Rücksichtnahme

IWF-Direktorin Georgieva: Bankenkrise erschwert Inflationsbekämpfung

06.04.23 14:59 Uhr

IWF-Direktorin Georgieva: Bankenkrise erschwert Inflationsbekämpfung | finanzen.net

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist nach den Worten seiner Geschäftsführenden Direktorin Kristalina Georgieva besorgt, dass die Zentralbanken die Inflation wegen einer Rücksichtnahme auf Belange der Finanzstabilität nicht entschlossen genug bekämpfen können.

"Die Inflationsbekämpfung ist durch die jüngsten Belastungen des Bankensektors in den USA und der Schweiz kompliziert worden", sagte Georgieva laut veröffentlichtem Text in ihrer Auftaktrede zu der in der nächsten Woche beginnenden Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank.

Die Spannungen im Finanzsektor zeigen nach ihrer Aussage, wie schwierig es ist, von einer langen Phase niedriger Zinsen und reichlich vorhandener Liquidität rasch zu höheren Zinssätzen und knapperer Liquidität zu kommen. Die Zentralbanken sollten die Inflation weiterhin mit dem Zinsinstrument bekämpfen und Probleme der Finanzstabilität mit finanzpolitischen Instrumenten - allerdings nicht unter allen Umständen.

"Dies ist der richtige Weg, solange der finanzielle Druck begrenzt bleibt. Würde sich dies ändern, stünden die politischen Entscheidungsträger vor einer noch komplizierteren Aufgabe mit schwierigen Abwägungen zwischen ihren Inflations- und Finanzstabilitätszielen und dem Einsatz ihrer jeweiligen Instrumente. Deshalb müssen sie wachsamer und beweglicher denn je sein", warnte die IWF-Chefin. Sie verwies darauf, dass es bei den Banken und anderen Finanzinstituten wohl noch unerkannte Schwachstellen gebe.

Der IWF wird seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum in diesem Jahr Georgieva zufolge kaum verändern. Sie sagte, dass der IWF für 2023 ein Wachstum von unter 3 Prozent erwarte. Im Januar hatte die Organisation einen Anstieg des weltweiten Bruttoinlandsprodukts von 2,9 Prozent prognostiziert. Die Hälfte dieses Wachstums kommt laut IWF aus China und Indien, während das Wachstum in den USA und im Euroraum von der Geldpolitik gebremst werde.

Auf der fiskalischen Seite sind Georgieva zufolge weitere Anstrengungen zum Abbau der Haushaltsdefizite wichtig, um den Kampf gegen die Inflation zu unterstützen und fiskalischen Spielraum für die Bewältigung künftiger Krisen zu schaffen.

Neben dem Weltwirtschaftsbericht (Dienstag, 15.00 Uhr) veröffentlicht der IWF einen Finanzstabilitätsbericht (Dienstag, 16.30 Uhr) und den Fiscal Monitor (Mittwoch, 14.00 Uhr)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT/WASHINGTON (Dow Jones)

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