QIX Deutschland: Warum Evotec über 10 % explodiert und IT-Berater Bechtle zum Kreis der KI-Profiteure gehören dürfte
Angesichts der mit Spannung erwarteten US-Notenbanksitzung in der kommenden Woche zeigt der QIX Deutschland am Freitag leichte Abgaben auf 15.340 Punkte. Citigroup-Analysten bezeichnen Pharmadienstleister Evotec mit seinem Kerngeschäft als "Tesla der Biologika-Hersteller", und sehen derzeit ein Kurspotenzial von bis zu 50 %. Bechtle dürfte mit seinen ausgebauten KI-Partnerschaften und den umfassenden IT-Lösungen vom aktuellen Boom rund um Künstliche Intelligenz profitieren.
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Am Donnerstag war mit einer Kursexplosion von 10 % im Qualitäts-Index die Aktie von Evotec der unangefochtene Tagesfavorit. Aktuell fallen die Papiere der Wirkstoffforschers aber erstmal wieder um 2,6 % auf 22,60 Euro. Der Hauptgrund für den gestrigen Anstieg war aber ein positiver Analystenkommentar seitens der US-Bank Citigroup. Die Experten des Hauses bezeichneten dabei den Biotech- und Pharma-Dienstleister in einer Studie als mögliches "Tesla der Biologika-Hersteller". Zugleich wurde das Kursziel von 21,00 auf 31,60 Euro angehoben. Die Story der hauseigenen Plattform "Just - Evotec Biologics", mit der Evotec seit Jahren werbe, habe durch den jüngsten Deal mit der Novartis-Tochter Sandoz enorm an Kontur gewonnen, schrieben die Citigroup-Analysten. Dabei zählt Evotec schon länger zu den aussichtsreichsten deutschen Biotechnologie-Unternehmen, vor allem durch die zunehmende Zahl an Forschungs-Partnerschaften. Zuletzt vereinbarten die Hamburger über ihre US-Tochter Just - Evotec Biologics mit Sandoz eine Kooperation bei der Entwicklung und Produktion mehrerer Nachahmer-Medikamente. Der F&E-Plattformanbieter hat diesbezüglich eine Vorabzahlung in zweistelliger Millionenhöhe erhalten. Und je nach Erfolg könnten Evotec künftig weitere Zahlungen von bis zu 640 Mio. USD zufließen. Das Unternehmen selbst hat aber mehrere Wachstumsquellen, und ist dabei auch gut aufgestellt, um von Megatrends in der Pharmaindustrie zu profitieren.
Zudem forscht es neben dem Kerngeschäft auch noch selbst in medizinischen Bereichen wie neurale Erkrankungen, Schmerztherapie, Stoffwechsel- und Entzündungskrankheiten. Nach der jüngsten Cyber-Attacke arbeitet Evotec derzeit auch an einer schnellen Rückkehr zu voller Produktivität und Geschäftserholung. Aber allein im 1. Quartal könnte der Gesundheits-Dienstleister gleich mehrere Entwicklungs-Partnerschaften ausbauen, wie im Bereich Neurologie mit dem US-Pharmariesen Bristol Myers Squibb und bei immun-basierten Therapien mit Janssen. Und mit diesen F&E-Kooperationen hofft Evotec nun auch auf einen wieder besseren Lauf. Immerhin wird für 2023 bei einem erwarteten Erlöszuwachs auf 820 bis 840 Mio. Euro ein operatives Ergebnisplus von bis zu 28 % auf 115 bis 130 Mio. Euro erwartet. Unterstützt werden die Aussichten des Wirkstoffproduzenten auch von der Novartis/Sandoz-Zusammenarbeit, die Anfang Mai bekannt gegeben wurde. Bis Ende 2025 peilt das Management mit Evotec sogar einen Umsatzwert von über 1,0 Mrd. Euro an, bei gleichzeitig steigender Profitabilität.
Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt. Die im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie stabile Wachstumsraten und solide Bilanzen aus. Auch Value-Kriterien wie Dividendenrendite, niedrige Kurs-Gewinn- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse werden mit einbezogen.
Ein eher enttäuschender Performer war zuletzt trotz zahlreicher guter Nachrichten im Qualitäts-Index die Aktie von Bechtle. Am Freitag notiert sie aber leicht im Plus bei 37,52 Euro. Dabei konnte das IT- und Technologieunternehmen den Umsatz im Startquartal mit über 11 % erneut zweistellig steigern, das Wachstum hat sich aber dennoch etwas verlangsamt. Die Wachstumsziele für 2023 wurden vom Vorstand zuletzt im Zuge des unsicheren Konjunkturumfelds auch angepasst. Dennoch dürften die Jahreserlöse als auch das Ergebnis in diesem Jahr um 5 bis 10 % zulegen. Getrieben wird die Entwicklung bei Bechtle neben der anhaltenden Digitalisierung vieler Branchen auch vom aktuellen "KI-Boom". Denn für die steigende Nachfrage nach Lösungen rund um Künstliche Intelligenz dürfte das IT-Systemhaus mit seinen Hard- und Softwareanwendungen bereitstehen. Zum Spektrum der Gruppe gehört schon heute neben Konzeptionierung und Implementierung auch der Betrieb von Software, die in den Bereichen rund um Business Intelligence, Datencenter, Cyber-Security und KI Anwendung finden. Bechtle baut diesbezüglich auf KI-Partnerschaften mit großen US-Tech-Riesen, und arbeitet hier explizit mit dem Grafikartenhersteller Nvidia, der Microsoft Cloud-Sparte Azure und IBM`s Super-KI-Computer "Watson" zusammen.
Mit den Kooperationen im Rücken könnte der IT-Dienstleister letztlich von der erhöhten Kundennachfrage nach Lösungen zur Nutzung Künstlicher Intelligenz profitieren, vor allem was Beratung und Implementierung betrifft. Denn spezifisches Know-how rund um KI dürfte in den meisten Unternehmen und Behörden gegenwärtig kaum vorhanden sein. Und Bechtle bedient als führendes Systemhaus mit seinen IT-Services und -Produkten derzeit einen auf über 70.000 Firmen und öffentliche Einrichtungen gewachsenen Kundenstamm. Letztlich will das Unternehmen auch mit Hilfe der zunehmenden Digitalisierung bis zum Jahr 2030 sogar zum europäischen IT-Marktführer mit der Erlösgröße von 10 Mrd. Euro aufsteigen. Ausgehend von den Kennzahlen des Jahres 2022 würde dies ein jährliches Wachstum von im Schnitt 7 % bedeuten. Bechtle könnte aber kurzfristig von gekürzten IT-Budgets und Sparmaßnahmen im öffentlichen Sektor ausgebremst werden. Langfristig steht die Technologiefirma aber vor einer nach wie vor intakten Wachstumsdynamik.
Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an. Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.
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Bildquellen: Traderfox