Rohstoffe Spezial

Nach dem Rohstoff-Crash: Wo Investmentguru Jim Rogers jetzt einsteigt

aktualisiert 01.06.11 11:42 Uhr

Trotz des jüngsten Preiseinbruchs bei Silber, Kaffee und Co ist der Aufwärtstrend bei Rohstoffen intakt. Wo sich neue Chancen auftun, wo Anleger jetzt zugreifen können.

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

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3,38 USD 0,16 USD 4,81%

2.665,22 USD 16,10 USD 0,61%

2,98 USD 0,01 USD 0,34%

8.967,85 USD 1,43 USD 0,02%

4,30 USD -0,01 USD -0,12%

15.801,50 USD 173,00 USD 1,11%

74,10 USD 1,00 USD 1,37%

70,08 USD 1,05 USD 1,52%

31,04 USD 0,18 USD 0,58%

220,75 EUR 1,00 EUR 0,46%

2.975,92 USD 32,27 USD 1,10%

29.137,50 USD 525,00 USD 1,83%

0,21 USD -0,00 USD -1,34%

von Marc Hoffmann, €uro am Sonntag

Eine Korrektur an den Rohstoff­märkten war nur eine Frage der Zeit. Die Wucht, mit der sie vor vier Wochen einsetzte, überraschte dann aber doch: Öl fiel um 15 Prozent, Weizen um 13 Prozent, Silber um 30 Prozent.

Crash-Szenarien machten die Runde. Auslöser waren jedoch weniger schlechte Fundamentaldaten als ein technischer Eingriff in den Handel. Mehrere Rohstoffbörsen hatten beinahe zeitgleich ihre Margin-Anforderungen erhöht (siehe Investor-Info). Händler wurden dadurch zum Verkauf größerer Positionen gezwungen. Da der Markt durch die Talfahrt der Aktienmärkte im März bereits nervös war, sprangen viele auf den Verkaufszug auf. So gerieten nahezu alle Rohstoffe unter die Räder.

Mittlerweile scheint der Ausverkauf jedoch beendet. Die Preise erholen sich. Und der Optimismus kehrt zurück. Die Rohstoffhausse geht weiter, meint daher Analystin Gayle Berry von Barclays Capital: „Die Welt­konjunktur entwickelt sich relativ robust, was dafür spricht, dass Rohstoffe gefragt bleiben sollten.“

Ähnlich sieht das die Fondsgesell­schaft Pioneer. Peter Königbauer, Manager des Pioneer-Commodity-­Alpha-Fonds, macht nach der Korrektur besonders bei Agrarrohstoffen attraktive Einstiegskurse aus: „Die ­angespannte Situation in den Lagern deutet auf steigende Preise bei Mais und Weizen hin.“ Vor allem bei Weizen wird in diesem Jahr durch die anhaltende Trockenheit in China und Europa mit schlechteren Ernten gerechnet. Bis zum Sommer könnten die Preise daher um bis zu 30 Prozent zulegen.

Auch für hochwertigen Arabica-Kaffee, der in der Spitze um bis zu 15 Prozent korrigierte, sehen Experten weiteres Potenzial: „Schlechtes Wetter hat die Ernte von Kolumbien bis nach Kenia geschmälert“, schreibt etwa die Bank Vontobel in einer aktuellen Studie. Hinzu kommt, dass traditionelle Teetrinkernationen wie China oder Indien vermehrt auf Kaffee umsteigen. Daher rechnen die Schweizer bis zum Jahresende mit einem Preisaufschlag von bis zu 20 Prozent für Arabica-Bohnen.


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Beim Industriemetall Kupfer besteht hingegen derzeit nur noch begrenztes Aufwärtspotenzial. Der Grund ist, dass China, einer der größten Abnehmer, eine sehr rigide Einkaufspolitik verfolgt. George Cheveley, Portfoliomanager bei Investec, erklärt: „Bei Preisen über 60.000 Ren­minbi je Tonne (9.000 US-Dollar) hat China bislang immer seine Kupferkäufe gestoppt.“ Da die Preise aktuell bei 8.850 US-Dollar je Tonne liegen, besteht zwar eine gewisse Unter­stützung nach unten, Preisanstiege über die Marke von 9.000 Dollar sind aber vorerst nicht zu erwarten. Besser sieht es hingegen bei Zinn aus. Hier ist der Bedarf in den vergangenen Jahren durch die Elektroindustrie enorm gestiegen.

