Daimlers Marge weiterhin mager
Die Automobilbranche in Europa nimmt immer noch keine Fahrt auf, im Gegenteil.
Aktuellen Zahlen des Branchenverbands ACEA zufolge sind die Pkw-Zulassungen in Europa im Juni erneut geschrumpft – und zwar um gut 6 Prozent auf knapp 1,2 Millionen Fahrzeuge. Gegen den Trend stemmen konnte sich unter anderem Mercedes mit einem Plus von 2 Prozent. Auch die am Mittwoch präsentierten endgültigen Zahlen für das abgelaufene Quartal können sich sehen lassen, zumindest auf den ersten Blick. So verdiente Daimler nach Steuern im zweiten Jahresabschnitt knapp 4,6 Milliarden Euro, nach rund 1,6 Milliarden Euro vor Jahresfrist. Allerdings wurde das Ergebnis durch den milliardenschweren Verkauf der EADS-Anteile positiv beeinflusst. „Daimler geht es gut und es wird noch besser in diesem Halbjahr und vor allem 2014“, so Konzernchef Dieter Zetsche. Das ist auch bitter nötig.
Ehrgeiziges Renditeziel Denn der Gewinn vor Zinsen und Steuern aus fortgeführten Geschäften liegt mit 2,1 Milliarden Euro gut 200 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Zudem schneidet Daimler mit einer Umsatzrendite von 6,4 Prozent nicht nur schlechter ab als die Konkurrenten BMW und Audi, sondern ist mit diesem Wert auch noch weit vom mittelfristigen Umsatzrendite-Ziel in Höhe von 10 Prozent entfernt. Erreicht werden soll dieses Ziel unter anderem mit der neuen S-Klasse, die im Mai vorgestellt wurde und laut Firmenlenker Zetsche auf „hervorragende Resonanz stößt“. Aber auch von der kompakten A- und B-Klasse sowie von der im Frühling aufgefrischten E-Klasse erhofft sich Daimler einen Schub. Ob das Margen-Ziel aber tatsächlich erreicht wird, darf zumindest bezweifelt werden. Kurzum: Nach der zuletzt erfreulichen Kursentwicklung könnte die Luft für die Aktie nun etwas dünner werden. Anlageprodukte, die einen Puffer bieten, könnten daher die bessere Wahl sein als ein Direktinvestment.
Kemal Bagci ist Derivate-Spezialist bei der RBS. In dieser Position entwickelt er strukturierte Produktlösungen, unter anderem auf Aktien- und Rohstoffmärkte. Nach seinem Studium in International Finance in Deutschland und den USA stieg er im Jahr 2005 bei der Deutschen Asset Management in London ein. Seit März 2010 ist er bei der RBS in Frankfurt tätig.
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