QIX Deutschland: Deutsche Post bereitet Umbenennung in "DHL Group" vor und Merck will sich offenbar von seinem Pigmentgeschäft trennen
Die wieder aufgeflammten Zinssorgen trüben die Stimmung am Freitag beim QIX Deutschland merklich ein. Folglich gibt er am Nachmittag um 0,8% auf 14.955 Punkte nach. Deutsche Post-Vorstand verspricht bei der für 1. Juli geplanten Namensänderung in DHL, dass die Marken Deutsche Post und DHL im Inland wie bisher weiterverwendet werden.
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Merck verhandelt laut "Bloomberg" derzeit mit dem Farbstoffhersteller Global New Material über den Verkauf der Farbpigmentsparte, und strebt dabei eine Bewertung von 1,0 Mrd. Euro an.
Einer der Top-Werte im Qualitäts-Index war mit soliden Zugewinnen in den letzten Monaten die Aktie der Deutschen Post. Am heutigen Freitag notiert sie allerdings kaum verändert bei 43,10 Euro, aber dennoch weiterhin auf Jahreshöchststand. Dabei haben die Papiere des global aufgestellten Logistik- und Paketdienstleisters auch Unterstützung von der Nachricht bekommen, dass sich das Unternehmen in "DHL Group" umbenennen will. Demnach soll der Namensteil "Deutsche Post" zum 1. Juli wegfallen. Begründet wurde dies jüngst vom Management mit der Tatsache, dass schon jetzt 90 % des Konzernumsatzes aus Geschäften unter der Marke DHL stammen würde, darunter das Paketgeschäft in Deutschland. Und nur noch etwa ein Drittel der rund 600.000 Beschäftigten seien im einstigen Stammgeschäft der Deutschen Post tätig, dem deutschen Brief- und Paketgeschäft. Andere Sparten wie Expressdienste, Frachtgeschäfte und Lieferkettendienstleistungen hätten mit den Jahren an Bedeutung gewonnen, hieß es weiter. Heute sind wir eines der internationalsten Unternehmen der Welt, betonte zuletzt der Chef der Deutschen Post. Der Manager versicherte zudem, dass die Marken Deutsche Post und DHL im Inland wie bisher weiterverwendet werden. Intern gab es aber bei dem Unternehmen schon lange Überlegungen, ob der auf das Inland fokussierte Namensteil angesichts des Firmenwandels noch zeitgemäß ist. Für die traditionsreiche Deutsche Post war aber 2002 das Jahr der eigentlichen Zeitenwende. Denn damals kauften die Bonner den US-Logistiker DHL, wodurch das Auslandsgeschäft für die einst ur-deutsche Post wesentlich wichtiger wurde. Aber erst 2009 wurde der Unternehmensname dann in Deutsche Post DHL geändert. Der Name "DHL" selbst geht diesbezüglich auf die Nachnamen der DHL-Gründer Dalsey, Hillblom und Lynn zurück, die die Logistikfirma 1969 in den USA starteten.
Die geplante Namenänderung macht vor allem auch deshalb Sinn, da die Deutsche Post außerhalb Deutschlands fast nur die Marke DHL verwendet. Im Inland gewinnt sie mit ihrem Paket- und Expressgeschäft aber auch immer weiter an Bedeutung. Kritik zu diesem Schritt kommt allerdings von Seiten der Politik. So zeigte sich der FDP-Abgeordnete Rheinhard Houben in dieser Woche verwundert, da DHL ohne Not mit den historischen Wurzeln der Deutschen Post brechen würde. Und auch der Sozialdemokrat Sebastian Roloff konnte die Bonner Entscheidung nicht nachvollziehen. Wichtiger als der Name sei allerdings die Leistung, sagte der Bundestagsabgeordnete. Wir schätzen die Marke Deutsche Post und werden sie im gemeinsamen Branding mit DHL weiterhin nutzen, versprach jedenfalls der Vorstand der Deutschen Post. Zudem werde die Umbenennung keinen Einfluss auf das Serviceangebot der Unternehmensbereiche haben, so der Manager. Und die Aktie des Logistikspezialisten bietet selbst nach dem jüngsten Höhenflug weiterhin über 4 % Dividendenrendite, was über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegt.
Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt. Die im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie stabile Wachstumsraten und solide Bilanzen aus. Auch Value-Kriterien wie Dividendenrendite, niedrige Kurs-Gewinn- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse werden mit einbezogen. Ein eher enttäuschender Performer war zuletzt im Qualitäts-Index die Aktie von Merck. Am Freitag notiert sie aber leicht im Plus bei 153,10 Euro. Gestern aber hatte der Pharmaproduzent und Halbleiterzulieferer gemeldet, ein Kaufgebot für das erneut zum Verkauf stehende Pigmentgeschäft von einem chinesischen Interessenten erhalten zu haben. Merck verhandelt dabei offenbar mit dem chinesischen Farbstoffhersteller Global New Material International. Das in Hongkong gelistete Unternehmen habe ein verbindliches Angebot abgegeben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf informierte Personen. Den Angaben zufolge steht eine Bewertung von rund 1,0 Mrd. Euro im Raum. Eine Sprecherin von Merck wollte die Gerüchte aber zunächst nicht kommentieren. Allerdings stellt Global New Material unter dem Markennamen "Chesir" Perlglanzpigmente her, die ähnlich wie Mercks Farbpigmente unter anderem für Kosmetika und Autolacke verwendet werden. Bereits im Frühjahr hatte die "Wirtschaftswoche" berichtet, dass der Darmstädter Konzern mögliche Käufer zu Geboten für den Bereich aufgefordert habe. Laut Bloomberg laufen die Gespräche mit dem chinesischen Käufer, ein erfolgreicher Verkaufsabschluss ist aber noch nicht sicher. Die Gespräche liefen, und zudem gebe es noch andere Interessenten, hieß es weiter.
Das bei Merck vergleichsweise kleine Pigmentgeschäft stand vor einigen Jahren zwischenzeitig schon einmal zur Disposition, als es wegen einer Nachfrage-Flaute schwächer lief. Seitdem wurde von Unternehmensseite die Materialsparte aber immer mehr auf die Halbleiterzulieferung ausgerichtet, wofür Merck schon 2019 den US-Halbleiterspezialisten Versum Materials zukaufte. In 2022 steuerte das Farbpigmentgeschäft, die als "Surface Solutions"-Sparte geführt wird, aber nur knapp 440 Mio. Euro zum Gesamtumsatz von 22,2 Mrd. Euro bei. Im laufenden Jahr sollen aber dank nachgebender Preisinflation und der späten Erholung des weltweiten Halbleitermarktes die Einnahmen von Merck zwischen 21,2 bis 22,7 Mrd. Euro liegen. Gestützt wird die Entwicklung dabei auch von der weiterhin robusten Pharmasparte, die schon in den ersten 3 Monaten ein Geschäftswachstum von gut 6 % brachte.
Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.
Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.
Bildquellen: Traderfox