Wall Street-Bär befürchtet Einbruch der US-Börsen - wie man sich dagegen wappnet

Peter Berezin, Chefstratege von BCA Research, befürchtet, dass sich die USA bereits in einer Rezession befinden könnten und bleibt deshalb weiter bärisch für den breiten US-Aktienmarkt. Doch er hat auch einige Tipps, wie sich Anleger angesichts dessen positionieren können.
• Peter Berezin bärisch für US-Aktienmarkt
• Erhöhte Rezessionssorgen aufgrund Trumps Handelspolitik
• Der Wall Street-Stratege rät zu defensiven Anlageformen
Nachdem der S&P 500 im vergangenen Jahr um enorme 23 Prozent zulegen konnte ging die Mehrzahl der Wall Street-Strategen optimistisch ins Jahr 2025. Zu den wenigen Pessimisten gehörte jedoch Peter Berezin, dessen Jahresendziel für den Index laut "MarketWatch" nur bei 4.450 Punkten lag, während der Durchschnitt ihn bei 6.500 Zählern sah.
Von seiner bärischen Einstellung ist Berezin auch bisher nicht abgerückt. In seinem Worst-Case-Szenario geht der Stratege sogar von einem Tiefststand von 4.200 Punkten für den Index in diesem Jahr aus. Das schließe zwei Annahmen ein: Der S&P 500-Gewinnmultiplikator sinkt von derzeit rund 21 auf 17 und die Gewinnschätzungen fallen um 10 Prozent.
Rezessionssorgen
"Ich denke, dass eine Rezession die treibende Kraft sein wird", begründete Berezin gegenüber "MarketWatch" seine Zurückhaltung. "Die Erträge und die Wirtschaft sind eng miteinander verknüpft, so dass es schwierig ist, das eine ohne das andere zu sehen." Seiner Meinung nach bestehe eine 50:50-Chance, dass sich die USA sogar bereits in einer Rezession befinden. Zwar werde es noch eine Weile dauern bis man es wisse, jedoch "könnte der März sehr wohl das Startdatum für diese Rezession sein", so der Stratege.
Wie Berezin erläuterte, habe man bei BCA Research nach den US-Wahlen eine erhöhte Rezessionswahrscheinlichkeit gesehen, weil man überzeugt gewesen sei, dass Trump in mancher Hinsicht negative Auswirkungen haben würde, vor allem im Bereich des Handels. Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung an der Wall Street habe er nie geglaubt, dass Zölle für Trump nur ein Verhandlungsinstrument seien. Stattdessen sei er überzeugt, dass Trump die Zölle wollte, weil er "im Grunde seines Herzens ein Protektionist ist" und das Geld wegen des großen Haushaltsdefizits braucht.
"Ich muss sagen, ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde, ich hätte nicht gedacht, dass wir Anfang März 25 Prozent Zölle auf Kanada und Mexiko haben würden... die Dinge haben sich sogar noch schneller verschlechtert als erwartet", kommentierte er die Entwicklung im Zolldisput.
Wie sollen Anleger nun vorgehen?
Angesichts der drohenden Rezession rät der Experte Anlegern zu einer vorsichtigen Herangehensweise: "Ich denke, man sollte sich weitgehend von Aktien fernhalten. Ich meine, wenn Sie investiert sein müssen, dann sollten Sie Ihr Portfolio auf jeden Fall in defensivere Sektoren umschichten, wie z. B. Konsumgüter des täglichen Bedarfs, Gesundheitswesen, Versorger, vielleicht bis zu einem gewissen Grad", so Berezin. Fernhalten sollte man sich hingegen von Technologie-, zyklischen Konsumgüter-, Industrie-, Rohstoff- und Finanzwerten sowie von Kryptowährungen.
Stattdessen rät Peter Berezin dazu, sich eher abseits von Aktien umzusehen: "Man sollte mehr Anleihen besitzen. Sie sollten mehr Bargeld halten. Sie sollten mehr Gold besitzen. Wenn man Devisengeschäfte machen kann, sollte man die sehr sicheren, defensiven Währungen wie den japanischen Yen oder den Schweizer Franken besitzen. Es gibt also Verstecke, in denen man nicht viel Geld verdienen kann, aber man kann potentiell vermeiden, dass man viel Geld verliert", argumentiert der Experte.
Lichtblick
Die von ihm befürchtete negative Entwicklung sei jedoch vermeidbar, falls US-Präsident Donald Trump vollständig von seiner Zollagenda ablasse - damit es dazu kommt, müssten Aktien aber "ziemlich stark fallen", sagte Berezin.
Tatsächlich trat Trump inzwischen schon auf die Bremse: Zwar waren Anfang März Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko in Kraft getreten, jedoch hat die US-Regierung diese Zölle inmitten stark fallender Aktienkurse teilweise ausgesetzt. Für Waren aus den beiden Nachbarstaaten, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen, würden bis zum 2. April keine Strafabgaben gelten, hieß es aus dem Weißen Haus.
Auf chinesische Importe wurden hingegen weitere Zölle verfügt. Außerdem wird im Handel davon ausgegangen, dass auch Zölle auf Waren aus Europa kommen werden. Insgesamt sorgt Trump also weiter für große Unsicherheit an den Märkten.
Redaktion finanzen.net
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