EZB-Vize de Guindos erwartet temporär steigende Inflation
EZB-Vize Luis de Guindos erwartet, dass die Inflation in der Eurozone vorübergehend wieder anziehen wird.
"Wir erwarten in den kommenden Monaten einen temporären Wiederanstieg der Inflation, da die Basiseffekte des starken Anstiegs der Energie- und Lebensmittelpreise im Herbst 2022 aus der Jahresberechnung herausfallen", sagte de Guidons bei der Auftaktrede zur "26. Frankfurt Euro Finance Week". Wir gehen jedoch davon aus, dass der allgemeine Disinflationsprozess mittelfristig anhalten wird."
Die Energiepreise blieben allerdings angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der Auswirkungen der fiskalischen Maßnahmen eine große Unsicherheitsquelle. Das Gleiche gelte für die Lebensmittelpreise, die aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen und der sich ausweitenden Klimakrise ebenfalls unter Aufwärtsdruck geraten könnten.
Gleichzeitig hätten sich die Wachstumsaussichten für die Wirtschaft des Euroraums weiter verschlechtert, da die globale Wachstumsdynamik nachlasse und die angespannten Finanzierungsbedingungen zunehmend die Investitionen und die Verbraucherausgaben belasteten, sagte de Guindos.
Im dritten Quartal dieses Jahres war das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Eurozone gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent gesunken. "Es gibt Anzeichen dafür, dass die Produktion des verarbeitenden Gewerbes weiterhin stark rückläufig ist, während sich der Dienstleistungssektor weiter abgeschwächt hat", sagte der Notenbanker. Die schwächere Industriekonjunktur greift auf den Dienstleistungssektor über, die Impulse der Wiedereröffnung lassen nach und die Auswirkungen der höheren Zinssätze weiten sich aus."
Es sei wahrscheinlich, dass die Wirtschaft des Eurogebiets in nächster Zeit gedämpft bleiben werde, sagte de Guindos. Mittelfristig dürfte sie jedoch wieder anziehen, da die Inflation weiter zurückgehe, die Realeinkommen der privaten Haushalte sich erholten und die Nachfrage nach Exporten aus dem Eurogebiet zunehme.
Die EZB sei entschlossen, die Inflation wieder auf das mittelfristige Ziel von 2 Prozent zu bringen. "Auf der Grundlage unserer derzeitigen Einschätzung sind wir der Ansicht, dass die Leitzinsen der EZB auf einem Niveau liegen, das, wenn es für eine ausreichend lange Dauer beibehalten wird, einen wesentlichen Beitrag zu diesem Ziel leisten wird", sagte de Guindos. "Wir werden weiterhin einen datenabhängigen Ansatz verfolgen, um die angemessene Höhe und Dauer der Beschränkung zu bestimmen."
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)
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