Deutsche Post traut sich nach Gewinnanstieg wieder Ausblick zu - Aktie profitiert
Die Deutsche Post hat nach einem Ergebniseinbruch zum Jahresauftakt im zweiten Quartal wieder bessere Geschäfte verzeichnet.
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Bei dem DAX-Konzern kehre langsam die Normalität zurück, fasste Post-Chef Frank Appel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz die Situation zusammen. Das Geschäft in China aber auch in Europa erhole sich.
Der Konzern hatte am Vorabend eine neue Prognose für 2020 gewagt, nachdem die Bonner diese wegen der Corona-Krise wie viele andere Unternehmen zurückgezogen hatte. Dazu verlief das zweite Quartal besser als erwartet: "Wir sind in bester Verfassung", führte Appel weiter aus. Deshalb komme der Konzern stabil durch die Krise.
Analysten lobten den Logistikriesen und sprachen von starken Zahlen angesichts der Situation. Die US-Bank JPMorgen hält die neue Gewinnprognose für das laufende Jahr sogar für konservativ.
Am Dienstagabend hatte die Deutsche Post ihre neue Prognose veröffentlicht. Demnach erwartet das Management nun für 2020 vor Zinsen und Steuern (Ebit) 3,5 bis 3,8 Milliarden Gewinn. Das ist nicht mehr so viel wie im Vorjahr mit 4,1 Milliarden, und auch nicht soviel wie ursprünglich vor der Corona-Pandemie mit über 5 Milliarden angepeilt. Doch die vorläufigen Ergebnisse von April bis Juni stimmten zuversichtlich, hieß es.
Im zweiten Quartal konnte der Konzern sein Ebit nach vorläufigen Zahlen um 16 Prozent auf 890 Millionen Euro steigern. Darin seien neben Belastungen von rund 100 Millionen Euro aus der Neuausrichtung des Elektrolieferwagens Streetscooter auch weitere 100 Millionen Euro an Sonderabschreibungen im Zusammenhang mit dem Corona-Lockdown enthalten. Bereinigt um Sonderposten im Vorjahr und in diesem Jahr habe das operative Ergebnis sogar um ein Viertel zugelegt, rechneten die Bonner vor. Die vollständigen Zahlen will die Post mit dem Halbjahresbericht am 5. August vorlegen.
Berenberg-Analyst William Fitzalan Howard erklärte, dass die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Krise auf die Post nicht so gravierend gewesen seien wie zunächst befürchtet. Das operative Ergebnis sei sehr stark, wenn man die gegenwärtigen Umstände in Betracht ziehe. Auch der freie Mittelzufluss und der Ausblick seien besser als erwartet. Es sei ermutigend, dass das Unternehmen nun auch wieder einen Gesamtjahresausblick gegeben habe und für 2019 sogar eine Dividende zahlen wolle, kommentiert das US-Analysehaus Bernstein Research. Und die DZ Bank fügt hinzu: Der Konzern habe vor allem von einem starken Onlinehandel und Expressgeschäft profitiert.
Trotz eines insgesamt positiven Verlaufs des zweiten Quartals schloss Appel Entlassungen nicht vollständig aus. Wenn es Kunden wegen der Corona-Krise schlecht gehe, habe das Auswirkungen auf die Post als Dienstleister. "Dann sind wir die Leidtragenden", erklärte Appel. So habe man im Laufe der Krise etwa Beschäftigte vorübergehend in anderen Sparten untergebracht.
Im Verlauf des zweiten Quartals hätten sich die zunächst stark unter Druck geratenen Volumina wieder langsam zu normalisieren begonnen. Der Onlinehandel boomt und gab der Post international wie auch in Deutschland Auftrieb. Die Aktionäre sollen für 2019 nach der nun für den 27. August geplanten Hauptversammlung eine stabile Dividende von 1,15 Euro je Aktie erhalten. Der ursprüngliche Vorschlag lag mit 1,25 Euro etwas höher. Dazu sagte Finanzchefin Melanie Kreis: Es handele es sich um eine "ausgewogene Entscheidung", der Konzern spare damit 125 Millionen Euro.
