EZB-Vizepräsident De Guindos sieht Kernteuerung als entscheidend für Inflationsentwicklung an
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich bei der Beurteilung des Inflationstrends nach den Worten von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos vor allem an der Kerninflation orientieren.
De Guindos sagte der Business Post: "Wir wollen eine stetige und deutliche Annäherung an das 2-Prozent-Ziel sehen. In dieser Hinsicht wird die Kerninflation der Schlüssel sein. Ohne einen deutlichen Rückgang der Kerninflation ist eine nachhaltige Annäherung an das 2-Prozent-Ziel sehr schwierig."
Im Februar waren die Verbraucherpreise in der Euro-Zone ohne Energie und Nahrungsmittel mit einer Jahresrate von 5,6 Prozent gestiegen. Daten für März werden am Freitag veröffentlicht. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten einen Anstieg der Kernteuerung auf 5,7 Prozent. Für die Gesamtteuerung wird ein Rückgang auf 7,1 (Februar: 8,5) Prozent erwartet. Im März fällt der starke Anstieg der Energiepreis zu Beginn des Ukraine-Kriegs aus dem Jahresvergleich heraus.
Makro-Auswirkungen von SVB und Credit Suisse noch unklar
De Guindos zufolge erhöhen Ereignisse wie die Insolvenz der SVB und die Übernahme von Credit Suisse durch UBS die Unsicherheit, was die EZB in Betracht ziehen müsse. "Wir haben den Eindruck, dass sie zu einer zusätzlichen Verschärfung der Kreditstandards im Euroraum führen werden", sagte er. Vielleicht wird sich dies in Form von geringerem Wachstum und niedrigerer Inflation auswirken. "Aber wir müssen die Intensität dieses Faktors noch abschätzen. Es ist noch zu früh, das jetzt zu sagen", fügte er hinzu.
De Guindos sagte, im Fall der Credit Suisse und der US-Banken habe es spezifische und idiosynkratische Faktoren gegeben. Insgesamt sei die Situation im Bankensystem des Euroraums in Bezug auf Liquidität, Kapital und Aufsicht viel besser als noch vor zehn Jahren. "Daher glauben wir, dass der Sektor als Ganzes widerstandsfähig, solide und sicher ist. Aber wir sollten nicht selbstzufrieden sein."
Die Finanzstabilität sei von entscheidender Bedeutung, und die EZB beobachte sie genau. "Die Liquiditätsinstrumente in unserem Werkzeugkasten sind bereit, wieder eingesetzt zu werden. Das Instrumentarium steht zur Verfügung, falls es notwendig werden sollte", sagte der EZB-Vizepräsident.
Banken sollten höhere Einlagenzinsen zahlen
De Guindos forderte die Banken dazu auf, ihren Kunden höhere Einlagenzinsen zu zahlen. "Die Zinsen sollten nicht nur für Kredite, sondern auch für Einlagen angehoben werden. Dies ist etwas, das wir sehr sorgfältig prüfen", sagte er.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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