Rakete stürzt ab

Rocket Internet-Aktie startet mit Fehlzündung an der Börse

02.10.14 16:00 Uhr

Rocket Internet-Aktie startet mit Fehlzündung an der Börse | finanzen.net

Nach Zalando hat nun auch Rocket Internet den Sprung an die Börse geschafft. Der erste Kurs für die Rocket Internet-Aktie lag bei 42,50 Euro und damit exakt auf Ausgabepreis. Danach ging es erst einmal abwärts

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Bereits nach wenigen Handelsminuten sackte der Kurs deutlich ab. Dabei hatte die Geld-Brief-Spanne für die Papiere von Rocket Internet im vorbörslichen Graumarkthandel noch zeitweise zwischen 55 Euro und 57 Euro gelegen - am Vortag des IPOs gaben die Graumarktkurse aber belastet durch den enttäuschenden Zalando-Börsengang deutlich nach. Das Interesse an den Rocket Internet-Aktien war jedoch bereits im Vorfeld groß - und zwar so groß, dass der Internet-Inkubator seine Bücher vorzeitig schließen und den Börsengang um eine Woche vorziehen konnte. Das große Interesse an der Zalando-Mutter verwundert etwas. Denn zum einen hat sich Rocket Internet den undurchsichtigeren Entry Standard für den Börsengang ausgesucht, zum anderen macht kaum ein Unternehmen, in das Rocket Internet investiert, Gewinne.

Notierungsaufnahme im Entry Standard

Der Börsengang im Entry Standard bedeutet für alle Aktionäre von Rocket Internet, dass sie vergleichsweise wenig Informationen zum Unternehmen erhalten werden. Im Entry Standard ist die Startup-Schmiede nicht verpflichtet, Quartalsberichte herauszugeben oder Analystenkonferenzen abzuhalten. Nur einmal im Halbjahr müssen Zahlen veröffentlicht werden.

Mit der Notierung im Entry Standard verbaut sich Rocket Internet aber zunächst auch die Möglichkeit, in einen der Auswahlindizes der Deutschen Börse aufzusteigen. Denn dort werden nur Aktien berücksichtigt, die im transparenten Prime Standard notiert sind. Womöglich auch deshalb soll der Entry Standard für Rocket Internet nur eine Zwischenstation sein. In spätestens zwei Jahren wolle man eine Notierung im Prime Standard anstreben, so das Unternehmen. Direkt zum Börsengang verzichtet man aber darauf, da man nicht für alle Unternehmensbeteiligungen die benötigten Zahlen ausweisen könne. Ob Rocket Internet diese Zahlen wirklich nicht ausweisen kann oder nur nicht ausweisen hin, bleibt dahin gestellt, ein gutes Licht wirft es aber nicht unbedingt auf das Internet-Unternehmen.

Die Beteiligungen von Rocket Internet

Rocket Internet konnte zwar im Geschäftsjahr 2013 einen Gewinn in Höhe von 174 Millionen Euro ausweisen, dieser stammte aber hauptsächlich aus dem Verkauf einer Beteiligung an der seit gestern ebenfalls börsennotierten Tochter Zalando. Denn die meisten Unternehmen, in die Rocket Internet investiert ist, schreiben Verluste. Die elf sogenannten "Proven Winners" von Rocket Internet - die Unternehmen, deren Aufbau bereits am weitesten fortgeschritten ist - machen ihrem Namen jedenfalls keine Ehre: Ihr Verlust belief sich im Geschäftsjahr 2013 auf insgesamt 442 Millionen Euro. Solche Verluste wird Rocket Internet nicht immer durch andere Einnahmequellen ausgleichen können. Bereits zum Ende des ersten Halbjahrs 2014 steht daher bei Rocket Internet ein Verlust von 13,3 Millionen Euro in den Büchern.

