KION-Aktie im Plus: Verlust bei KION nicht so hoch wie befürchtet
Das dritte Quartal ist für den Logistikkonzern KION nicht ganz so schlecht ausgegangen wie befürchtet.
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Allerdings verzeichnet der Konzern zunehmend erhebliche Mittelabflüsse, sieht seinen Finanzierungsspielraum aber als gesichert an. Nachdem Mitte September bereits klar wurde, dass operativ Verluste gemacht werden, erreichte KION schlussendlich das obere Ende der damals kommunizierten erwarteten Spanne und konnte dabei auch die Prognosen der Analysten übertreffen. Die Mitte September neu ausgegebene Prognose wurde nun bestätigt, wie der Konzern am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Zudem kündigte das Unternehmen an, sich vollständig aus Russland zurückzuziehen.
Die im MDAX notierte Aktie zeigte sich am Vormittag wenig bewegt, zuletzt stand sie 0,3 Prozent im Plus bei 22,27 Euro. Auf dieses Niveau war sie Mitte September gerutscht, als das Management zwar die neue Jahresprognose vorstellte, aber auch über den erwarteten Quartalsverlust informieren musste. Die ursprüngliche Prognose hatte das Management um den erst seit Januar amtierenden Konzernchef Rob Smith Anfang April kassieren müssen. Im laufenden Jahr beläuft sich der Abschlag der Aktie damit weiter auf rund 77 Prozent.
Hohe Kosten, mangelnde Teileverfügbarkeit und daraus resultierende Projektverzögerungen sind bei KION allgegenwärtig. Im abgelaufenen Quartal half vor allem das Geschäft im Segment mit Gabelstaplern und anderen Flurförderzeugen (Industrial Trucks & Services), während die Sparte für Software und Lieferkettenlösungen (Supply Chain Solutions) wie erwartet das Ergebnis belastete. Der Umsatz stieg zwar um 5,5 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro, allerdings beruhte dies größtenteils auf dem Auftragsbuch des Vorjahres. Entsprechend haben auch die Preiserhöhungen bislang kaum Einfluss.
Stattdessen half es KION vor allem, gegen Ende September noch viele Fahrzeuge an die Kunden übergeben zu können. Wegen der Lieferkettenprobleme wurden in den vergangenen Monaten zahllose Bestellungen nicht ausgeliefert: Ende Juli berichtete Konzernchef Rob Smith von über 12 000 Flurförderzeugen, wie Gabelstaplern, die nicht ausgehändigt werden konnten.
Das um Sonder- und Einmaleffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit bereinigt) lag bei minus 101 Millionen Euro, was einer Marge von minus 3,7 Prozent entspricht. Dabei war das Geschäft mit Flurförderzeugen noch profitabel, wenn es auch fast 30 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurückblieb. Gleichzeitig rutschte allerdings die Sparte für Lieferkettenlösungen tief in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand für den Konzern ein Verlust von 93 Millionen Euro.
Der weiterhin erhebliche Aufbau des Betriebskapitals führte im bisherigen Kalenderjahr zu einem deutlich negativen Free Cashflow von 972 Millionen Euro. KION verfüge aber über einen gesicherten Finanzierungsspielraum, um den voraussichtlichen Finanzbedarf jederzeit decken zu können. Der Konzern sieht sich daher aus heutiger Sicht bezüglich seiner künftigen Finanzierungsfähigkeit solide aufgestellt.
KION-Chef erwartet im Schlussquartal wieder schwarze Zahlen
Der Chef des Logistik-Ausrüsters KION erwartet nach einem Verlust im dritten Quartal zum Jahresabschluss wieder Gewinne. "Wir sind gut unterwegs", sagte Rob Smith am Donnerstag im Interview mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Im vierten Quartal sind wir wieder im positiven Bereich und lassen den negativen Bereich hinter uns." Er verwies dabei auf die bestätigte Jahresprognose. Im dritten Quartal rutschte KION zwar wie erwartet in die roten Zahlen, schnitt aber nicht ganz so schlecht ab wie befürchtet. Allerdings verzeichnet der Konzern aus Frankfurt zunehmend erhebliche Mittelabflüsse. Der Finanzierungsspielraum ist laut Smith aber gesichert.
"Wir sind solide finanziert", sagte der in Deutschland eingebürgerte US-Amerikaner im Gespräch. Er führt die Geschicke bei KION seit Anfang des Jahres und muss das Unternehmen seitdem durch schwieriges Fahrwasser führen. "Wir sind bewusst unterwegs in einem volatilen Umfeld, wir wissen, woran wir arbeiten müssen", sagte der Manager. Der MDAX-Konzern hängt seinem Rekordjahr 2021 wegen verschiedener Belastungsfaktoren hinterher: Vor allem hohe Kosten, mangelnde Verfügbarkeit von Teilen und die daraus resultierenden Verzögerung von Projekten machen zu schaffen.
Dies führt dazu, dass der Auftragsbestand nur langsam abgearbeitet werden kann. So stehen seit Monaten zahlreiche nahezu fertige Flurförderzeuge in den Werkshallen, denen nur noch wenige Teile fehlen. Vor allem Ende September konnte aber noch eine ganze Reihe ausgeliefert werden. Mittlerweile sei die Zahl so auf unter 8000 Stück gesunken, berichtete Smith. Zur Mitte des Jahres waren es noch 12 200. Eine weitere Stellschraube zur Verbesserung der Ergebnisse ist die Preisgestaltung. Allein in diesem Jahr habe es vier Preisanpassungen gegeben, sagte Smith.
Außerdem versucht KION, die eigenen Ineffizienzen im Projektgeschäft weiter abzubauen. Wenn unerwartet Bauteile fehlten, schafften es die Teams nicht, im vorgesehenen Zeitplan zu bleiben, berichtete Smith. Anschließend fehlten die Teams dann auf dem nächsten Projekt oder es müsse nachgearbeitet werden. Deshalb würden Materialien nun noch frühzeitiger bestellt oder Module bereits in den eigenen Werkshallen zusammengebaut und nicht erst zur Montage auf den Baustellen.
Die KION-Aktie steigt am Donnerstag auf XETRA zeitweise 0,5 Prozent auf 22,31 Euro.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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