Anlagegrundsätze 2018/19: Aktien bleiben die Grundlage Ihrer Vermögensabsicherung!
Im Beratungsgespräch mit Privatkunden höre ich mittlerweile häufiger den Wunsch, nach den vielen guten Jahren etwas mehr Liquidität zu parken.
Dies ist legitim, denn irgendwann in den nächsten Jahren wird eine deutliche Korrektur kommen. Allerdings wissen wir nicht, wann das der Fall sein wird und welche Werte es vor allem betreffen wird. Viele Wachstumstitel können bis dahin noch kräftig zugelegt haben. Und etliche Deep-Value-Titel schütten weiter schöne Dividenden aus und fallen dann vielleicht auch in der Korrektur nicht mehr viel.
Sollten Sie also den Wunsch verspüren, die Liquiditätsreserven hochzufahren, ist dies durchaus eine Option. Bitte bedenken Sie aber, dass wir keine Situation haben, in der "alles oder nichts" gilt, sondern dass dies ein gradueller Schritt sein sollte. In unseren Fonds liegen wir aktuell bei 20 bis 25 Prozent Cashreserve.
Einige Kunden haben die Gelegenheit auch genutzt, Konto und Depot in Liechtenstein zu eröffnen. Das Land hat sich nach 2008 reformiert, ist Teil des europäischen Wirtschaftsraums, aber nicht Teil der EU, schuldenfrei und hoch solide. Die Kosten eines solchen Kontos sind etwas höher als in Deutschland. Aber die Diversifikation der Depots (Sie haben nicht alles in Deutschland) wirkt wie eine Versicherung. Und die kostet etwas extra.
Festgeld und Kontoguthaben? Weiterhin nur so viel wie nötig!
Der "Krieg gegen das Bargeld" hat an Fahrt aufgenommen. Die teilweise oder schleichende Enteignung der Geldvermögensbesitzer wird vorbereitet. Negativzinsen sind auf dem Vormarsch. Halten Sie genug Liquidität, um beweglich zu sein, investieren Sie jedoch den Rest in werterhaltende Vermögensformen. Es kann auch nicht schaden, etwas Bargeld zu Hause und ein (legales) Konto im Ausland zu haben. Vermögen, das Sie in den nächsten fünf Jahren definitiv nicht benötigen, sollte keinesfalls in Geldform geparkt sein.
Besser haben es die Superreichen und die Family Offices
Sie benötigen keine Liquidität, sondern kommen aufgrund ihrer Vermögenswerte an superbillige Kredite, wenn sie interessante Anlageobjekte sehen. Falls Sie es schaffen, sich billige Kreditlinien zu sichern, kann das sehr interessant sein. Allerdings nur, wenn Sie damit "gute" Vermögenswerte erwerben - also Vermögenswerte, die eine laufende Rendite (Cashflow) abwerfen. Hierüber schreibe ich in Kapitel 4 von "Investieren statt Sparen".
Ich bin nach wie vor Aktienfan
Auch jetzt noch finden wir immer wieder interessante Investmentmöglichkeiten. Auch jetzt sind wir der Auffassung, wieder etliche Titel mit Potenzial gefunden zu haben. Diese stellen wir Ihnen jeden Freitag in unserem Börsenbrief Der Privatinvestor vor.
Aktien sind nach wie vor die Grundlage für Vermögenserhalt und Vermögensvermehrung. Das gilt auch in den unsicheren Zeiten des Endspiels. Bei Aktien haben Sie die geballte Lobbymacht der großen Fondsgesellschaften und der Superreichen hinter sich, die diese Form des Besitzes sicher nicht angetastet haben wollen. Da ist es viel leichter, die Grundsteuern auf Immobilien zu erhöhen, denn das trifft vor allem die Mittelschicht. Auch die Finanzrepression trifft die Mittelschicht - und hilft den Aktienmärkten. Viele Unternehmen haben billige Kredite aufgenommen, um mit diesem Geld eigene Aktien zurückzukaufen und so die Gewinne je Aktie nach oben zu treiben.
Der Buffett-Indikator zeigt an, dass wir beim Weltaktienmarkt langsam in ein Überhitzungsterritorium kommen. Buffett setzt den Wert aller Aktien auf der Welt einfach in Relation zum Weltsozialprodukt. Sind die Aktien mit weniger als der jährlichen Weltwirtschaftsleistung bewertet, sind sie billig, kosten alle Aktien der Welt zusammen mehr als eine jährliche Weltwirtschaftsleistung, sind sie teuer.
Aktuell liegt der Wert aller börsennotierten Unternehmen der Welt etwa bei 80 Billionen Dollar - ungefähr auch die Summe aller Bruttoinlandsprodukte (BIP). Das ist noch keine wirklich starke Überhitzung, aber wir bewegen uns darauf zu. Im Jahr 2000, kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase, lag die Marktkapitalisierung in den USA bei 183 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Bevor 2007 die Immobilienblase platzte, lag dieser Wert bei 135 Prozent. Nun ist der US-Markt immer teurer als der Weltaktienmarkt.
Die Grafik zeigt doch deutlich, dass der Wert aller Aktien dabei ist, das Welt-BIP zu übersteigen. Nur einmal war das in den betrachteten 15 Jahren der Fall, nämlich beim Höchststand kurz vor der Finanzkrise. Und noch etwas zeigt die Grafik: Als wir den PI Global Value Fund im März 2008 starteten, war ich bald voll investiert. Der Weltaktienmarkt war deutlich niedriger als das Welt-BIP bewertet. Natürlich ging dann der Fonds zunächst mit dem Gesamtmarkt in die Knie. Aber er erholte sich rasch. Von März 2008 bis Anfang 2018 waren wir in den Fonds mehr oder weniger die ganze Zeit voll investiert. Erst 2018 haben wir angefangen, Liquidität aufzubauen.
Die Grafik zeigt Ihnen auch sehr deutlich, warum das so war: von 2008 bis 2017 waren Aktien relativ billig. Erst im Jahr 2017 wurde der Gesamtaktienmarkt "teuer". Auch dann finden sich noch billige Titel, weil der Gesamtmarkt nur ein Durchschnitt aus billigen und teuren Märkten und letztlich aus billigen und teuren Titeln ist.
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.