Strategie: Erfolgreich investieren geht auch einfach
Schon in den 1960er-Jahren wurde das Momentum als Wegweiser für Aktienkäufe entdeckt. Wie die Strategie funktioniert, auf welche Momentum-Aktien Anleger aktuell setzen.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Größer, immer schneller. Hochleistungscomputer wälzen in Sekunden riesige Datenblöcke und suchen nach auffälligen Mustern. "Big Data" gehört zu den großen Trends des 21. Jahrhunderts. Es geht aber auch anders: Ein Blatt Papier und ein Stift reichen, um eine erfolgreiche Börsenstrategie umzusetzen. Entwickelt wurde sie in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als Computer die Größe von Kleiderschränken hatten und Texte auf der Schreibmaschine gehackt wurden.
Der Amerikaner Robert Levy ackerte damals für seine Doktorarbeit die Kursentwicklung von 200 US-Unternehmen durch. Dabei entdeckte er: Viele Aktien haben sich über einen erstaunlich langen Zeitraum überdurchschnittlich gut entwickelt, während andere über Jahre hinweg schlecht liefen.
Um dieses Phänomen - das Momentum einer Aktie - zu erfassen, entwickelte Levy eine Formel: Er nahm den aktuellen Kurs einer Aktie und setzte ihn in Relation zum durchschnittlichen Kurs dieser Aktie in den vorangegangenen Wochen. Das Ergebnis der Berechnung ist die "Relative Stärke" einer Aktie. Ein Wert größer 1 bedeutet nach Levys Definition, dass sich die Aktie in einer Aufwärtsbewegung befindet - bei einem Wert kleiner als 1 entsprechend in einem Abwärtssog.
Für eine Simulation wählte Levy jeweils die Aktien mit der höchsten Relativen Stärke aus und bildete daraus mehrere Depots. Rückgerechnet auf die Jahre 1960 bis 1965 schnitt Levy mit seiner Strategie jährlich um bis zu 15 Prozent besser ab als der breite amerikanische Aktienmarkt. Das eindrucksvolle Resultat sorgte für Aufsehen - schließlich steht Levys Ansatz im Widerspruch zu klassischen Investmenttheorien.
Berühmte Börsianer wie Warren Buffett setzen gern auf Papiere, die bei der Masse der Anleger in Ungnade gefallen und deshalb niedrig bewertet sind. Solche Aktien sind meist dem breiten Markt hinterhergelaufen und liegen deshalb in einer Momentum-Rangliste auf den hinteren Plätzen. In Levys Welt sind sie damit uninteressant. Seine Favoriten sind bereits deutlich gestiegen und damit oft auch anspruchsvoll bewertet. Das aber ist nach Überzeugung von Momentum-Investoren egal. Ähnlich wie in der Charttechnik, bei der ausschließlich die Kurskurve einer Aktie oder eines Index untersucht wird, spielen klassische Bewertungskennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder der Buchwert keine Rolle.
Wie jede Strategie hat die Relative Stärke Schwächen. Das legte auch eine Echtzeitanalyse von €uro am Sonntag offen. Im Jahr 2002 unterzog die Redaktion die Levy-Strategie einem Stresstest. Basis für die Aktienauswahl war der Euro Stoxx 50. Das Depot verlor in jenem Jahr mehr als 40 Prozent an Wert, entwickelte sich rund fünf Prozentpunkte schlechter als der Vergleichsindex.
Für die extreme Abweichung zu den Resultaten von Levy gibt es eine Erklärung: Levy testete seine Theorie in einer Phase, in der die Aktienmärkte zulegten. Die Simulation von €uro am Sonntag fiel hingegen in einen der schlimmsten Crashs der Börsengeschichte. Dass Momentum-Werte in deutlich fallenden Märkte einen schweren Stand haben, ist nachvollziehbar: Geht es auf breiter Front abwärts, werden vor allem jene Aktien hart getroffen, die zuvor besonders deutlich gestiegen sind - also Momentum-Werte.
Um diese Schwäche zu beheben, hat der Analyst und Buchautor Ralf Görke das Momentum-System um eine "Timing-Komponente" erweitert. Dabei wird ähnlich wie bei einer Aktie das Momentum für Indizes berechnet. Fällt der Wert dieses Zusatzindikators unter 1, sollten Anleger ihr Momentum-Depot leer räumen. In einer Simulation für die Jahre 1995 bis 2008 war Görkes Depot mit dieser Formel nur in siebeneinhalb der 13 Jahre investiert und konnte einen Teil der Schwächephase aussitzen.
Es gibt weitere Schwachpunkte. Jedes Momentum geht einmal zu Ende. Wie bei der Flugbahn eines Balls wird auch eine Aktie irgendwann einen Hochpunkt erreichen und danach fallen. Ein Momentum-Investor läuft also Gefahr, eine Aktie zum ungünstigsten Zeitpunkt zu kaufen. Probleme gibt es auch in Seitwärtsmärkten: Dann sendet das Momentum häufig Fehlsignale, da klare Trends fehlen.
Über lange Zeiträume aber hat die Strategie oft überdurchschnittliche Resultate geliefert. Das belegen mehrere Studien zu unterschiedlichen Ländern, darunter auch zum deutschen Aktienmarkt. Eine Erklärung liefert die Börsenpsychologie: Anleger brauchen Zeit, um Nachrichten in Investments umzusetzen. Am Ende einer langen Börsenkrise beispielsweise investieren sie aus Angst vor Rückschlägen zunächst nur kleinere Beträge; erst wenn die Kurse steigen, fließt mehr Geld in den Markt. Oft werden zudem neue Entwicklungen bei einzelnen Unternehmen zunächst nur von einem kleinen Kreis von Insidern und Experten erkannt. Erst wenn diese Gruppe mit Käufen den Kurs nach oben treibt, wird die Masse aufmerksam. Das steigert die Nachfrage nach der Aktie und schiebt den Kurs weiter nach oben. Durch diese Dynamik entsteht ein lang gezogener Aufwärtstrend.
