Europäische Aktien – und was ein Profi daraus macht
Seit 2010 sind wir selektiv in europäischen Aktien investiert.
Und bis Mitte 2012 haben diese Engagements unsere Performance ganz schön gebremst. Seit Herbst 2012 tragen sie deutlich zu unserer Performance bei.
Am 28. September erschien ein Artikel in der Finanz und Wirtschaft: „Europa-Aktien schütteln die Krise ab.“ Und weiter: „Es ist die große Wiederentdeckung Europas. Broker, Strategen und Fondsmanager überbieten sich mit Kaufempfehlungen für europäische Aktien. (…) Eurozonenaktien sind die Anlageklasse, die von Profianlegern weltweit am häufigsten bevorzugt wird. (…)“ Ja, nun springen alle auf.
Etliche griechische Aktien haben sich vervierfacht, verfünffacht. Spanien hat gedreht. Italien ist gerade dabei, zu drehen. Wie lange also drin bleiben?
Derzeit finden wir noch genug europäische Aktien. Im Jahresspezial und auf der Herbsttour werde ich einige davon vorstellen. Aber ganz so viele offensichtliche Deals wie vor einem Jahr gibt es nicht mehr.
Nun möchte ich Ihnen noch ein Beispiel geben, wie prozyklisch auch die Profis agieren. Vor wenigen Tagen las ich ein Interview mit einem Fondsmanager für europäische Aktien. Er plädierte ganz klar für europäische Aktien. Die Gewinne seien im Gegensatz zu den USA nahezu am Tiefpunkt und er erwarte in vielen Branchen eine deutliche Verbesserung der Gewinnsituation. Das Shiller-P/E, also das nachhaltige KGV, europäischer Aktien sei billig.
Und dann stellte derselbe Manager das Unternehmen Inditex (WKN: 756434) vor, ein phantastisches Unternehmen, aber auch mit hohem Wachstum und hohen Gewinnen. Das Unternehmen hat ein KGV von 26 und muss dadurch mit 15 Prozent pro Jahr weiter wachsen, damit sich das Investment rentiert. Nicht offensichtliche Value.
Warum macht der Mann das? Ganz einfach! Inditex kennt ziemlich jeder. Wenn man so etwas vorschlägt, ist man emotional auf der richtigen Seite. Ich wette aber, dass ein Großteil der Leser nicht gemerkt hat, dass dieses Wachstumsunternehmen nicht zu der Story passt, die der Mann vorher erzählt hat.
Stellen Sie sich vor, der Mann hätte stattdessen CIR - Compagnie Industriali Riunite - S.p.A. (WKN: 864687) vorgestellt, oder Italmobiliare (WKN: 864875), die wesentlich besser zu seiner Story passen. Wenn ein solches Investment in Schwierigkeiten gerät, würde er dafür sicher mehr Prügel beziehen als für den Inditex-Tipp.
So banal ist das auch bei Profis. Wir werden uns weiter bemühen, Ihnen Investments zu präsentieren, die auch zu unserer Story passen.
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.