Da das Metall früher als billige Massenware galt, wurden keine neuen Vorkommen erschlossen. Nun können die Fördermengen nicht schnell genug erhöht werden, um den steigenden Bedarf zu decken. Das International Tin Research Institute (ITRI) rechnet daher für 2011 mit einem Defizit von 20.000 Tonnen. Dies sollte den Zinnpreis im Jahresverlauf weiter beflügeln.

Für Zink und Nickel hat der ­Metallspezialist Cheveley hingegen schlechte Nachrichten: „Hier besteht noch immer ein massives Überangebot, das im Jahresverlauf weiter auf die Preise drücken wird.“

Unsicher sind sich die Experten dagegen, welchen Weg der Crash-König Silber künftig beschreiten wird. „Das Einzige, worüber wir bei Silber derzeit sicher sein können, ist, dass die Achterbahnfahrt anhalten wird“, meint etwa die UBS. Anders als Rohstoffguru Jim Rogers rät die Großbank daher, den Silbermarkt vorerst vom Spielfeldrand aus zu beobachten.

Und die Energierohstoffe? Hier scheint mittelfristig besonders US-Erdgas attraktiv. Denn Länder wie Indien oder China wollen ihre Energieprobleme verstärkt durch den Bau von Gaskraftwerken lösen. Allein in China sollen bis 2030 knapp 1.000 neue E-Werke entstehen. Kanada und die USA besitzen zwar große Vorkommen, konnten den Stoff bislang aber nicht transportieren. Ab 2014 wird dieses Problem jedoch gelöst: Gewaltige Gasverflüssigungsanlagen, sogenannte LNGs, nehmen dann in Kanada ihren Betrieb auf. Als Folge sollte der Absatz und damit auch der Preis für nordamerikanisches Erdgas deutlich steigen.

Jim Rogers: „Silber ist keine Blase“

€uro am Sonntag: Wie haben Sie das Platzen der Silberblase erlebt?
Jim Rogers:
Die Hunt-Brüder waren religiöse Menschen. Sie hatten in der Bibel gelesen, dass Gold 16-mal so viel wert ist wie Silber. Als Gold durch die Decke ging und Silber nicht mitstieg, kauften sie in den 70er-Jahren alles Silber, das sie bekommen konnten.

Wir meinten eigentlich die aktuelle Blase.
Blase? Welche Blase?

Als der Preis für eine Feinunze im April in Richtung 50 US-Dollar schoss.
Da habe ich verkauft. Aber das war keine Blase. Der Preis war nur zu schnell gestiegen. Was raketenartig steigt, korrigiert eben auch scharf. Bei 35 Dollar bin ich wieder eingestiegen. Die Hunt-Brüder lagen ja im Grunde nicht falsch. Als die USA gegründet wurden, kostete Gold das 15-Fache des Silberpreises. Ende der 70er war das historische Preis­gefüge durcheinandergeraten.

Und die Hunt-Brüder gingen pleite.
Weil sie übersehen hatten, dass Gold damals viel zu teuer war.

Und heute?
Heute ist Gold lediglich stabil, während die Papierwährungen verfallen. US-Notenbankchef Ben Bernanke ist ein exzellent ausgebildeter Mann – im Gelddrucken. Er hat die Gewalt über die Druckerpresse und ist außer Kontrolle geraten.

Sie glauben nicht an ein Ende der lockeren Geldpolitik in den USA?
Selbst wenn Bernanke sich eine Pause gönnen sollte: Beim geringsten Anzeichen von Konjunkturschwäche wird er wieder Geld drucken wie ein Weltmeister. Zum Glück gibt es einen limitierenden Faktor.

Welchen?
Wussten Sie, dass Dollarscheine größtenteils aus Baumwolle bestehen? Glücklicherweise ist die Menge an Baumwolle begrenzt, also kann er nicht unendlich drucken.

Womit wir bei ­Ihrem Lieblingsthema wären: Agrarrohstoffe. Fühlen Sie sich manchmal schlecht bei Ihren Investments?
Warum sollte ich?

