Vom Videospieleverkäufer zum Tech-Unternehmen: GameStop will sich komplett transformieren
GameStop will langfristig deutlich mehr sein als ein Einzelhändler für Videospiele. Die Konzernziele rücken das Unternehmen eher in eine Reihe mit Google, Apple & Co.
Werte in diesem Artikel
• GameStop ist als Meme-Aktie bekannt geworden
• Transformation zum Tech-Unternehmen geplant
• Pläne bislang wenig konkret
GameStop hat in den vergangenen Monaten enorm viel Aufmerksamkeit erfahren. Die r/WallStreetBets-Bewegung hatte den Anteilsschein des Unternehmens als Liebling von Shortsellern ausfindig gemacht und den Aktienkurs in zuvor nie erreichte Höhen getrieben. Die GameStop-Aktie gilt als prominentester Vertreter der Meme-Aktien. Doch das Geschäftsmodell von GameStop rechtfertigt eine derart hohe Bewertung kaum - schließlich hat das Unternehmen, das sich auf den Verkauf von Videospielen konzentriert, in der Vergangenheit massive Verluste eingefahren. Nicht erst seit der COVID-19-Pandemie, die viele Einzelhändler dazu zwang, ihre Geschäfte zwischenzeitlich zu schließen, gilt der physische Verkauf von Videospielen als veraltetes Geschäftsmodell, immerhin greifen immer mehr Gamer auf Cloud- und Downloaddienste zurück, immer weniger Käufer stellen sich tatsächlich Spiele ins heimische Regal.
Dieser Trend schlug sich in den letzten Jahren auch in den Bilanzen von GameStop nieder und zwang den Konzern dazu, viele Filialen dicht zu machen. Auch als die Verkäufe mit dem Abflauen der Pandemie wieder etwas anzogen und etwa die Erlöse wieder stiegen, blieb das GameStop-Geschäft unrentabel: 61,6 Millionen Dollar Verlust fuhr der Videospielehändler im abgelaufenen Geschäftsquartal ein.
Transformation zum Tech-Unternehmen geplant
Grund genug für viele Anleger, ihre GameStop-Aktien aus dem Depot zu werfen und ein Anlass für GameStop selbst, die eigene Strategie zu überdenken. Denn in der jüngst vorgelegten Quartalsbilanz finden sich auch Hinweise darauf, welches Selbstverständnis GameStop von nun an verkörpern will: "GameStop hat zwei langfristige Ziele", hieß es im Rahmen der Bilanzvorlage. "Kunden zu begeistern und den Aktionären einen Mehrwert zu bieten. Wir entwickeln uns von einem Einzelhändler für Videospiele zu einem Technologieunternehmen, das Kunden mit Spielen, Unterhaltung und einem breiten Produktsortiment verbindet. Wir konzentrieren uns darauf, eine große Produktauswahl, wettbewerbsfähige Preise und einen schnellen Versand anzubieten - unterstützt durch einen High-Touch-Kundenservice und ein reibungsloses E-Commerce- und In-Store-Erlebnis.
Konkret bedeutet das, GameStop sieht seine Zukunft langfristig nicht als Videospieleverkäufer sondern will vielmehr als Tech-Unternehmen agieren - und damit wohl eher in einem Atemzug mit Giganten wie Google oder Apple genannt werden.
Konkrete Maßnahmen fehlen
Wie GameStop diese Transformation erreichen will, lässt das Unternehmen dabei aber völlig offen, weitere konkrete Hinweise zu den geplanten Maßnahmen fehlen in der Konzernankündigung. Lediglich zwei vage Formulierungen zu den angepeilten Entwicklungszielen wurden in der Mitteilung genannt: Die "Vergrößerung unseres adressierbaren Marktes durch Erweiterung unseres Produktkatalogs auf Unterhaltungselektronik, Sammlerstücke, Spielzeug und andere Kategorien, die eine natürliche Erweiterung unseres Geschäfts darstellen" sowie den "Ausbau der Fulfillment-Aktivitäten, um die Liefergeschwindigkeit und den Service für unsere Kunden zu verbessern", peile man an.
Ob der Konzern etwa den Aufbau eines Cloud-Services prüft, geht aus der Pressemitteilung ebenso wenig hervor, wie auf welchem Weg man den Kundenservice verbessern will.
Fraglich ist vor diesem Hintergrund, ob der Ausbau der Infrastruktur und eine mögliche Ausweitung der Produktpalette ausreichen, um mit der großen Nachfrage nach Digitalisierung und Cloud-Services im Gaming-Segment mithalten zu können. Immerhin hat GameStop hier durchaus namhafte Konkurrenten. Einzelhandelsriesen wie Amazon aber auch Best Buy sind direkte Umsatzrivalen im Verkauf von Videospielen. Hinzu kommt, dass für Microsofts XBox-Universum sowie für Spiele für Sonys PlayStation konzerneigene Cloud-Services betrieben werden. GameStop müsste zunächst für die notwendige digitale Infrastruktur sorgen, ob und wie intensiv diese Pläne verfolgt werden, ist aber nicht bekannt.
Unklar bleibt auch, ob der Fokus auf zusätzliche Produkte, die neben den Videospielen in den Stores verkauft werden sollen, ausreichend ist, um spürbar zu einer Erholung des Geschäfts beizutragen. Immerhin hat GameStop auch im Merchandise, bei Sammlerobjekten oder Spielsachen mit Bezug zu Gaming namhafte Konkurrenten. Amazon mit seinen zahlreichen Marketplace-Händlern ist in diesem Zusammenhang erneut zu nennen. Auch zahlreiche andere Händler bieten Fanartikel an, als Alleinstellungsmerkmal gilt das für GameStop also nicht. Zumal eine Produktoffensive GameStop seinem Langfristziel, ein Tech-Unternehmen zu werden, noch nicht näher bringt.
GameStop-Aktie im Sog der Aussichten
Das scheinen viele Anleger ähnlich zu beurteilen. Zwar hat die Aktie seit Jahresbeginn immer noch für ein sattes Plus von 985 Prozent in den Aktionärsdepots gesorgt, in den vergangenen Monaten haben aber immer mehr Anteilseigner Gewinne mitgenommen. Entsprechend negativ fällt die Bilanz für die vergangenen drei Monate aus, in denen die GameStop-Aktie 8,27 Prozent verloren hat. Dank seines Meme-Status notiert der Anteilsschein zwar dennoch deutlich oberhalb des Vergleichskurses von vor rund einem Jahr, wenn die Transformation des Unternehmens aber nicht voran geht und die Pläne für einen Geschäftsumbau Anleger nicht überzeugen, bleibt abzuwarten, ob diese dem Unternehmen auch künftig weiter den Rücken stärken.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Casimiro PT / Shutterstock.com, Ken Wolter / Shutterstock.com
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