Reparationsforderungen

Streit eskaliert: Griechen drohen mit Pfändung deutscher Immobilien

11.03.15 15:35 Uhr

Streit eskaliert: Griechen drohen mit Pfändung deutscher Immobilien | finanzen.net

Im Streit um Reparationsforderungen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg werden die Wortgefechte immer härter. Nun steht die Drohung im Raum, möglicherweise deutsche Immobilien in Griechenland zu pfänden.

Der Ton zwischen Athen und Berlin wird immer schärfer. Der griechische Justizminister Nikos Paraskevopoulos hat nun damit gedroht, die Pfändung deutscher Immobilien in Griechenland zu erlauben, wenn es mit Deutschland nicht zu einer Einigung über die griechischen Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg kommen sollte.

"Ich beabsichtige die Erlaubnis zu geben", so der Politiker im griechischen Fernsehen. Entscheiden müsse dies aber die Regierung unter Premierminister Alexis Tsipras, so Paraskevopoulos weiter.

Wiedergutmachung an Hinterbliebene gefordert

Konkret geht es bei den Forderungen der Griechen um Wiedergutmachung für ein Massaker der deutschen Wehrmacht im mittelgriechischen Distomo, bei dem im Jahr 1944 218 Opfer zu beklagen waren. Der höchste griechische Gerichtshof (Areopag) hatte im Jahre 2000 nach einer Klage der Hinterbliebenen beschlossen, deutsches Eigentum in Griechenland dürfe beschlagnahmt und gepfändet werden, um die Kläger zu entschädigen. Den Hinterbliebenen der Opfer waren von einem Landgericht in der Provinzstadt Livadeia zuvor 28 Millionen Euro Entschädigungen zugesprochen worden.

Griechen-Parlament prüft ebenfalls Anspruch

Neben den - vergleichsweise überschaubaren - Forderungen an die Hinterbliebenen der Opfer von Distomo prüft auch die griechische Regierung weiterhin mögliche Ansprüche an die Deutschen. Premierminister Alexis Tsipras erklärte, Deutschland sei nach dem Zweiten Weltkrieg "zurecht" mit einem Schuldenschnitt geholfen worden, um wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Gespräche mit Athen über Reparationen seien deutsche Regierungen allerdings von jeher aus dem Weg gegangen, auch mit "juristischen Tricks", so Tsipras weiter.

Tsipras hatte bereits bei der Vorstellung seines Regierungsprogramms die Forderung an Deutschland bekräftigt, Kriegsschulden des Hitler-Regimes in Höhe von - nach griechischer Rechnung - 11 Milliarden Euro zu begleichen. Es geht um einen Zwangskredit über 476 Millionen Reichsmark, den die Nazis 1942 von der griechischen Notenbank erhoben. Dessen Rückzahlung war zwar vertraglich vereinbart worden, doch die Gelder bekam Griechenland bis heute nicht. Eine von einer Arbeitsgruppe erstellte griechische Studie kommt nach Medienberichten auf eine Summe von rund 162 Milliarden Euro.

   Die meisten griechischen Parteien, darunter Tsipras' Syriza-Bündnis, unterstützen das Vorhaben, Deutschland in der Entschädigungsfrage in die Pflicht zu nehmen. Die Syriza-Abgeordnete Vouli Zoé Konstantopoulou bezeichnete am Dienstag die "Einforderung der Kriegsreparationen als nationales Thema". Die Wiedereinsetzung der Parlamentskommission solle die europäische Öffentlichkeit in der Frage "sensibilisieren".

Redaktion finanzen.net mit Material von Dow Jones Newswires

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