Prognose angehoben

IWF erhöht BIP-Prognosen und sieht langfristig Aufwärtsrisiken

06.04.21 16:13 Uhr

IWF erhöht BIP-Prognosen und sieht langfristig Aufwärtsrisiken | finanzen.net

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft im laufenden und kommenden Jahr angehoben.

Wie aus dem aktuellen Weltwirtschaftsausblick hervorgeht, rechnet der IWF mit einem Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2021 um 6,0 Prozent, nachdem er im Januar im Rahmen seiner Prognoseaktualisierung ein Plus von 5,5 Prozent vorausgesagt hatte. Die BIP-Prognose für 2022 wurde auf 4,4 (bisher: 4,2) Prozent erhöht.

Deutlich bessere Wachstumsaussichten sieht der IWF vor allem für die USA. Die Prognosen für den Euroraum und Deutschland wurden nur minimal angehoben. Langfristig sieht der IWF "leichte Aufwärtsrisiken".

Impfstoffe und COVID-Anpassung bessern den Ausblick

"Trotz hoher Unsicherheit über den Pandemieverlauf wird ein Ausweg aus dieser Gesundheits- und ökonomischen Krise zunehmend sichtbar", schreibt IWF-Forschungschefin Gita Gopinath in ihrem Vorwort zu dem Bericht. Dank der Erfindungsgabe der Wissenschaft gebe es verschiedene Impfstoffe, die die Schwere und die Häufigkeit von Infektionen reduzieren könnten. "Parallel bewirke eine Anpassung an das Leben in der Pandemie, dass die Weltwirtschaft gut laufe - trotz allgemeiner Mobilitätseinschränkungen."

"Das hat zu einer im Durchschnitt unerwartet deutlichen Erholung in allen Regionen geführt. Weitere fiskalische Unterstützung, vor allem in den USA, die zusätzlich zu den im vergangenen Jahr beschlossenen Maßnahmen kommt, und geldpolitische Unterstützung bessern den Ausblick weiter", so Gopinath.

Gleichwohl gibt es laut IWF große Unterschiede, die sich unter anderem mit Differenzen im Verhalten und Reaktionen der öffentlichen Gesundheitsvorsorge auf Infektionen erklären lassen. Ein Rolle hätten auch die unterschiedliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Wirtschaftsaktivität auf eine geringere Mobilität, bereits existierende Trends sowie auf strukturelle Rigiditäten gespielt.

USA und China erreichen als erste Volkswirtschaften Vor-Corona-Niveau

Als Land mit besonders hohem Erholungstempo nennt der IWF die USA, deren Wirtschaft das Vor-Corona-Niveau in diesem Jahr wieder erreichen werde. Gleiches gelte für Japan. Unter den Schwellenländern sei es China, dessen Wirtschaft sogar schon 2020 wieder so weit gewesen sei. Andere Länder dieser Gruppe würden ihr Vorkrisenniveau erst 2023 erreichen.

Für die USA prognostiziert der IWF Wachstumsraten von 6,4 (5,1) und 3,5 (2,5) Prozent und für China von 8,4 (8,1) und 5,6 (5,6) Prozent Wachstum. Mit Blick auf den Euroraum ist die in Washington ansässige Organisation weniger optimistisch: Hier werden Wachstumsraten von 4,4 (4,2) und 3,8 (3,6) Prozent erwartet, wobei der IWF Deutschland Wachstumsraten von 3,6 (3,5) und 3,4 (3,1) Prozent zutraut. Für Frankreich werden 5,8 (5,5) und 4,2 (4,1) Prozent Wachstum prognostiziert und für Italien 4,2 (3,0) und 3,6 (3,6) Prozent.

Die Wachstumsprognosen Indiens wurden auf 12,5 (11,5) und 6,9 (6,8) Prozent angehoben, Japans auf 3,3 (3,1) und 2,5 (2,4) und Kanadas auf 5,0 (3,6) und 4,7 (4,1). Für die Asean-5 erwartet der IWF BIP-Zuwächse von 4,9 (5,2) und 6,1 (6,0) Prozent.

Risiken kurzfristig ausgeglichen - langfristig leicht aufwärts gerichtet

Die Risiken für diesen Ausblick sind laut IWF kurzfristig ausgewogen und langfristig leicht aufwärts gerichtet. Zu den wichtigsten Abwärtsrisiken zählen laut IWF ein Wiederaufflammen der Pandemie aufgrund von Resistenzen gegen Impfstoffe, ungünstigere finanzielle Bedingungen, unerwartet starke längerfristige Schäden an den Volkswirtschaften sowie soziale Unruhen.

Die Aufwärtsrisiken bestehen in einer unerwartet raschen Produktion und Verteilung von Impfstoffen, stärkeren fiskalpolitischen Wirkungen sowie unerwartet deutliche Auswirkungen der Koordination von Geld- und Fiskalpolitik.

FRANKFURT/WASHINGTON (Dow Jones)

Bildquellen: MANDEL NGAN/AFP/Getty Images