ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Verluste überwiegen - Geldpolitik im Fokus

20.03.25 18:34 Uhr

PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Donnerstag ihrer zuletzt guten Entwicklung überwiegend Tribut gezollt. "Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat die Anleger heute auf den harten Boden der Realität eines sich ausweitenden Handelskrieges mit den USA zurückgeholt", schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

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Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte nach einer viertägigen Gewinnserie 1,02 Prozent auf 5.450,93 Punkte ein. Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Pariser CAC 40. Marktexperte Andreas Lipkow verwies auf den großen Verfallstermin an den Terminbörsen am Freitag, der sich schon in Kursanpassungen bemerkbar mache. Analyst Christian Henke vom Broker IG Markets fügte hinzu, dass nach den jüngsten Gewinnen die Vorsicht an den Börsen wieder zunehme.

In London, Zürich und Stockholm standen am Donnerstag geldpolitische Entscheidungen im Fokus. Der zur Wochenmitte kaum bewegte britische FTSE 100 verlor 0,05 Prozent auf 8.701,99 Punkte. Für den zuletzt schwächelnden Schweizer SMI ging es indes um 0,43 Prozent auf 13.097,05 Punkte hoch.

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Sowohl die Leitzinssenkung in Zürich als auch die Beibehaltung der aktuellen Zinsen in London und Stockholm waren so erwartet worden. Die Bank of England betonte die "große wirtschaftliche Unsicherheit" - ähnlich wie am Vortag die US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins ebenfalls nicht angetastet hatte.

Die Inflation in Großbritannien hatte sich jüngst als hartnäckig erwiesen. Zudem sorgt die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump dies- wie jenseits des Atlantik für Inflationsängste - obwohl die EU die Gegenzölle für die amerikanischen Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte um zwei Wochen auf Mitte April verschoben hat. Die britische Regierung hatte schon vor einiger Zeit erklärt, vorerst auf Gegenzölle verzichten zu wollen.

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EZB-Chefin Lagarde gab am Donnerstag keine klaren Signale für das weitere geldpolitische Vorgehen. Es sei angesichts der erhöhten Unvorhersehbarkeit mit Blick auf die Zollpolitik nicht möglich, feste Verpflichtungen bei den Zinsen einzugehen.

Zu den Verlierern in Europa gehörten die gut gelaufenen Rüstungswerte. So verloren etwa SAFRAN 2,1 Prozent und BAE Systems 1,8 Prozent "Im Bereich der Rüstungsaktien sehen wir zunehmend Risiken", hieß es dazu vom Broker Index Radar. "Unsere Daten belegen, dass sich viele Rüstungsaktien inzwischen weit von ihren langjährigen Bewertungsmaßstäben entfernt haben."

Auch Luxusaktien aus dem Bereich hochwertige Uhren standen unter Verkaufsdruck. Richemont sanken als SMI-Schlusslicht um 2,9 Prozent und Swatch (Swatch (I)) um 4,2 Prozent. Die Schweizer Uhrenhersteller hatten im Februar wieder deutlich weniger Uhren ins Ausland exportiert und damit den Aufwärtstrend vom Januar nicht bestätigt. In wichtigen asiatischen Märkten waren die Exporte im zweistelligen Bereich eingebrochen, in China gar um ein Viertel.

Unter den schwächelnden Technologietiteln fiel EuroStoxx-Schlusslicht Prosus mit einem Minus von 6,1 Prozent auf. Bei den Beteiligungen der Gesellschaft in Hongkong war es nach den vorherigen Gewinnen zu vergleichsweise deutlichen Abschlägen gekommen.

Die Papiere von Sodexo brachen um gut 17 Prozent auf ein Tief seit Oktober 2022 ein. Der Anbieter von Catering und Facilitymanagement hatte seine Wachstums- und Profitabilitätsziele für 2025 deutlich gesenkt. UBS-Analyst Ivar Billfalk-Kelly macht dafür unter anderem den verzögerten Anlauf von Verträgen mit US-Einrichtungen im Gesundheitsbereich verantwortlich.

Für Eutelsat (Eutelsat Communications) ging es um 10,6 Prozent auf 4,40 Euro weiter bergab. Damit sind die Titel des französischen Satellitenbetreibers aber immer mehr als dreimal so viel wert wie Ende Februar. Danach hatte ihnen der Eklat im Weißen Haus zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj eine Rally bis über die 9-Euro-Marke hinaus beschert. Spekulanten hatten das Unternehmen als mögliche Alternative zu dem von Trump-Freund Elon Musk kontrollierten Starlink gehypt, was die Versorgung der Ukraine mit Kommunikationswegen angeht. Nun wollen die Anleger Händlern zufolge aber mehr Informationen darüber, wie viel finanzielle Unterstützung durch Europa das Unternehmen erwarten kann./gl/mis