Mehr Geld gibt die Post dagegen für die Mitarbeiter aus: Die weltweit mehr als 500 000 Mitarbeiter sollen angesichts der Corona-Krise einen einmaligen Bonus von 300 Euro bekommen, was den Konzern im dritten Quartal rund 200 Millionen Euro kosten wird. Der Bonus, die Kosten für den verlustbringenden Streetscooter von 400 Millionen Euro und die Corona-Abschreibungen auf die Lieferkettenlogistik seien im neuen Ausblick enthalten, heißt es.
Weil noch unsicher ist, wie schnell sich die Wirtschaft von der Pandemie erholt, stellt die Post für 2022 drei Szenarien auf. Eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft, eine eher zögerliche und eine sehr langsame. Im besten Fall sind nach Ansicht der Führungsetage in zwei Jahren 5,3 Milliarden Euro operatives Ergebnis machbar, im mittleren Fall dürften es 5,1 Milliarden sein. Für den pessimistischen Fall stellt die Post immerhin noch 4,7 Milliarden Euro Ebit in Aussicht.
So reagiert die Aktie
Die Aktien der Deutschen Post schwingen sich im Express-Tempo in Richtung neuer Höhen auf. Am Mittwoch hielten überraschend gute Geschäftszahlen die Rally am Laufen, so dass sich die Papiere des Logistikkonzerns mit einem Plus via XETRA von letztlich 0,68 Prozent auf 33,95 Euro an die Spitze des DAX setzten. Die Deutsche-Post-Anteilsscheine hatten den Kurseinbruch im Zuge der Corona-Krise bereits zuvor weggesteckt und notieren nun wieder auf dem Niveau vom Januar. Der deutsche Leitindex Dax hielt sich am Mittwoch zuletzt lediglich auf dem Vortagesniveau.
Die Deutsche Post blickt nach einem Gewinnanstieg im zweiten Quartal wieder mit mehr Gewissheit auf das laufende Jahr. Die vorläufigen Ergebnisse von April bis Juni machen das Management des Logistikkonzerns zuversichtlich. Auch für das Jahr 2022 setzte sich die Post neue Ziele.
Viele Analysten lobten die Zahlen und die Geschäftsaussichten. Die starke Entwicklung im zweiten Quartal sei eine positive Überraschung, schrieb etwa der Experte Dirk Schlamp von der DZ Bank. Der Konzern komme besser durch die Krise als ursprünglich erwartet. Dabei habe die Post unter anderem von einem starken Onlinehandel und Expressgeschäft profitiert. Der Fachmann Neil Glynn von der Schweizer Bank Credit Suisse verwies zudem auf Preissteigerungen in der Luftfrachtsparte.
Analyst William Fitzalan Howard von der Privatbank Berenberg schrieb, das operative Ergebnis sei angesichts der gegenwärtigen Umstände sehr stark. Auch der frei verfügbare Barmittelzufluss sei besser als erwartet ausgefallen.
Experte Daniel Roeska vom US-Analysehaus Bernstein Research blickte zuversichtlich in die Zukunft. Dass das Unternehmen nun auch wieder einen Gesamtjahresausblick gegeben habe und für 2019 sogar eine Dividende zahlen wolle, sei ermutigend für die gesamte Branche. Anteilseigner sollen für das vergangene Jahr nach der nun für den 27. August geplanten Hauptversammlung eine stabile Dividende von 1,15 Euro je Aktie erhalten.
Für Analyst Samuel Bland von der US-Bank JPMorgan sind die Aktien der Deutschen Post eine "Top Idee" im Transportsektor. Die Gewinnprognose für 2020 erscheine ihm konservativ, sehe man von einer längeren Periode wirtschaftlicher Stagnation einmal ab.
Die Aktien der Post waren Mitte März im Zuge des Corona-Crashs auf bis zu rund 19 Euro abgesackt. Dies war der tiefste Stand seit Juli 2013. Seit diesem Zwischentief haben die Papiere inzwischen fast 80 Prozent gewonnen. Der Dax hingegen hat den Corona-Schock noch nicht zur Gänze überwunden.
Auch aus charttechnischer Sicht erscheinen die Anteilsscheine der Deutschen Post gut unterstützt. Bereits seit Anfang April notieren sie die meiste Zeit komfortabel über der 21-Tage-Linie, die den kurzfristigen Trend beschreibt. Im Juni gelang zudem der Ausbruch über die 200-Tage-Linie nach oben. Sie ist ein Indikator für die langfristige Entwicklung der Aktien.
/knd/nas/jha/
BONN (dpa-AFX)
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