Optionsinteresse steigt

Flut von Amateur-Investoren: Robinhood, Reddit & Co. verschieben die Marktmacht an den Börsen

18.03.21 23:10 Uhr

Flut von Amateur-Investoren: Robinhood, Reddit & Co. verschieben die Marktmacht an den Börsen | finanzen.net

Kleinanleger haben den Aktienmarkt für sich entdeckt. Nicht erst seit dem GameStop-Drama zum Jahresstart wird deutlich: Das Klientel an den Börsen ist ein anderes geworden. Entscheidend mitgeprägt wurde die neue Generation von Tradern von Apps wie Robinhood und Trade Republic - und der Corona-Pandemie.

Werte in diesem Artikel

• Amateur-Investoren in großer Zahl neu am Aktienmarkt
• Tradingapps wie Robinhood befeuern den Trend
• Stark gestiegenes Optionsinteresse



2021 hat sich die Aktionärskultur weltweit entscheidend verändert. Zahlreiche Amateur-Investoren waren das erste Mal am Aktienmarkt aktiv und haben für Verschiebungen gesorgt, die zuvor für viele etablierte Marktteilnehmer lange Zeit undenkbar schienen.

Robinhood und andere Apps machen Handel von überall möglich

Dabei sind es auch Trading-Apps wie Robinhood und Trade Republic, die die Schwelle für Kleinanleger, am Finanzmarkt teilzuhaben, gesenkt haben. Denn anders als professionelle Anleger, deren Job es ist, sich mehrere Stunden täglich mit den Gegebenheiten am Aktienmarkt zu befassen und ihr Anlageverhalten daran anzupassen, geht ein Großteil der Kleinanleger in der Regel einem anderen Job zum Broterwerb nach und hat dabei nicht überall und jederzeit Zugriff auf die eigenen Finanzanlagen.

Doch der weltweite Siegeszug der Smartphones und insbesondere die Verbreitung von Trading-Apps hat diese Hürde beseitigt: Auch Amateur-Investoren haben die Entwicklung ihrer Finanzanlagen nun überall und jederzeit im Blick und können zudem sofort in den Handel eingreifen - die einzige Abhängigkeit ist eine verfügbare Internetverbindung.

Preiskampf macht Handel weitgehend kostenlos

Und die Apps haben nicht nur den Markteintritt und die Teilnahme am Aktienhandel vereinfacht, sie haben auch einen Preiskampf am Gebührenmarkt ausgelöst, der dazu geführt hat, dass der Kauf- und Verkauf von Aktien für Kleinanleger im Wesentlichen kostenlos wurde.

Die Tatsache, dass Robinhood & Co. Anlegern nach dem Vorbild des E-Commerce-Riesen Amazon empfehlen, was andere Kunden ebenfalls gehandelt haben, befeuert den FOMO-Effekt.

Das Ergebnis ist der Durchbruch der Kleinanleger, der sich Ende Januar in einer Short Squeeze-Welle entlud, nachdem sich Anleger über das Reddit-Unterforum r/WallStreetBets zu konzertierten Aktienkäufen stark geshorteter Aktien verabredeten und dabei Hedgefonds teils in finanzielle Bedrängnis brachten.

Langeweile und Stimulus-Schecks bringen zusätzlichen Schub

Dass Kleinanleger in großer Zahl den Weg an die Aktienmärkte gefunden haben, ist wohl auch eine Folge der Corona-Pandemie. Denn viele Neu-Investoren begaben sich in den letzten Monaten in Ermangelung von Freizeitaktivitäten auf die Suche nach Alternativen zu Kino, Casinos & Co.

Der (kostenlose) Trade von Aktien schien dabei offenbar vielen vor dem Hintergrund steigender Aktienkurse und eines anhaltenden Bullenmarktes attraktiv. Dass die US-Regierung etwa Stimulus-Schecks verteilt hat, die viele Amerikaner in Aktien investiert haben dürften, wie etwa Experten der Deutschen Bank schätzen, dürfte die neue Lust auf den Aktienmarkt unter Kleininvestoren noch befeuert haben.
Einer Umfrage des Finanzhauses zufolge sollen fast die Hälfte der US-Privatanleger im vergangenen Jahr erstmals am Aktienmarkt aktiv gewesen sein. Und rund die Hälfte der befragten 430 Investoren planen zudem, 50 Prozent ihrer Regierungsschecks in Aktien zu investieren.

Starkes Interesse insbesondere am Optionsmarkt

Insbesondere am Optionsmarkt hat die Flut der Kleininvestoren für massive Veränderungen gesorgt. Der Deutschen Bank zufolge seien die neuen Teilnehmer am Markt aggressiver verglichen mit den Investoren, die bereits ein bis zwei Jahre aktiv sind. Sie handeln zudem häufiger mit Optionen - rund die Hälfte der Befragten tue dies mehr als zehn Mal im Monat.

Der Hintergrund ist einfach: Optionen sind billig und viele der neuen Marktteilnehmer verfügen nur über ein geringes Tradingkapital. Gleichzeitig sorgen die Entwicklungen um GameStop oder andere Shortseller-Lieblinge wie AMC oder Discovery aber auch der deutliche Aufwärtstrend am Kryptowährungsmarkt, wo Bitcoin & Co. neue Rekordhöhen erreichten, dafür, dass Neuinvestoren zunehmend an YOLO-Trades glauben, während sie zeitgleich Angst haben, einen Trend zum schnellen Geldverdienen zu verpassen.

All das führt zu einem erhöhten Optionsvolumen und hat zeitgleich große Folgen für den Aktienmarkt, denn mit verhältnismäßig überschaubarem eigenen Einsatz können große Aktienpositionen bewegt werden. Optionsanleger haben dadurch zwar die Chance auf überproportionale Gewinne, zeitgleich steigt aber auch das Verlustpotenzial deutlich an.

Anleger sollten dies immer im Blick behalten.

Redaktion finanzen.net

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