Radikaler Schuldenabbau

Glencore streicht Dividende und plant Kapitalerhöhung - Aktie haussiert

07.09.15 12:43 Uhr

Glencore streicht Dividende und plant Kapitalerhöhung - Aktie haussiert | finanzen.net

Der schweizerisch-britische Bergbaukonzern Glencore reagiert auf seinen heftigen Gewinneinbruch mit einem radikalen Schuldenabbau.

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Bis Ende kommenden Jahres sollen die Verbindlichkeiten um gut eine Drittel auf unter 20 Milliarden US-Dollar gesenkt werden, erklärte das Unternehmen am Montag. Dafür müssen Aktionäre bittere Pillen schlucken. Zum einen erhöht der Konzern sein Kapital, zum anderen wird die Dividende vorerst gestrichen. Rohstoffkonzerne kämpfen angesichts der Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung in China mit einem heftigen Preisverfall, der die Gewinne einbrechen lässt.

Analysten lobten die entschlossene Reaktion des Unternehmens auf die schlechten Geschäftsaussichten und den drohenden Verlust des Investmentstatus bei der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P). Die hatte in der vergangenen Woche dem Konzern mit einer weiteren Abwertung der Bonitätseinschätzung gedroht. Glencore notiert bei S&P derzeit ohnehin nur noch bei BBB. Das ist lediglich zwei Stufen über Ramschniveau, bei dem die Agentur eine Investition in eine Anleihe des Unternehmens als sehr riskant einstuft.

"Wir verbessern unsere Bilanz deutlich", begründete Vorstandschef Ivan Glasenberg die angekündigten Schritte. Damit werde der Konzern seinen Investmentstatus auch bei einem weiteren Preisverfall auf den Rohstoffmärkten verteidigen. "Wir beseitigen damit die Sorgen des Marktes."

Die angekündigte Kapitalerhöhung soll rund 2,5 Milliarden US-Dollar einbringen. Sie ist bereits vollständig abgesichert, da die Investmentbanken Morgan Stanley und Citigroup die Abnahme von 78 Prozent der neuen Anteilsscheine garantieren. Zudem will das Management mit Vorstandschef Glasenberg den Rest übernehmen. Der gebürtige Südafrikaner ist zweitgrößter Einzelaktionär des Konzerns.

Darüber hinaus streicht Glencore die Jahresenddividende 2015 sowie die Halbjahresausschüttung 2016. Das soll weitere rund 2,4 Milliarden Dollar einsparen. Außerdem will der Konzern Geschäfte im Umfang von 2 Milliarden Dollar verkaufen.

"Wichtig ist, dass Glencore die Schulden abbaut", sagt ein Händler. Denn sie hätten ein "beängstigendes" Ausmaß erreicht, auch weil die Rohstoff-Baisse die Marktkapitalisierung um 60 Prozent gedrückt habe. Die Citigroup meint, die Bilanzrelationen würden nun "signifikant" verbessert.

Analyst Eden von Accendo Markets sieht die Aktie nun ebenfalls wieder als "sehr vernünftig bewertet" an. Das Papier sei eines der Opfer der jüngsten, durch China ausgelösten Kursturbulenzen gewesen und ziehe nun wieder Schnäppchenjäger an. "Auch wenn es Fakt bleibt, dass Rohstoffe weiterhin unter immensen Druck stehen und damit auch jene, die solche Aktien kaufen, so bieten Papiere wie Glencore zugleich aber auch die ideale Chance für Kurserholungen von 10 Prozent oder mehr."

Die Glencore-Aktie steigt am Montag im Frankfurter Handel zeitweise um rund 12 Prozent. An der Börse kam das Programm dennoch gut an. Damit machte sie einen Teil der heftigen Verluste aus der Vorwoche wett, als das Papier mit einem Einbruch von 17 Prozent die höchsten Verluste seit dem Börsengang 2011 verzeichnete. Seit Jahresbeginn haben die Papiere bereits mehr als die Hälfte eingebüßt.

/enl/stb

BAAR (dpa-AFX)

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Bildquellen: Glencore

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