ROUNDUP/Aktien Frankfurt Eröffnung: US-Zölle sorgen für kräftigen Rückschlag
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Furcht vor einem Handelskrieg hat am Montag am deutschen Aktienmarkt einen Kursrutsch ausgelöst und die jüngste Rekordjagd des DAX jäh beendet. Der deutsche Leitindex sackte am Morgen um 1,69 Prozent auf 21.365 Zähler ab. Noch am Freitag hatte er mit gut 21.800 Punkten ein Rekordhoch erreicht. Den zuletzt schon von Experten befürchteten Rückschlag gab es, weil US-Präsident Donald Trump am Wochenende seine Drohung wahrmachte und weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängte.
Für den Dax fällt der Auftakt in den Februar also düster aus nach dem starken Januar, in dem der Leitindex mehr als neun Prozent gewonnen hatte. Experten hatten zuletzt schon vor erhöhten Risiken gewarnt, nachdem der Leitindex mit einem Kurssprung von rund 19 Prozent auch 2024 schon sehr stark war. Allein seit seinem Zwischentief von Anfang August war der Leitindex um bis zu 28 Prozent angezogen.
Auch wenn die Europäische Union im ersten Schritt noch nicht im Zollfokus der USA steht, machte sich Trumps Beschlüsse am Montag auch hierzulande in der Breite bemerkbar. In der zweiten deutschen Börsenreihe fiel der MDAX um 2,09 Prozent auf 26.173 Punkte, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx (EuroStoxx 50) 1,6 Prozent einbüßte.
An den Finanzmärkten herrscht die Sorge, dass die Zölle die Inflation in den USA wieder anheizen und Zinssenkungshoffnungen auflösen. "Der sich aus diesen Zöllen und weiteren künftigen Maßnahmen ergebende Inflationsanstieg in den USA wird noch schneller und stärker ausfallen, als wir ursprünglich erwartet hatten", erklärte Paul Ashworth, Chefvolkswirt Nordamerika beim Analysehaus Capital Economics.
Laut den Experten der UBS sollten sich die Anleger auf eine Phase erhöhter Unsicherheit einstellen. Sie gehen in ihrem Basisszenario aber davon aus, dass die Zölle nicht über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden, da die Trump-Regierung wohl weder das US-Wirtschaftswachstum gefährden noch eine höhere Inflation riskieren dürfte. Sie glauben eher an einen taktischen Schachzug, um eine Neuverhandlung eines Freihandelsabkommens zu erreichen.
Trumps Handelskrieg wirkt bis nach Deutschland. Die deutsche Autoindustrie dürfte die Auswirkungen spüren, da es in Mexiko bedeutende Werke zum Beispiel von Volkswagen (Volkswagen (VW) vz) gibt. Die Aktien des Autobauers wurden daher mit einem Kursrutsch um 5,4 Prozent zum Dax-Schlusslicht. Bei weiteren Branchenwerten wie Mercedes-Benz (Mercedes-Benz Group (ex Daimler)), BMW oder dem Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck betrugen die Kursverluste auch mindestens 3,2 Prozent.
Dem Abwärtsdruck nicht entziehen konnten sich auch die Aktien der Porsche AG (Porsche). Bei dem Sportwagenbauer müssen die Anleger neben den Zollsorgen auch einen geplanten Vorstandsumbau verarbeiten. Die VW (Volkswagen (VW) vz)-Tochter will mit Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen gleich zwei Spitzenmanager loswerden. Experten sahen darin die Chance auf einen Neuanfang nach einer zuletzt tristen Entwicklung, die US-Zollsituation überwog aber in den Anlegerköpfen.
Positive Ausnahmen waren am deutschen Aktienmarkt selten. Gegen den Trend setzten Rheinmetall wegen der Rüstungsfantasie ihren Rekordlauf mit einem Anstieg um 1,5 Prozent fort. Das Thema Rüstung war allgemein präsent, denn auch HENSOLDT und RENK zählten an der Frankfurter Börse zu den Ausnahmen mit einem Kursanstieg.
Im SDAX wurde Atoss (ATOSS Software) mit 3,6 Prozent zum größten Gewinner. Eine Kaufempfehlung durch Hauck & Aufhäuser Investment Banking hat der Erholung der Aktien zusätzlichen Schwung verliehen. Analyst Finn Kemper lobte, der Spezialist für Workforce-Management-Software steigere seine Profitabilität auch bei anhaltenden Investitionen. Anleger bekämen ein Wachstumsunternehmen mit einem Bewertungsabschlag.
Anderswo im Technologiesektor überwogen aber wegen Trumps Politik die Sorgen der Anleger, was sich in den USA an der Nasdaq-Börse mit besonders hohen erwarteten Abschlägen zeigte. Hierzulande sank der Kurs des Chipkonzerns Infineon um 3,4 Prozent und jener des Sektorausrüsters Aixtron (AIXTRON SE) um 4,1 Prozent./tih/jha/