Politiker predigen landauf, landab, dass die Lebensmittelpreise durch Spekulation in die Höhe getrieben werden.
Dann fragen Sie mal die Witwen der mehr als 1.000 indischen Bauern, die sich jedes Jahr umbringen, weil sie ihre Familien nicht mehr ernähren können. Die Preise für Agrarrohstoffe müssen steigen, sonst nimmt der Hunger in der Welt noch zu. Wenn sich der Anbau von Lebensmitteln nicht mehr lohnt, gibt es gar nichts mehr zu essen.

Wie weit werden die Preise steigen?
So hoch, dass es ­unsere Vorstellungskraft sprengt. Auch wenn sich der Zuckerpreis seit dem Tief fast verzehnfacht hat, liegt er noch immer um 70 Prozent unter dem Niveau von 1974! Der Preis kann sich also erneut verdreifachen. Und wer sagt uns, dass es im laufenden Zyklus nicht ein neues Rekordhoch geben wird?

Interview: Jens Castner

Investor-Info

Nachfrage verdoppelt sich
Schwellenländer im Baurausch

Bauprojekte sind besonders rohstoffintensiv. Allein in Schwellenländern werden bis 2017 rund 24 Billionen US-Dollar (17 Billionen Euro) für Infrastrukturprojekte ausgegeben. Fast denselben Betrag wenden derzeit die Industrienationen für die Instandhaltung ihrer Bauwerke auf.
Infrastrukturausgaben (pdf)

Margins
Auslöser des Kursrutschs

Margins sind eine Art Pfand, das Warenterminhändler bei der Börse hinterlegen müssen. Um zum Beispiel ­einen Silberkontrakt über 5.000 Unzen (Wert: 185.000 US-Dollar) handeln zu dürfen, mussten Händler bis vor vier Wochen 11.700 Dollar als Sicherheit stellen. Ende April schraubten dann jedoch viele Börsen ihre Margin-Anforderungen binnen weniger Tage um bis zu 75 Prozent in die Höhe. Wer einen Silberkontrakt hielt, musste jetzt statt 11.700 Dollar plötzlich 20.475 Dollar zahlen. Über die Erhöhung wurden die Händler mit einem so­genannten Margin-Call informiert. Wer über genügend Kapital verfügte, konnte Geld nachschießen. Alle anderen mussten ihre Positionen sofort verkaufen. Das ver­ursachte einen starken Kursrutsch.

Fondsempfehlung
Investec Dynamic Resources

Der Fonds von Manager George Cheveley investiert ausschließlich in Aktien von Unternehmen, die sich mit dem Abbau, der Verarbeitung oder dem Transport von Bodenschätzen befassen. Cheveley ist überzeugt, dass Aktien­engagements weniger schwanken als direkte Rohstoffinvestments. In den vergangenen zwölf Monaten ging sein Plan auf. Der Fonds legte um 42,6 Prozent zu.

Zertifikate und ETCs
Direktinvestments in Gas & Zinn

Wer physisch in Weizen investieren will, kann zum Beispiel den Wheat ETC (ISIN: DE 000 A0K RJ9 3) von ETF-­Securities erwerben. Die besicherte Schuldverschreibung bildet eins zu eins die Entwicklung des Weizenpreises ab. Vom selben Anbieter kommt ein ETC, mit dem Anleger auf steigende Kaffeepreise setzen können: Der ETFS Coffee ETC (ISIN: DE 000 A0K RJT 2). Für Zinn gibt es bislang nur wenige Anlageinstrumente. Eines ist das Zinn-Open-End-Indexzertifikat (ISIN: DE 000 SG0 F6Q 1) der Société ­Générale. Es basiert auf dem Zinnpreisindex der LME (London Metal Exchange) und bildet diesen exakt nach. Für ein Investment in Erdgas empfiehlt sich das Natural-Gas-Strategy-Indexzertifikat (ISIN: DE 000 VFP 9NG 0) der Bank Vontobel. Der Index spiegelt – je nach Terminmarktkurve – entweder den Erdgaspreis oder die Entwicklung der Aktien von 15 US-Gasunternehmen wider.