ROUNDUP 3: Weltklimagipfel kämpft um handfestes Abkommen

18.12.09 19:33 Uhr

    KOPENHAGEN (dpa-AFX) - Eine Gruppe führender Mächte hat beim Weltklimagipfel einen letzten Anlauf für ein vorzeigbares Ergebnis unternommen. Allen voran versuchten US-Präsident Barack Obama und Chinas Regierungschef Wen Jiabao, den tiefen Graben zwischen ihren Positionen zu überbrücken. Am Ende der größten Klimakonferenz aller Zeiten in Kopenhagen sollten die mehr als 100 Staats- und Regierungschefs doch noch Klimaschutzziele und Milliarden-Investitionen im Kampf gegen die bedrohliche Erderwärmung versprechen.

    Obama, der sofort nach seiner Ankunft am Freitag eine führende Rolle bei den festgefahrenen Verhandlungen übernahm, wollte sich am Abend ein zweites Mal mit Wen treffen.

    Ziel des Gipfels war es, sich auf die Grundzüge eines neuen Klimaabkommens zu einigen, das am 1. Januar 2013 das Kyoto-Protokoll ablösen soll.

'GEMEINSAME ODER INDIVIDUELLE' ZIELE

    Die Verhandlungsgrundlage für die etwa 25 "Chefs" der Staaten-Gruppe war, dass die Industrieländer bis 2050 ihren Ausstoß an gefährlichen Treibhausgasen um die Hälfte senkt. Das Dokument sah zudem "gemeinsame oder individuelle" Klimaschutzziele bis 2020 vor, die eine noch nicht bezifferte Gesamt-Verringerung an Treibhausgasen ergeben soll. Die Ziele sollten sich auf die Basisjahre 1990 und 2005 beziehen.

    Mit dem Referenzjahr 1990 würde der EU Rechnung getragen werden, deren CO2-Ausstoß in den 1990er Jahren gesunken ist. 2005 trüge unter anderem den USA und Japan Rechnung, deren Emissionen stiegen. Das Dokument lag der Deutschen Presse-Agentur dpa vor.

    Es beziffert die Anschubfinanzierung für Klimamaßnahmen in den Entwicklungsländern auf 30 Milliarden Dollar von 2010 bis 2012. Insgesamt sollten die Industriestaaten jährlich bis zu 100 Milliarden Dollar an Langfristfinanzierung aufbringen. Die Erderwärmung soll auf maximal zwei Grad gedeckelt werden.

CHINA LEHNT KONTROLLE AB

    Die Klimaziele großer Schwellenländer wie China sollten auf nationaler Ebene überprüft werden. Die Führung in Peking lehnte ab, sich bei den Klimaschutzmaßnahmen kontrollieren zu lassen.

    Die Übereinkunft soll 2016 überprüft werden mit Blick auf die Möglichkeit, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dies hatten vor allem kleine Inselstaaten gefordert, die vom Anstieg der Meeresspiegel bedroht sind.

EU TRITT NICHT IN VORLEISTUNG

    Angesichts der verhärteten Positionen anderer Staaten trat die Europäische Union nicht in Vorleistung. Bei einem EU-Sondertreffen blieb sie dabei, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 um 20 Prozent zu vermindern, wie ein Diplomat sagte. Nur wenn andere Staaten mitziehen ist die EU bereit, das Ziel bis 2020 auf 30 Prozent zu erhöhen.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hoffte ungeachtet der Streitigkeiten auf eine Einigung. "Wir verhandeln weiter", sagte Merkel der dpa.

OBAMA HAT WENIG ANZUBIETEN

    Obama, der außer der Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in den ärmsten Staaten wenig anzubieten hatte, rief den Gipfel zum Handeln auf: "Die Zeit für Reden ist vorbei."

    Zusammen mit Merkel, den "Chefs" aus Russland, Brasilien, Japan, der Europäischen Union und anderer wichtiger Länder machte sich Obama daran, ein Abkommen auszuarbeiten, das eine Erwärmung der Erde um mehr als zwei Grad verhindert.

OBAMA WILL GEMEINSAME KRAFTANSTRENGUNG

    Obama rief in seiner Rede vor den Delegationen zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf und sagte die Bereitschaft der USA zum Handeln zu. "Wir brauchen entschiedene nationale Taten, um unsere Emissionen zu senken." Als zweitgrößter Produzent gefährlicher Treibhausgase nach China seien die USA bereit, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

    Obama forderte aber stärkere Beiträge anderer Länder. Entscheidend sei dabei die Kontrolle von Klimaschutzmaßnahmen. "Ohne Überprüfbarkeit bestünde jede Übereinkunft nur aus leeren Worten auf einem Stück Papier. (...) Das macht keinen Sinn."

    Der chinesische Ministerpräsident, an den sich die Mahnung richtete, pries vor allem die bisherigen Anstrengungen seines Landes. China habe den Anteil der erneuerbaren Energie in den vergangen Jahren deutlich erhöht. Wen kündigte an, dass China seine freiwilligen Klimaziele auch umsetzen werde, wenn es keine Einigung gebe./dj/hu/vr/tb/tm/DP/js