Die EU führt eine Liste über die größten Steueroasen der Welt - die Regionen, in denen Unternehmen und reiche Privatpersonen besonders wenig Steuern zahlen müssen. In diesem Ranking werden die Regionen auf der "schwarzen Liste" vorgestellt.
Steuerbetrug, -vermeidung, -hinterziehung sowie Geldwäsche will die Europäische Union (EU) in den Ländern auf der "EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete" bekämpfen - gemeinsprachlich heißt dieses Dokument auch "schwarze Liste".
Gelistet werden laut dem Rat der Europäischen Union Länder, "die ihren Verpflichtungen zur Einhaltung der Kriterien für verantwortungsvolles Handeln im Steuerbereich innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens nicht nachgekommen sind" und Länder, die sich weigern dem nachzukommen.
Am 5. Dezember 2017 wurde die erste EU-Liste vom Rat angenommen und seither regelmäßig aktualisiert und überarbeitet. Die Aktualisierungen der Liste erfolgen seit 2020 zweimal jährlich.
Welche Regionen bieten so auffällige Steuersätze, dass die EU sie tatsächlich in die Liste aufgenommen hat? Die Daten entstammen der offiziellen EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete, die zuletzt am 14. Februar 2023 aktualisiert wurde.
Redaktion finanzen.net
Platz 17: Das Ranking
Privatleute schaffen ihr Vermögen gerne ins Ausland, aber auch Unternehmen machen es sich in diversen Steueroasen gemütlich. Das Europäische Parlament führt die schlimmsten Steueroasen in der "EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete" auf - um dann Steuerbetrug in diesen Regionen zu bekämpfen. Neben der "schwarzen Liste" gibt es eine "graue Liste" mit Ländern und Gebieten, welche der EU Reformen zugesagt, diese aber noch nicht umgesetzt haben. In diesem Ranking werden die Regionen auf der schwarzen Liste in beliebiger Reihenfolge vorgestellt. Als Quelle dient die offizielle EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete. Stand der Daten ist der 14. Februar 2023.
Quelle: Europäisches Parlament, Bild: Jag cz / Shutterstock.com
Platz 16: Vanuatu
Vanuatu wird vom Globalen Forum für Transparenz und Informationsaustausch für Steuerzwecke (OECD) auf Anfrage der EU als nicht mindestens "weitgehend konform" eingestuft und erleichtert problematische Offshore-Strukturen sowie -Vereinbarungen. Da Vanuatu noch nichts dagegen unternommen oder dies wenigstens zugesagt hat, bleibt die Region vorerst auf der Liste.
Quelle: Europäisches Parlamet, Bild: yusuf aktas / Shutterstock.com
Platz 15: US-amerikanische Jungferninseln
Ebenfalls zu den von der EU als besonders schlimm eingestuften Steueroasen gehören die US-amerikanischen Jungferninseln: In der Region gibt es keinen automatischen Austausch von Finanzinformationen und das Multilaterale OECD-Übereinkommen über gegenseitige Amtshilfe wurde von den US-amerikanischen Jungferninseln in seiner geänderten Fassung nicht unterzeichnet. Des Weiteren werden dort dem Europäischen Parlament zufolge momentan "schädliche präferenzielle Steuerregelungen" angewandt und die Region hat sich nicht verpflichtet, die BEPS-Mindeststandards anzuwenden.
Quelle: Europäische Union, Bild: Lux Blue / Shutterstock.com
Platz 14: Turks- und Caicosinseln
Die Turks- und Caicosinseln wurden im Oktober 2022 in die Liste aufgenommen. Als Grund nannte der Europäische Rat Bedenken, dass das Land Gewinne anziehe, die keine reale Wirtschaftstätigkeit abbilden. Der Staat habe "eine Reihe von Empfehlungen des OECD-Forums über schädliche Steuerpraktiken (FHTP) in Bezug auf die Durchsetzung der Anforderungen an die wirtschaftliche Substanz nicht angemessen umgesetzt", obwohl er sich dazu verpflichtet habe.
