Schätzungen verfehlt

Goldman Sachs: US-Wirtschaft könnte um 24 Prozent schrumpfen

20.03.20 16:30 Uhr

Goldman Sachs: US-Wirtschaft könnte um 24 Prozent schrumpfen | finanzen.net

Die US-Großbank Goldman Sachs rechnet nun mit einer massiven Schrumpfung der US-Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres.

Die Bank prognostiziert für das nächste Quartal einen annualisierten Rückgang der Wirtschaftstätigkeit um 24 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Zuvor war ein entsprechender Rückgang von 5 Prozent erwartet worden. Das liegt daran, dass die US-Wirtschaftsdaten, insbesondere aus dem verarbeitenden Gewerbe, bereits begonnen haben, die Schätzungen der Ökonomen zu verfehlen, noch bevor die US-Bürger anfingen, zu Hause zu bleiben, um Ansteckungen mit dem Coronavirus zu vermeiden.

Die von Goldman Sachs am Freitag veröffentlichte Schätzung ist eine der pessimistischsten an der Wall Street. JP Morgan veröffentlichte am Mittwoch Schätzungen, die eine annualisierte Schrumpfung der US-Wirtschaft im zweiten Quartal um 14 Prozent vorhersagen.

Wenn Goldmans Ökonomen Recht haben, bedeutet das, dass die USA sich dem stärksten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in einem Quartal seit Beginn der Messung des BIP in seiner jetzigen Form nähern. Der aktuelle Rekord für die größte Schrumpfung in einem Quartal war laut der Bank im ersten Quartal 1958, als das BIP um annualisiert 10 Prozent zurückging.

"Warum eine so extreme Prognose, besonders im zweiten Quartal? Der plötzliche Stopp der US-Wirtschaftsaktivität als Reaktion auf das Virus ist beispiellos, und die ersten Datenpunkte der vorherigen Woche stärken unsere Zuversicht, dass tatsächlich bereits eine dramatische Verlangsamung im Gange ist", schreiben die Ökonomen. "In einigen US-Bundesstaaten haben die Behörden landesweite Ausgangssperren erlassen, um das Tempo der Virusausbreitung zu verlangsamen und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden - Maßnahmen, die das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität weiter reduzieren werden."

Diese Art von Rezession würde auch den US-Arbeitsmarkt beeinträchtigen. Die Ökonomen erwarten, dass die US-Arbeitslosenquote in den nächsten Quartalen auf 9 Prozent springen wird, da "ein sprunghafter Anstieg der Arbeitsplatzverluste sehr schnell zu erfolgen scheint".

Sie fügen hinzu, dass die derzeit im Kongress befindlichen Konjunkturpakete einen gemischten Einfluss auf die Beschäftigungsquote haben dürften. Eine verbesserte Arbeitslosenunterstützung könnte es kleinen Unternehmen erleichtern, Arbeitnehmer zu entlassen, obwohl ein konkurrierendes Angebot zum Vergeben von Barkrediten, die zur Bezahlung von Arbeitnehmern verwendet werden, sie zum Festhalten ermutigen könnte.

Mit anderen Worten, die Aussichten für die Arbeitslosenquote könnten sich noch auf die letzten Einzelheiten der Konjunkturpakete auswirken, die der US-Kongress verabschieden will.

DJG/DJN/apo/hab

Von Alexandra Scaggs

NEW YORK (Dow Jones)

Bildquellen: Grzejnik / Shutterstock.com, Gil C / Shutterstock.com