Wells Fargo: Die Inflation ist fast am Höhepunkt - so sollten sich Anleger positionieren
Die hohen Preise sorgen weiterhin für Unruhe unter Verbrauchern und Anlegern gleichermaßen. Dabei wird von Experten nach Zeichen Ausschau gehalten, wann sich die Teuerung wieder abschwächen könnte. Wells Fargo sieht nun Anzeichen dafür, dass sich die Inflation ihrem Höhepunkt nähert.
Werte in diesem Artikel
• Preise steigen weiter an
• Wells Fargo sieht Höhepunkt der Inflation voraus
• Zyklische Werte gefragt
Stark anziehende Preise belasten die Wirtschaft seit Beginn der Corona-Pandemie. Verantwortlich sind verschiedene Faktoren wie Lieferengpässe, Materialknappheit und die extrem expansive Geldpolitik der Notenbanken zur Abfederung der durch die Corona-Krise verursachten wirtschaftlichen Abschwächung. Auch wenn Experten zunächst davon ausgegangen waren, die hohen Preise seien nur von kurzer Dauer, hat die Inflation in den letzten Monaten kontinuierlich zugenommen. Wie die Bundesbank jüngst verlautete seien Inflationsraten in Deutschland von knapp 6 Prozent bis Jahresende durchaus denkbar.
Die hohen Preise jedoch belasten, neben der wieder stark angestiegenen Neuinfektionszahlen, die sich noch erholende Konjunktur, sodass die Erholung immer mehr ins Stocken gerät. Kein Wunder also, dass Verbraucher und Ökonomen gleichermaßen nach Anzeichen schauen, wann die Teuerung wieder zurückgehen könnte.
Rohstoffpreise fallen bereits
Eines dieser Anzeichen sind laut der US-Großbank Wells Fargo die Rohstoffpreise für Fertigerzeugnisse. Diese seien vor Kurzem wieder zurückgegangen, was darauf hindeuten könnte, dass auch die Preise für die Fertigerzeugnisse selbst bald wieder fallen, wie Wells Fargo-Stratege Scott Wren in einem Telefon-Interview mit MarketWatch verriet. Als Beispiele nennt Wren hier die Preise von "Holz, Kupfer und Sojabohnen", die mittlerweile "bedeutend geringer" ausfielen also noch zu Anfang dieses Jahres.
In einem Bericht des Strategen, den dieser gemeinsam mit seinem Kollegen Paul Christopher verfasste, wird daher angenommen, dass die Rohstoffpreise mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht haben könnten. Typischerweise zeigen die Preise zwölf Monate im Voraus, wie sich die Verbraucherinflation entwickeln dürfte. Aus diesem Grund geht Wren davon aus, dass sich "die Verbraucherinflation bis Mitte des Jahres etwas und bis Ende 2022 wesentlich verlangsamen" dürfte. Konkret schätzt Wells Fargo, dass sich die Inflation im nächsten Jahr um rund 4 Prozent bewegen dürfte. Im Oktober hatte die Rate im Vergleich zum Vorjahresmonat in den USA 6,2 Prozent betragen.
Zuliefer-Situation verbessert sich
Neben den fallenden Rohstoffpreisen würde laut Wren und Christopher auch die sich entspannende Zulieferer-Situation für eine bald abnehmende Teuerung sprechen: "Fabriken in Asien öffnen wieder und einige Transportkosten erreichen ihren Höhepunkt", schrieben die beiden Experten. Dennoch könnte die Teuerungsrate noch etwas ansteigen, bevor sie dann den Abwärtstrend im nächsten Jahr einschlägt. Aus diesem Grund sollten Anleger bei der Gestaltung ihrer Portfolios die weiterhin erhöhten Inflationsraten mit einbeziehen. Wells Fargo selbst setze auf zyklische Sektoren wie die Industrie, Rohstoffe und das Finanzwesen. Aus dem Energiesektor habe die Bank hingegen Geld abgezogen. Wren erklärte dies mit dem bereits sehr starken Lauf des Energiebereichs. Bei der beschriebenen Strategie wird davon ausgegangen, dass die Wirtschaft anziehen dürfte, weshalb das Finanzhaus davon abrät, auf langfristige Anlagen mit festem Zins zu setzen. Allerdings gelte dies auch für kurzfristige festverzinsliche Assets, da eingepreist werden müsse, dass die US-Notenbank Fed auf die wachsende Inflation reagiere.
Nachdem US-Präsident Joe Biden erst kürzlich den aktuellen Fed-Chef Jerome Powell für eine erneute Amtszeit nominierte, wird mittlerweile am Markt für das nächste Jahr mit drei Zinsschritten in den USA gerechnet.
Redaktion finanzen.net
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