Auch aufgrund dieser Zahlen dürfte Oliver Samwer, Vorstandsvorsitzender von Rocket Internet, die Aktie nur als "geeignet für Investoren mit einem sehr langfristigen Anlagehorizont" bezeichnet haben. Denn bis ein Startup profitabel wird, dauert es laut Samwer bis zu neun Jahre. Dies ist eine lange Zeit, während der immer wieder Investitionen in das Startup fließen müssen. Zur Beschaffung des dafür notwendigen Kapitals kommt Rocket Internet der Börsengang genau richtig.

Der Emissionserlös und seine Verwendung

Bei seinem Börsengang hat Rocket Internet rund 33 Millionen Aktien auf den Markt gebracht und damit einen Emissionserlös von 1,6 Milliarden Euro erzielt. Der Börsengang ist somit der größte in Deutschland seit den Zeiten des Neuen Markts. Hochgerechnet auf den gesamten Unternehmenswert, wird Rocket Internet mit 6,7 Milliarden Euro bewertet. Das wäre mehr als der Unternehmenswert der DAX-Konzerne Lufthansa oder K+S. Ursprünglich hatte der Internet-Inkubator nur einen Emissionserlös von 750 Millionen Euro angepeilt, aber nachdem bereits drei institutionelle Investoren Rocket Internet-Aktien im Wert von 582,5 Millionen Euro erwerben wollten, wurde das Volumen für das IPO ausgeweitet. Dem Konzern scheint es also weniger wichtig zu sein, wer seine Investoren sind - ganz im Gegensatz zur Tochter Zalando, die den Emissionspreis nicht ausgereizt hatte um wichtige Investoren zu gewinnen - sondern wie viel Geld mit dem Börsengang eingenommen werden kann.

Für das beim Börsengang eingenommene Geld hat Rocket Internet bereits eine Verwendung: Das Kapital soll sowohl in alte als auch in neue Rocket Internet-Beteiligungen fließen. Bei alten Beteiligungen möchte man damit seinen Anteil ausbauen. Der Internet-Inkubator hält bei vielen seiner Beteiligungen nur kleinere Anteile, da man mangels Kapital bei späteren Finanzierungsrunden nicht mehr mitziehen konnte und so die Anteile verwässert wurden. In Zukunft will man hier mindestens zum Mehrheitseigentümer aufsteigen. Dies dürfte für Rocket Internet auch ein bedeutender Schritt näher zum anvisierten Ziel sein: Die größte Internetplattform außerhalb Chinas und der USA zu werden.

Das sagen Analysten zu Rocket Internet

Analysten sehen die Rocket Internet-Aktie und die Pläne des Unternehmens jedoch skeptisch. Sie gehen nicht davon aus, dass die Rakete demnächst zündet. Der Managing Director der Investmentfirma Altium Capital, Sascha Pfeiffer, hält den Preis für die Rocket Internet-Aktie angesichts der Geschäftszahlen nicht für attraktiv. Auch die undurchsichtige Unternehmensstruktur sieht er kritisch. Sie stelle ein Risiko für potenzielle Investoren dar, da Rocket-Großaktionäre auch an einzelnen Tochterfirmen beteiligt seien.

Auch Investmentprofi Prof. Max Otte äußert sich sehr kritisch zu den Samwer-Brüdern als Rocket Internet-Eigentümern und der Bewertung der Aktie. Er verspüre keinerlei Bedürfnis, die Samwer-Brüder persönlich zu treffen und er verstehe nicht, warum Rocket Internet beim Börsengang mehr wert sein solle als die Deutsche Lufthansa, da das Unternehmen horrende Verluste schreibe, so Otte. Privatanlegern rät er daher unbedingt vom Kauf der Rocket Internet-Aktie ab.

C. Ludwig / Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Rocket Internet

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03.06.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
03.06.2020Rocket Internet SE buyDeutsche Bank AG
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03.06.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
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23.03.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
30.01.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
20.09.2019Rocket Internet SE Equal weightBarclays Capital
16.09.2019Rocket Internet SE NeutralJP Morgan Chase & Co.
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