Um Levys Strategie umzusetzen, sammelt ein Anleger die Wochenschlusskurse aller Aktien eines Index und errechnet daraus die relative Stärker der einzelnen Titel.
Es reicht auch ein Blick in den Kursteil von €uro am Sonntag. Dort sind die RSL-Werte zu den wichtigsten Aktien aufgelistet. Basis sind die Schlusskurse der letzten sechs Monate. Dabei weicht die Redaktion leicht vom Original ab: Während Levy ursprünglich nur die jeweiligen Wochenschlusskurse berücksichtigte, hat die Redaktion alle Tageschlusskurse ausgewertet. Dadurch ist Datenbasis breiter. Eine Relative Stärke von 1 nach Levy entspricht im Kursteil von €uro am Sonntag einem Wert von 100, das Prinzip aber ist identisch.
Beim DAX, der mit 30 Mitgliedern für einen Index eher klein ist, setzt ein Momentum-Investor auf die ersten drei Aktien der RSL-Rangliste. Bei großen Indizes wie dem HDAX mit den 110 wichtigsten deutschen Unternehmen kann das Depot entsprechend größer ausfallen. Verkauft wird eine Aktie, wenn deren Momentum zu stark abflacht. Levy hat in seinen Simulationen die Reißleine gezogen, wenn eine Aktie aus dem obersten Drittel der Rangliste herausgefallen ist. Für den DAX würde das bedeuten, dass eine Aktie verkauft wird, wenn sie auf einen Platz schlechter als 20 rutscht. Das frei werdende Geld wird neu in die dann aktuellen Topwerte der Rangliste investiert.
Strategien, die auf streng mathematischen Kriterien aufbauen, haben den Reiz, dass sie die Emotionen und damit eine potenzielle Fehlerquelle ausschalten. Trotzdem sollten Anleger Daten stets hinterfragen. Beispielsweise können Übernahmeangebote den Aktienkurs eines Unternehmens nach oben treiben. Das Potenzial ist dann oft ausgereizt.
€uro am Sonntag hat aus den Momentum-Werten drei Aktien herausgefiltert, die auch fundamental attraktiv erscheinen. Neben dem HDAX wurde der amerikanische Nasdaq 100 untersucht, da US-Techwerte oft eine besonders starke Dynamik entwickeln.
Investor-Info
Momentum-Aktien
Viel Dynamik
Dialog hat das höchste Momentum im HDAX. VertexPharma ist nach einer Erfolgsmeldung aus der Produktentwicklung um 40 Prozent gesprungen - das hat das Momentum extrem verzerrt.
Drillisch
Hohe Dividende
Der Mobilfunkdienstleister steigert die Erträge pro Kunden. Gestärkt wird die Marktstellung durch neue Kapazitäten, die Telefónica Deutschland zur Verfügung stellt. Die Aktie ist nicht mehr billig, die Dividendenrendite aber ungewöhnlich hoch.
Kuka
Gewinnsprung voraus
Der Roboterhersteller profitiert von der zunehmenden Automatisierung der Produktion. Das Geschäftsjahr 2014 wird durch einige Sondereffekte belastet, 2015 dürfte der Gewinn spürbar steigen. Zudem könnte Kuka Übernahmeziel werden.
Micron Technology
Nachfrage zieht an
Moderne Computer brauchen leistungsstärkere Chips. Davon profitiert der US-Chiphersteller. Micron hat zuletzt starke Quartalsergebnisse vorgelegt und weiter Überraschungspotenzial.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Nachrichten zu Micron Technology Inc.
Analysen zu Micron Technology Inc.
Datum | Rating | Analyst | |
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19.12.2024 | Micron Technology Buy | UBS AG | |
26.09.2024 | Micron Technology Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
27.06.2024 | Micron Technology Buy | UBS AG | |
21.12.2023 | Micron Technology Buy | UBS AG | |
22.12.2022 | Micron Technology Outperform | Credit Suisse Group |
Datum | Rating | Analyst | |
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19.12.2024 | Micron Technology Buy | UBS AG | |
26.09.2024 | Micron Technology Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
27.06.2024 | Micron Technology Buy | UBS AG | |
21.12.2023 | Micron Technology Buy | UBS AG | |
22.12.2022 | Micron Technology Outperform | Credit Suisse Group |
Datum | Rating | Analyst | |
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08.04.2019 | Micron Technology Market Perform | Cowen and Company, LLC | |
19.12.2018 | Micron Technology Hold | Needham & Company, LLC | |
19.12.2018 | Micron Technology Sector Perform | RBC Capital Markets | |
28.11.2017 | Micron Technology Hold | Standpoint Research | |
13.12.2016 | Micron Technology Hold | Loop Capital |
Datum | Rating | Analyst | |
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24.05.2017 | Micron Technology Reduce | Standpoint Research | |
10.06.2011 | Micron Technology sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
09.12.2008 | Micron Technology Neueinschätzung | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.09.2008 | Micron Technology Ersteinschätzung | JMP Securities LLC | |
04.04.2008 | Micron Technology below average | Caris & Company, Inc. |
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