Nach 122 Jahren: General Electric steigt aus dem Dow Jones ab
Mich erreichte in der vergangenen Woche die Nachricht, dass General Electric (WKN: 851144) aus dem Dow Jones absteigt und durch die Apothekenkette Walgreens ersetzt wird. Damit fliegt das letzte Unternehmen, das noch den ursprünglichen Namen trägt, aus diesem 1896 zum ersten Mal veröffentlichten Index. Das ist aus vielen Gründen interessant.
General Electric galt in den 80er und 90er Jahren als der Star unter den Traditionsunternehmen
Der zumindest damals legendäre CEO Jack Welch war von April 1981 bis September 2001 im Amt und steigerte den Aktienkurs von 1,28 US-Dollar auf in der Spitze 57 US-Dollar - das war eine Ver-44-fachung. Selbst als Jack Welch ausschied, wäre es noch eine Ver-33-fachung gewesen.
Welch strukturierte radikal um und wurde "Neutron Jack" genannt, weil nach ihm oft nur die Gebäude stehen blieben, die Menschen aber weg waren - wie bei einer Neutronenbombe. Er wendete die Theorien der Unternehmensberater konsequent auf das Unternehmen an und forderte, dass General Electric in allen Geschäftsbereichen Nummer 1 oder 2 sein sollte, oder der Bereich geschlossen, verkauft oder restrukturiert werden müsse. Wer so bürokratisch vorgeht, riskiert natürlich, dass die Führungskräfte viel Energie darauf verwenden, entsprechende Geschäftsbereiche so zu definieren, dass es "passt".
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es eben nicht Unternehmertum, sondern Strategien aus der Schablone waren, die General Electric eineinhalb Jahrzehnte Wachstum bescherten. Legale Finanztricks kamen dazu. Zum Ende von Welchs Zeit kaufte und verkaufte man bis zu 300 Unternehmen jährlich. Damit ließ sich der Gewinn natürlich so schieben, wie man es gerade brauchte. Und Welch hatte "berechenbare Gewinne" angekündigt.
Wir Value-Investoren wissen, dass Gewinne schwanken können Wir wollen daher kein Management, das sich um berechenbare Gewinne kümmert, sondern eines, das sich am langfristigen Unternehmenserfolg orientiert. Seit Welchs Abgang hat sich der Aktienkurs auch geviertelt. Vor einiger Zeit wurden massive Probleme bei dem Unternehmen bekannt.
Wir analysierten es für unsere Abonnenten im Herbst 2017 ausführlich. Seitdem hat sich eigentlich nichts zum Besseren gewendet und der Kurs ist weiter gefallen. GE Capital, die Finanzdienstleistungssparte, ist undurchsichtig, die Kraftwerke schwächeln und die erneuerbaren Energien nehmen der Kraftwerkssparte Geschäft weg. Die Medizintechnik und die Flugzeugturbinen laufen immerhin stabil, sorgen aber nicht gerade für Fantasie.
Grundsätzlich ist es richtig, bei der Aktienanlage konservativ zu sein Grundsätzlich sind "Blue Chips" eine gute Wahl. Aber auch hier können Erfolgsgeschichten irgendwann einmal aufhören. Industriezweige und Branchen verändern sich. Ewig hält kein Unternehmen. Die Zukunft zählt. Und, ob das Management für den langfristigen Unternehmenserfolg arbeitet und eben nicht für den Kapitalmarkt.
von Max Otte
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.