Nord Stream 2

Streit um Nord Stream 2: BDI-Präsident sieht Gazprom am langen Hebel

01.11.21 13:49 Uhr

Streit um Nord Stream 2: BDI-Präsident sieht Gazprom am langen Hebel | finanzen.net

Der Industrieverband BDI sieht Russland im anhaltenden Streit um die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 am langen Hebel.

Wenn das Land die Lieferung von mehr Erdgas nach Westeuropa an die Betriebserlaubnis für die Pipeline knüpfen sollte, könne man dies zwar ablehnen, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm der Deutschen Presse-Agentur. Letztendlich brauche es dann aber andere Lieferanten. Dabei gelte, dass viele alternative Anbieter keine Pipeline-Anbindung hätten und damit auf Transporte per Schiff angewiesen seien.

Auch Flüssiggas aus den USA ist laut Russwurm derzeit kaum eine echte Alternative. "Die USA haben aktuell mit China einen zahlungswilligen Abnehmer", sagte er. Wegen der hohen chinesischen Nachfrage sei es naiv zu glauben, dass Flüssiggas aus den USA billiger wäre als das jetzt gerade aus Russland eingekaufte Gas. "In einer Zeit, in der die Gas-Nachfrage das Angebot übersteigt, sitzen die Anbietenden am längeren Hebel", sagte der BDI-Chef.

Zuletzt hatte unter anderem Grünen-Chefin Annalena Baerbock dafür plädiert, Nord Stream 2 vorerst keine Betriebserlaubnis zu erteilen. Sie warf Russland in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe mit Blick auf die hohen Energiepreise ein "Pokerspiel" vor. "Wir dürfen uns nicht erpressen lassen", sagte sie.

Der russische Gasmonopolist Gazprom will über Nord Stream 2 jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas nach Deutschland liefern. Das Unternehmen hatte im September die Fertigstellung der Leitung bekanntgegeben, braucht aber noch eine Freigabe durch die Bundesnetzagentur, die unter anderem prüfen müssen, ob EU-Vorgaben für Pipeline-Betreiber eingehalten werden.

Befürworter der Pipeline werben auch wegen der derzeit so hohen Energiepreise für eine Erteilung der Betriebserlaubnis. Sie erhoffen sich durch zusätzliche Gas-Lieferungen eine Entspannung des Marktes. Gegner befürchten hingegen eine noch größere Abhängigkeit von russischen Energielieferungen.

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BRÜSSEL (dpa-AFX)

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