Quelle: Europäischer Rat, Bild: Ariane27 / Shutterstock.com
Platz 13: Trinidad und Tobago
In Trinidad und Tobago gibt es keinen automatischen Finanzinformationsaustausch und die Region wird vom Globalen Forum für Transparenz und Informationsaustausch für Steuerzwecke auf Anfrage der EU nicht als wenigstens "weitgehend konform" eingestuft. Zudem wurde das Multilaterale OECD-Übereinkommen über gegenseitige Amtshilfe in seiner geänderten Fassung von Trinidad und Tobago nicht unterzeichnet und die Region hat nach Ansicht der EU "schädliche Steuerpräferenzregelungen".
Quelle: Europäische Union, Bild: Yuriy Seleznev / Shutterstock.com
Platz 12: Samoa
Samoa befindet sich nur aus einem Grund auf der schwarzen Liste der EU. Dieser ist das "schädliche präferenzielle Steuersystem", welches momentan in Kraft ist und das die Region noch nicht zu verändern versprochen hat.
Quelle: Europäisches Parlament, Bild: Maxim Ermolenko / Shutterstock.com
Platz 11: Russland
Russland wurde im Februar 2023 in die Liste aufgenommen, nachdem die Verhaltenskodexgruppe Russlands neue, 2022 verabschiedete Gesetzgebung anhand der Kriterien des Kodex für verantwortungsvolles Handeln im Steuerbereich überprüft habe. Dabei habe die Gruppe festgestellt, dass Russland seiner Verpflichtung, die schädlichen Aspekte einer Sonderregelung für internationale Holdinggesellschaften anzugehen, nicht nachgekommen sei. Darüber hinaus sei der Dialog mit Russland in Steuerfragen nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine zum Erliegen gekommen.
Quelle: Europäischer Rat, Bild: valeriiaarnaud / Shutterstock.com
Platz 10: Panama
Panama wird vom Globalen Forum für Transparenz und Informationsaustausch für Steuerzwecke nicht als mindestens "weitgehend konform" eingestuft, was jedoch für eine Streichung von der schwarzen Liste erforderlich ist. Deswegen bleibt das mittelamerikanische Land weiterhin auf der Liste.
Quelle: Europäische Union, Bild: Design_Bank / Shutterstock.com
Platz 9: Palau
Palau befindet sich auf der Liste, weil es keinen automatischen Austausch von Finanzinformationen betreibt und das Multilaterale OECD-Übereinkommen über gegenseitige Amtshilfe in seiner geänderten Fassung nicht unterzeichnet hat. Zudem erwähnt die EU in ihrem Dokument, dass Palau diese Probleme noch nicht gelöst habe.
Quelle: Europäische Union, Bild: Tatoh / Shutterstock.com
Platz 8: Marshallinseln
Die Republik der Marshallinseln ist ein Staat im zentralen Pazifischen Ozean, der im Zuge der jüngsten Überarbeitung am 14. Februar 2023 in die "EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete" aufgenommen wurde. Die Marshallinseln wurden laut Europäischem Rat wegen Bedenken, dass der Staat Gewinne ohne reale Wirtschaftstätigkeit anzieht, in die Liste aufgenommen. Insbesondere bei der Durchsetzung der Anforderungen an die wirtschaftliche Substanz seien auf den Marshallinseln Mängel festgestellt worden. Im Jahr 2018 wurden die Marshallinseln schon einmal gelistet.
Quelle: Europäischer Rat, Bild: Creative Photo Corner / Shutterstock.com
Platz 7: Guam
Im US-amerikanischen Außengebiet Guam findet kein automatischer Austausch von Finanzinformationen statt und die Region hat sich nicht verpflichtet, die BEPS-Mindeststandards anzuwenden. Hinzu kommt, dass Guam das Multilaterale OECD-Übereinkommen über gegenseitige Amtshilfe in seiner geänderten Fassung nicht unterzeichnet hat.
