thyssenkrupp-Aktie bricht ein: thyssenkrupp wächst, höhere Barmittelabflüsse erwartet
Der Industriekonzern thyssenkrupp hat durchwachsene Quartalszahlen vorgelegt und die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr bestätigt.
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Allerdings präzisierte das Unternehmen seine Prognose für den freien Cashflow vor M&A (Fusionen und Übernahmen) und erwartet hier nun höhere Abflüsse als bisher.
thyssenkrupp zeigte im dritten Geschäftsquartal, das von April bis Juni lief, durchweg ein beeindruckendes Wachstum, waren doch die Vorjahreszahlen stark von der Corona-Pandemie beeinträchtigt. Die Auftragseingänge im fortgeführten Geschäft erreichten 8,770 Milliarden Euro und damit 83 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Der Umsatz stieg um 51 Prozent auf 8,676 Milliarden Euro, Analysten hatten mit 8,750 Milliarden allerdings etwas mehr erwartet.
Das bereinigte EBIT betrug 266 Millionen Euro und lag damit über dem Vorjahreswert von minus 693 Millionen und auch über dem Vorquartal (220 Millionen). Dies war etwas besser als von Analysten erwartet. Alle Segmente trugen mit Ergebnisverbesserungen dazu bei. Materials Services schaffte ein Rekordergebnis. Unter dem Strich stand im Konzern ein Nettoergebnis nach Dritten von 126 Millionen Euro, auch hier war der Vorjahreswert tiefrot gewesen.
Für das Gesamtjahr bestätigte thyssenkrupp die zuletzt mit den Halbjahreszahlen angehobene Ergebnisprognose, allerdings nicht die für den freien Cashflow vor M&A. "Wir liegen mit unserem Umbau von thyssenkrupp voll im Plan. Das Umfeld bleibt extrem herausfordernd, aber was wir selbst in der Hand haben, das liefern wir", sagte thyssenkrupp-Chefin Martina Merz.
Der Umsatz soll 2021 demnach im niedrigen zweistelligen Prozentbereich wachsen, jedoch noch unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie bleiben (Vorjahr: 28,9 Milliarden Euro). Für das bereinigte EBIT rechnet thyssenkrupp mit einer signifikanten Steigerung hin zu einem positiven Ergebnis eines mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrages (Vorjahr: pro forma minus 1,8 Milliarden Euro). Der Free Cashflow vor M&A soll aber nur in einer Bandbreite von minus 1,2 Mrd bis minus 1,5 Milliarden Euro liegen (Vorjahr: minus 5,5 Milliarden). Bislang hatte thyssenkrupp hier von minus rund 1 Milliarde Euro gesprochen.
Im dritten Quartal fiel der freie Cashflow vor M&A allerdings besser aus als von Analysten erwartet. Er verbesserte sich von einem negativen Wert von minus 1,238 Milliarden Euro auf jetzt minus 235 Millionen Euro. Analysten hatten deutlich höhere Abflüsse erwartet.
thyssenkrupp erklärte die ungünstige Entwicklung beim Cashflow mit dem Aufbau des Nettoumlaufvermögens. Dieser Aufbau erfolge im Zuge des Umsatzwachstums und sei stark abhängig von den höheren Rohstoffpreisen. Insbesondere in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres würden die verlangsamten Abrufe von Komponenten durch Kunden aus der Fahrzeug-Industrie vorübergehend das Netto-Umlaufvermögen erhöhen. Weitere Einflussfaktoren seien unter anderem Auszahlungen für Restrukturierungen im niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.
thyssenkrupp erwartet 2020/21 unter dem Strich unverändert einen Jahresfehlbetrag von bis zu einem mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag (Vorjahr: minus 5,5 Milliarden).
thyssenkrupp enttäuscht mit Spartenmix und Cashflow-Prognose
Deutlich abgesackt sind am Mittwoch die Aktien von thyssenkrupp nach Quartalszahlen und einer nicht gut aufgenommenen Prognose für den Mittelzufluss. Bis Handelsende verloren die Titel des Industrie- und Stahlkonzerns 5,43 Prozent auf 8,43 Euro.
Die Erwartungen an den Industriekonzern seien nicht hoch gewesen, aber die Kürzung des Ziels für den freien Mittelzufluss belaste den Kurs, sagte ein Börsianer. JPMorgan-Analyst Luke Nelson schrieb in einer ersten Reaktion. Die Cashflow-Ziele seien enttäuschend, die Marktschätzungen hierfür dürften nun nach unten korrigiert werden. Zudem sei der Spartenmix schwach. Der Bereich Materials Services habe die Schwäche in fast allen anderen Sparten ausgeglichen.
Von den Barclays-Analysten hieß es, im Gegensatz zu Materials Services hätten die Gewinne im Bereich Stahl und Automobil sowie in der Sparte Marine Systems enttäuscht. Die Zahlen seien daher mit Vorsicht zu betrachten. Materials Services könnte zudem von unverhofften Gewinnen aufgrund gestiegener Stahlpreise profitiert haben, dies sei jedoch ein vorübergehender Effekt.
Die Thyssenkrupp-Papiere hatten sich gerade erst von ihrem Zwischentief von Mitte Juli etwas erholt, ohne jedoch ihren seit März intakten Abwärtstrend zu brechen. An der 200-Tage-Linie als Indikator für den längerfristigen Trend waren sie zuletzt abgeprallt. Sie rutschten nun auch unter die 50-Tage-Linie und testen die 21-Tage-Linie. Diese beiden charttechnischen Linien geben Hinweise auf den mittel- beziehungsweise kurzfristigen Trend.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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