KION-Aktie stürzt um 29 Prozent ab: KION mit Gewinnwarnung
Der Gabelstaplerhersteller KION rechnet wegen gestiegener Kosten im Projektgeschäft mit einem Verlust im dritten Quartal.
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Wie die KION Group AG mitteilte, haben verschärfte Lieferkettenengpässe sowie deutlich gestiegene Material-, Energie- und Logistikkosten in den vergangenen Monaten zu erheblichen Ergebnisbelastungen geführt. Auf Basis der jüngsten Schätzungen erwartet das MDAX-Unternehmen im laufenden Quartal nun ein bereinigtes EBIT von minus 100 bis minus 140 Millionen Euro. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte KION noch 228,9 Millionen Euro verdient.
Der Auftragseingang werde voraussichtlich deutlich unter dem Niveau des Vorjahresquartals von 3,107 Milliarden Euro liegen, hieß es weiter. Den Konzernumsatz sieht KION auf Vorjahresniveau (2,566 Milliarden Euro), den freien Cashflow deutlich unter dem Niveau des zweiten Quartals (minus 158,9 Millionen Euro).
Ein Großteil dieser Entwicklung sei auf das Segment Supply Chain Solutions (SCS) zurückzuführen, so KION. Dort werde das bereinigte EBIT im dritten Quartal voraussichtlich zwischen minus 160 und minus 190 Millionen Euro liegen nach plus 109,3 Millionen vor einem Jahr. Die Material-, Komponenten-, Lohn- und Logistikkosten für die mehrjährigen Projekte bei SCS sind laut KION erheblich gestiegen und werden voraussichtlich weiter steigen. Bislang habe SCS nur einen geringen Teil dieser Kostensteigerungen an die Kunden weitergeben können, da in den Verträgen keine entsprechenden Klauseln enthalten waren. Zudem führten Störungen in den Lieferketten weiterhin zu Projektverzögerungen.
Im Segment Industrial Trucks & Services (ITS) sieht KION das bereinigte EBIT im dritten Quartal in etwa auf dem Niveau des Vorquartals von 83,6 Millionen Euro. ITS rechne mit andauernden Engpässen bei Zulieferteilen und Komponenten, die durch einen Cyberangriff auf einen wichtigen Elektroniklieferanten des Segments im dritten Quartal verschärft wurden. Gleichzeitig ist es laut KION aber gelungen, die Zahl der sogenannten Risiko-Lieferanten zu reduzieren und die Bestände noch unfertiger Fahrzeuge im laufenden Quartal zu verringern.
"Die disruptive gesamtwirtschaftliche Situation hat Schwachstellen in unseren internen Prozessen sichtbar gemacht, die wir gründlich analysieren", sagte Vorstandsvorsitzender Rob Smith. "Wir ergreifen konsequente Maßnahmen, um das Unternehmen wieder zu profitablem Wachstum zu führen."
KION gab zudem eine neue Prognose für das Gesamtjahr 2022 aus. Die vorherige Jahresprognose hatte KION Anfang April aufgrund der makroökonomischen Unsicherheiten zurückgezogen. Nun plant KION für das laufende Jahr bei einem Auftragseingang von 11,6 bis 12,5 Milliarden Euro mit Umsatzerlösen von 10,45 bis 11,25 Milliarden. Das bereinigte Konzern-EBIT sieht KION bei 200 bis 310 Millionen Euro, und den freien Cashflow zwischen minus 700 und minus 950 Millionen.
KION bestätigte das Ziel einer EBIT-Marge von 10 bis 12 Prozent mit mehr als 10 Prozent im Segment Industrial Trucks & Services und 12 bis 14 Prozent im Segment Supply Chain Solutions. Der Zeitrahmen für die Zielerreichung wird aufgrund des volatilen makroökonomischen Umfelds laut KION weiterhin überprüft. "Unser Geschäftsmodel ist intakt. Wir sind in attraktiven Marktsegmenten tätig, in denen wir von vielen Megatrends wie etwa Automatisierung, Urbanisierung, Nachhaltigkeit und E-Commerce profitieren", sagte CEO Smith.
Die endgültigen Kennzahlen für das dritte Quartal sollen am 27. Oktober veröffentlicht werden.
KION-Aktien knicken nach Gewinnwarnung ein - Auch Jungheinrich unter Druck
Eine drastische Senkung des Geschäftsausblicks durch KION hat am Mittwoch zu einem Kursrutsch auf das tiefste Niveau seit 2014 geführt. Die Anteilsscheine des Gabelstapler-Herstellers sanken auf XETRA letztlich um 29,65 Prozent auf 23,77 Euro und weiteten ihren Jahresverlust damit auf fast drei Viertel ihres Marktwertes aus.
Papiere des Wettbewerbers Jungheinrich wurden zur Wochenmitte letztlich um 5,19 Prozent auf 21,56 Euro nach unten mitgerissen, standen aber insgesamt weitaus besser da. Sie notierten nicht nur über ihrem Jahrestief, sondern vor allem deutlich über der Corona-Talsohle vom Frühjahr 2020 bei rund 10 Euro.
Analysten fanden teilweise deutliche Worte. Der Experte Fabian Semon von der Investmentbank Oddo BHF nannte die Warnung "hässlich". Das Geschäftssegment Lieferketten sei erstmals in seiner Geschichte verlustträchtig. Semon strich seine positive Empfehlung und stuft die KION-Papiere beim fast halbierten Kursziel von 39 Euro nur noch mit "Neutral" ein. Auch die Experten von Exane BNP Paribas gaben ihre positive Einschätzung angesichts einer "harten Landung ohne Erholung in Sicht" auf.
Der Fachmann Nicholas Green von Bernstein Research ergänzte, das Problem seien offenkundig Verträge des Logistikspezialisten zu festen Preisen in der Warenhausautomation. Dadurch könnten gestiegene Kosten nicht an die Kunden weitergegeben werden.
Experte Sven Weier von der Schweizer Großbank UBS hofft noch, dass die Warnung ein reinigendes Gewitter darstellt. Dies hänge aber ganz davon ab, wie viel Zuversicht das Management auf einer Telefonkonferenz hinsichtlich bereits eingeleiteter und möglicherweise neuer Gegenmaßnahmen verbreiten könne, so Weier.
FRANKFURT (Dow Jones/dpa-AFX)
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