Quelle: Europäisches Parlament, Bild: Skilful / Shutterstock.com
Platz 6: Fidschi-Inseln
Die Gründe, aus denen die Fidschi-Inseln auf der schwarzen Liste stehen, sind vielzählig: So ist die Inselgruppe nicht Mitglied des Globalen Forums für Transparenz und Informationsaustausch für Steuerzwecke und hat das Multilaterale OECD-Übereinkommen über gegenseitige Amtshilfe in seiner geänderten Fassung nicht unterzeichnet. Zudem habe es "schädliche Steuerpräferenzregelungen" und ist nicht Mitglied des Inclusive Framework on BEPS.
Quelle: Europäische Union, Bild: Leo Altman / Shutterstock.com
Platz 5: Costa Rica
Costa Rica wurde im Zuge der jüngsten Aktualisierung zum ersten Mal seit Erstellung der Liste aufgenommen, weil der zentralamerikanische Staat laut Europäischem Rat seiner Verpflichtung zur Abschaffung oder Änderung der schädlichen Aspekte seines Systems zur Befreiung von Einkünften aus ausländischen Quellen nicht nachgekommen ist.
Quelle: Europäischer Rat, Bild: Gianfranco Vivi / Shutterstock.com
Platz 4: Britische Jungferninseln
Die Britischen Jungferninseln ergänzte der Europäische Rat im Zuge seiner Aktualisierung der Liste am 14. Februar 2023. Die vulkanische Inselgruppe in der Karibik wurde in die Liste aufgenommen, weil festgestellt wurde, dass sie den OECD-Standard zum Informationsaustausch auf Anfrage nicht ausreichend erfüllt.
Quelle: Europäischer Rat, Bild: MP_Foto / Shutterstock.com
Platz 3: Bahamas
Die Bahamas wurden laut dem Europäischen Rat aufgrund von Bedenken in die Liste aufgenommen, dass der Inselstaat Gewinne anziehe, die keine reale Wirtschaftstätigkeit abbilden. Die Bahamas haben "eine Reihe von Empfehlungen des OECD-Forums über schädliche Steuerpraktiken (FHTP) in Bezug auf die Durchsetzung der Anforderungen an die wirtschaftliche Substanz nicht angemessen umgesetzt", heißt es in der Pressemitteilung des Europäischen Rates, und das obwohl sich der Inselstaat 2022 dazu verpflichtet hatte.
Quelle: Europäischer Rat, Bild: Victor Maschek / Shutterstock.com
Platz 2: Anguilla
Ebenfalls zu den größten Steueroasen für Unternehmen und reiche Privatpersonen gehört Anguilla. Die Region stand 2020 schon einmal auf der Liste und wurde im Oktober 2022 erneut aufgenommen. Als Grund für die Aufnahme in die Liste nennt der Europäische Rat auch hier Bedenken, dass das britische Überseegebiet in der östlichen Karibik Gewinne anziehe, die keine reale Wirtschaftstätigkeit abbilden und dass der Staat dje Empfehlungen des OECD-Forums - trotz Verpflichtung dazu - nicht angemessen umgesetzt habe.
Quelle: Europäisches Parlament, Bild: Flag World / Shutterstock.com
Platz 1: Amerikanisch-Samoa
Auch Amerikanisch-Samoa gehört der EU zufolge zu den schlimmsten Steueroasen der Welt: Es betreibt keinen automatischen Austausch von Finanzinformationen und hat das Multilaterale OECD-Übereinkommen über gegenseitige Amtshilfe in seiner geänderten Fassung nicht unterzeichnet. Hinzu kommt, dass keine BEPS-Mindeststandards angewandt werden und Amerikanisch-Samoa sich nicht verpflichtet, diese steuerlichen Probleme anzugehen.
Quelle: Europäisches Parlament, Bild: Kitraveler / Shutterstock.com