Draghi stellt geldpolitische Lockerung für März in Aussicht
Die EZB will ihre Geldpolitik im März erneut auf den Prüfstand stellen.
In der Pressekonferenz nach den aktuellen Beratungen des EZB-Rats sagte Draghi, der Rat werde die Geldpolitik im März prüfen und gegebenenfalls anpassen. Draghi verwies darauf, dass im März die neuen Stabsprojektionen veröffentlicht werden, die dann erstmals auch das Jahr 2018 erfassen werden.
Draghi sagte, die Zinsen im Euroraum würden für längere Zeit auf dem jetzigen oder auf einem niedrigeren Niveau bleiben. Zuvor hatte der EZB-Rat wie erwartet beschlossen, die Leitzinsen auf Rekordtief zu lassen. Erst im Dezember hatte er den Satz für Bankeinlagen von minus 0,20 auf minus 0,30 Prozent gesenkt und beschlossen, das Anleihekaufprogramm mit seinem bisherigen Monatsvolumen von 60 Milliarden Euro um sechs Monate zu verlängern.
Zudem sollen die Erträge aus fällig werdenden Papieren reinvestiert werden und die Banken bis Ende 2017 mit Liquidität nach Wunsch versorgt werden. Außerdem wurden bestimmte Anleihen regionaler Körperschaften für ankauffähig erklärt.
Draghi sagte, die im Dezember beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen seien den damaligen Verhältnissen angemessen gewesen. Er fügte hinzu: "Seit Dezember haben sich die Umstände geändert." Der EZB-Präsident verwies darauf, dass der Inflationspfad 2016 deutlich tiefer verlaufe als im Dezember angenommen.
Genauer wollte sich der EZB-Präsident nicht äußern. Er sagte lediglich, der EZB-Rat habe bei den aktuellen Beratungen noch nicht über die Spezifika möglicher Instrumente geredet.
Die EZB wird laut Draghi alles Erforderliche tun, um ihr Mandat einer mittelfristigen Inflationsrate von knapp 2 Prozent gerecht zu werden. "Wir kapitulieren dabei auch nicht vor den globalen Rahmenbedingungen", sagte Draghi in Anspielung auf den starken Rückgang der Öl- und Rohstoffpreise.
Der anhaltende Ölpreis-Verfall gibt laut EZB-Chef Mario Draghi Anlass zur Sorge.
Der Italiener betonte am Donnerstag in Frankfurt nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB), der Rohstoffkurs sei bereits seit rund zwei Jahren auf Talfahrt. Dies sei definitiv kein kurzzeitiges Phänomen mehr, über das die Währungshüter hinwegsehen könnten. Allein seit Dezember habe sich Öl um 40 Prozent verbilligt.
Es bestehe die Gefahr, dass sich der Preisverfall auch in anderen Gütergruppen festsetze und dadurch eine wirtschaftliche Abwärtsspirale in Gang komme. "Bislang haben wir das nicht. Aber wir müssen sehr wachsam sein", so Draghi. In einer sogenannten Deflationsspirale fallen Preise auf breiter Front, wobei sich Verbraucher in Erwartung sinkender Kosten mit Käufen zurückhalten, Löhne sinken und Investitionen stocken.
Draghi sagte, die Inflation dürfte in den nächsten Monaten sehr niedrig bleiben. Mögliche Zweitrundeneffekte gelte es genau zu beobachten. In Reaktion auf die Äußerungen des EZB-Präsident sank der Euro von 1,09 auf 1,08 US-Dollar.
Analystenmeinungen zu Draghis Äußerungen
"Deutlicher, als über eine solche Aussage in den Einleitenden Bemerkungen, kann man eigentlich nicht sagen, dass man mehr tun wird", sagte Alexander Krüger, der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. Zumal, so fügt er hinzu, da der EZB-Rat gleich noch auf den unerwartet schwachen Inflationsdruck hingewiesen habe. "Das sagt ja nicht Draghi, dass hat der Rat einstimmig beschlossen."
Carsten Brzeski, der Chefvolkswirt der ING-Diba, weist auf ein weiteres Detail der Einleitenden Bemerkungen hin: "Wir erwarten, dass sie (die Zinsen) für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden." Mit anderen Worten: Sie können weiter sinken.
Nordea-Volkswirt Jan von Gerich tippt, dass der EZB-Rat seinen Einlagenzins im März um 10 Basispunkte senken und das Monatsvolumen des Anleihekaufprogramms um 10 Milliarden auf 70 Milliarden Euro anheben wird. "Angesichts anhaltend niedriger Inflationsraten und nur langsam reagierender Inflationserwartungen dürfte ein ähnliches Lockerungspaket im Juni folgen", prognostizierte er.
DJG/hab/apo Dow Jones Newswires
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