weiterer Grund, der die Lage am Aktienmarkt außerdem gefährlich macht, sei laut BIZ-Bericht die Überbewertung von sogenannten "Leverage Loans" - also Krediten, die an sowieso bereits hochverschuldete Darlehensnehmer vergeben werden. Auch seien die großen Bestände an Anleihen, die nur knapp über Ramschniveau tituliert sind, ein Risiko. Wenn diese infolge einer schwächeren Wirtschaftsperformance abgestuft würden, senke das die Liquidität eines Marktes, der sowieso schon unter Druck steht, noch weiter deutlich ab.
All diese Gründe, die den Sell-Off zuletzt anfeuerten, werden auch im nächsten Jahr nicht so schnell beigelegt sein. Zwar herrscht im USA-China-Konflikt derzeit ein Waffenstillstand von 90 Tagen, während dem eine Lösung gefunden werden soll, doch Kritiker gehen nicht davon aus, dass sich die beiden Konfliktparteien nach der Schonfrist auf einen adäquaten Ansatz einigen können. Auch die Klärung des Brexit-Deals - Großbritannien wird am 29. März aus der EU austreten - könnte sich noch einige Zeit hinziehen. Somit wird die Unsicherheit und Besorgnis am Aktienmarkt den Jahreswechsel miterleben und Anleger sollten sich, wenn die Prognosen der BIZ stimmen, auf ein unruhiges Börsenjahr einstellen.
Redaktion finanzen.net
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