thyssenkrupp-Aktie sackt ab: thyssenkrupp verdient weniger - Nucera-IPO hängt am Börsenumfeld
Sinkende Stahlpreise im Handelsgeschäft haben dem Industriekonzern thyssenkrupp im ersten Quartal einen Ergebnisrückgang eingebrockt.
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Verbesserungen in den anderen Bereichen wie dem klassischen Stahlgeschäft, der Automobilzulieferung oder Marine Systems konnten die Rückgänge nicht ausgleichen. Für das zweite Quartal bleibt thyssenkrupp vorsichtig, auch, weil in der Stahlsparte Kundenverträge neu verhandelt wurden. Die Jahresprognose bekräftigte thyssenkrupp und geht für 2022/23 (per Ende September) von einem deutlich niedrigeren Ergebnis aus.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) ging in den drei Monaten bis Ende Dezember um ein Drittel auf 254 Millionen Euro zurück, wie das Unternehmen am Dienstag in Essen mitteilte. Das war deutlich mehr als von Analysten erwartet. Unter dem Strich verdiente thyssen mit 75 Millionen Euro 29 Prozent weniger. Neben dem schwächeren Ergebnis im Handelsgeschäft wirkte sich der Verkauf von Randbereichen aus, wie etwa das Bergbaugeschäft.
So verdiente thyssenkrupp im Stahlhandel erheblich weniger als ein Jahr zuvor, als dieser dank des Preisbooms noch den Löwenanteil zum operativen Ergebnis beigetragen hatte. Kunden hätten zunächst Lagerbestände abgebaut, erklärte Finanzchef Klaus Keysberg in einer Telefonkonferenz. Seit Beginn des Jahres sehe das Unternehmen wieder steigende Spotpreise, was auf erste Anzeichen eines erneuten Aufbaus der Bestände deute. Stark gestiegene Kosten sorgten zudem für schwächere Ergebnisse im Geschäft mit Industriekomponenten.
Das klassische Stahlgeschäft hingegen konnte sein Ergebnis trotz deutlich höherer Rohstoff- und Energiekosten sowie rekordniedriger Auslieferungen verbessern. Hier wirkten längerfristige Verträge noch positiv, sodass der Bereich nur geringfügig von den niedrigeren Spotmarktpreisen betroffen war. Dies dürfte sich jedoch im zweiten Quartal ändern, da Verträge neu verhandelt worden seien, die Kosten aber weiterhin hoch blieben. thyssenkrupp geht daher davon aus, dass das zweite Quartal durch die Preisneuverhandlungen negativ geprägt werden wird.
Dazu profitierte die Stahlsparte von einem Sondereffekt - die Neubewertung von CO2-Zertifikaten, die 80 Millionen Euro zum Stahlergebnis beitrugen. Rechne man dies heraus, würde das Ergebnis der Stahlsparte unter der Konsenserwartung der Analysten liegen, relativierte JPMorgan-Experte O'Kane die Ergebnisentwicklung des Bereichs.
Der Konzernumsatz lag im ersten Geschäftsquartal mit neun Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Der Auftragseingang ging um zwölf Prozent auf knapp 9,2 Milliarden Euro zurück. Dagegen verbesserte sich der bei Analysten viel beachtete Mittelfluss vor Fusionen und Übernahmen deutlich, blieb aber negativ.
Die Prognose für das Geschäftsjahr 2022/23 bekräftigte thyssenkrupp und rechnet weiter mit einem bereinigten operativen Ergebnis im mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Euro Bereich - nach 2,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Den Jahresüberschuss sieht das Management weiterhin "mindestens" ausgeglichen. "Und wir setzen alles daran, unser Cashflow-Ziel im laufenden Geschäftsjahr zu erreichen", sagte Finanzvorstand Keysberg. Dieser soll vor Fusionen und Übernahmen ebenfalls "mindestens" ausgeglichen sein.
thyssenkrupp: Nucera-IPO hängt ausschließlich am Börsenumfeld
Für die Umsetzung des geplanten Börsengangs von thyssenkrupp Nucera, dem Wasserstoffgeschäft des Ruhrkonzerns, Nucera, kommt es nach den Worten von Konzernfinanzchef Klaus Keysberg "einzig und allein" auf das passende Börsenumfeld an. "Wenn wir glauben, dass das Börsenumfeld stimmt, dann machen wir das", sagte er in einer Telefonpressekonferenz. Alles sei vorbereitet, man brauche quasi nur noch auf den Knopf zu drücken, um den Prozess zu starten.
Gegenwärtig sehe man das richtige Börsenumfeld aber noch nicht, sagte Keysberg und nahm dabei Bezug auf den IONOS-Börsengang in der vergangenen Woche. Der Webhoster musste seine Aktien am unteren Ende der Spanne ausgeben, und seither ist der Kurs weiter gefallen.
Das Asset Nucera habe sich gegenüber dem Zeitpunkt der Vorstellung als Börsenkandidat noch verbessert, sagte Keysberg. Aber man brauche die Erlöse nicht und werde deshalb mit dem Börsengang abwarten, bis das Umfeld stimme.
thyssenkrupp-Aktie unter Druck nach Zahlen - Chartbild getrübt
Die Aktien von thyssenkrupp sind am Dienstag nach der Vorlage von Geschäftszahlen abgetaucht. Als Schlusslicht im MDAX verloren sie zuletzt 10,42 Prozent auf 6,312 Euro.Mit dem Kursrutsch grenzten die Papiere des Industriekonzerns ihren Kursgewinn seit Jahresbeginn auf etwas mehr als 13 Prozent ein, sie kosten aktuell so viel wie zuletzt Anfang Januar. Zudem fielen sie unter die charttechnische Unterstützung um die Sieben-Euro-Marke und rissen die für den mittelfristigen Trend relevante 50-Tage-Linie. In den Fokus rückt allmählich auch die 200-Tage-Linie. Dieser längerfristige Trendindikator verläuft aktuell bei 6,14 Euro.
thyssenkrupp sei zwar überraschend gut ins Geschäftsjahr 2022/23 gestartet, erklärte Analyst Christian Obst von der Baader Bank in einer ersten Einschätzung. Doch der freie Mittelfluss (Free Cashflow) sei weiter negativ gewesen und das operative Ergebnis dürfte im zweiten Geschäftsquartal im Vergleich zum Jahresstart fallen.
Dies bemängelte auch Analyst Dominic O'Kane von JPMorgan: Die Prognose für das laufende zweite Quartal bleibe hinter dem ersten Geschäftsjahresviertel zurück. O'Kane blieb bei seinem "Underweight"-Votum mit Kursziel 5,70 Euro. Obst hingegen ist bei einem Kursziel von 16 Euro deutlich optimistischer, so viel hatten die Titel zuletzt vor vier Jahren gekostet.
ESSEN (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)
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