Weltweit operierende Schifffahrtsgesellschaften leiden unter Überangebot und schwacher Nachfrage
China und andere Schwellenländern, die große Mengen an weltweit gehandelten Rohstoffen einführen, weisen ein deutlich abgeschwächtes Wirtschaftswachstum auf.
Damit verschärft sich die Situation für Schifffahrtsgesellschaften, insbesondere solche für Frachtschiffe, die Schüttgüter und Containerware transportieren und die besonders unter der instabilen Nachfrage und dem chronischen strukturellen Überangebot in der Branche leiden. Eine bessere Auslastung der Schiffe und eine Erholung der Charterraten ist nicht in Sicht.
Ursächlich dafür sind zum einen nun erfolgenden Auslieferungen von Schiffen, die vor Jahren unter günstigeren wirtschaftlichen Bedingungen bestellt wurden, der anhaltend scharfe Wettbewerb um immer größere und effizientere Containerfrachtschiffe, und die mangelhafte Beschaffungsdisziplin der Schifffahrtsunternehmen im allgemeinen.
Anders ist die Lage bei den Tankschiffen. Hier haben die fallenden Ölpreise den Ölhandel und damit auch die Buchungsquoten für Tanker angekurbelt. Allerdings ist durch die niedrigen Ölpreise auch die Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage insgesamt gestiegen, was auch auf die weltweite Nachfrage in der Schifffahrt durchschlagen könnte.
Im Ratinguniversum von Standard & Poor’s Ratings Services weisen derzeit 16 Gesellschaften ein Rating auf, und die meisten davon liegen zwischen der ‚BB‘ und der ‚B‘ Kategorie, also im spekulativen Bereich. Die meisten Unternehmen sollten jedoch in der Lage sein, die Schwierigkeiten zu bewältigen. Allerdings ist für das laufende Jahr auch mit Ratingherabstufungen zu rechnen, was daran abzulesen ist, dass etwa ein Drittel der Ratings einen negativen Ausblick aufweist.
Vieles hängt davon ab, ob die Gesellschaften ausreichend Liquidität und stete Refinanzierung sicherstellen können, denn im allgemeinen weisen Emittenten aus dem Bereich "Shipping" hohe Verschuldungsgrade, stark volatile Charterraten und, der sehr teuren Anschaffung von neuen Schiffen geschuldet, hohe Investitionsausgaben auf.
Basis unserer Ratinganalyse ist die Annahme, dass die Schuldner eine disziplinierte Finanzpolitik fahren und angesichts der schwachen Aussichten auf höhere Umsätze und der straffen Finanzierungsbedingungen bei der Bestellung neuer Schiffen Zurückhaltung an den Tag legen. Risiken drohen daher vor allem von niedrigeren als erwarteten Frachtvolumina, von einer plötzlichen Verteuerung der Ölpreise, einem Scheitern bei Vertragserneuerungen mit bestehenden Auftraggebern zu profitablen Konditionen, aggressive fremdfinanzierte Bestellungen von Schiffen, und nicht zuletzt von einer erodierenden Liquidität.
Von Izabela Listowska, Kreditanalystin bei Standard & Poor’s Ratings Services in Frankfurt.
Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit über 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de
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