Bayer-Aktie tiefer: Pharma-Chef macht Investoren zum Xarelto-Übergang Hoffnung
Zwei der neuen Bayer-Medikamente geben Anlass zur Hoffnung, dass der in wenigen Jahren auslaufende Patentschutz für den bisherigen Bestseller Xarelto den Pharma- und Agrarkonzern aus Leverkusen weniger treffen wird als bislang angekündigt.
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Pharma-Vorstand Stefan Oelrich deutete am Rande der diesjährigen J.P. Morgan Healthcare Conference an, dass die Spitzenumsätze mit dem Prostatakrebsmittel Nubeqa sowie dem Medikament Kerendia zur Behandlung diabetischer Nierenerkrankungen jeweils höher ausfallen werden als bislang gedacht.
Überdies wird Bayer auch die Annahmen zu den absehbaren Umsatzverlusten des äußerst erfolgreichen Blutverdünners Xarelto selbst revidieren, nachdem der Konzern vom Europäischen Patentamt Ende Oktober einen fast zwei Jahre längeren Schutz vor Nachahmerpräparaten erhielt.
In der aktuellen Quiet Period dürfe er dazu keine Aussagen treffen, sagte Oelrich im Interview mit Dow Jones Newswires. "Die Frage ist aber die Richtige: Wir werden uns im Laufe dieses Jahres dazu äußern. Genauso wie wir uns auch dazu äußern werden, was die Spitzen-Umsätze von Kerendia und Nubeqa betrifft. Die Daten, die wir da gerade bekommen, sehen sehr gut aus."
Mit Xarelto, einem Standardmedikament zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen, machte Bayer 2020 ein gutes Viertel seines gesamten Pharmaumsatzes, weshalb der bis 2027 schrittweise auslaufende Patentschutz den Investoren seit längerem Sorgen macht. In China sind erste Umsatzeinbußen bereits zu erkennen.
Oelrich hat den Markt im Frühjahr darauf eingestimmt, dass 2024 im Pharmageschäft wegen rückläufiger Xarelto-Umsätze eine Delle auftreten wird - mit Umsatzrückgängen im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. 2025 sollte der Pharma-Umsatz von Bayer dann wieder wachsen.
Nach der für Bayer günstigen Patentamtsentscheidung könnte diese Delle nun später kommen, und sie wird vielleicht von stärker als erwarteten Umsätzen mit neuen Medikamenten verdeckt. Dieser Einschätzung widerspricht der Pharmachef nicht. Und er hat dafür starke Indizien.
Beim Krebsmittel Nubeqa, dem ersten der potenziellen neuen Blockbuster, der im ersten vollen Jahr seiner Vermarktung laut Oelrich etwa 220 Millionen Euro Umsatz lieferte, hat eine neue Studie ergeben, dass das Medikament auch zur Behandlung von metastasiertem Prostatakrebs geeignet ist. Bisher gilt die Zulassung nur für die nicht-metastasierte Form.
"Auf Basis dieser Daten könnte Nubeqa in Zukunft ein echter Standard of Care für Prostatapatienten über den ganzen Krankheitsverlauf hinweg werden", sagte Oelrich. Überdies "könnte sich die Zahl der Patienten, die für eine Nubeqa-Behandlung in Frage kommen, verdreifachen. Mitte Februar will Bayer Details nennen.
Bei Kerendia, ebenfalls ein Arzneimittel, dem ein Spitzenumsatz von mindestens 1 Milliarde Euro im Jahr zugetraut wird, verläuft die Markteinführung in den USA nach Angaben von Oelrich trotz aller pandemiebedingten Widrigkeiten sehr stark. Die American Diabetes Association habe dem Medikament die höchste Bewertung zukommen lassen, sagte er. In einer Investoren-Präsentation ist von einem "Game Changer" für die diabetische Nierenerkrankung die Rede.
Überdies hat Bayer weitere vielversprechende Medikamentenkandidaten in der Pipeline, die in einigen Jahren ihr Potenzial entfalten sollen. Eines davon ist Elinzanetant gegen Beschwerden von Frauen in den Wechseljahren, das ab 2025 auf den Markt kommen könnte - Spitzenumsatz hier: mehr als 1 Milliarde Euro.
2026 könnte Faktor XI marktreif sein, ein neuer Blutverdünner, der noch in diesem Jahr in die klinische Phase III kommen soll. Zu deren Start will sich Bayer auch dazu äußern, wieviel Umsatz dem möglichen Xarelto-Nachfolger zutraut. Denn anders als beim höchst erfolgreichen Vorgänger hält Bayer bei Faktor XI die kompletten Rechte für den so wichtigen US-Markt.
Die Bayer-Aktie zeigt sich am Donnerstag via XETRA zeitweise um 0,65 Prozent schwächer bei 50,81 Euro.
Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)
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