Noch mehr Trickserei

Manipulierte Fahrgestellnummern bei Audi? VW-Tochter hat sich angeblich Zulassungen erschlichen

08.10.18 19:36 Uhr

Manipulierte Fahrgestellnummern bei Audi? VW-Tochter hat sich angeblich Zulassungen erschlichen | finanzen.net

Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise. Der Dieselgate-Skandal holt Hersteller immer mehr und mehr ein, vor allem der Autobauer Audi steht im Fokus der Ermittlungen. Nach gefälschten Abgaswerten, kommt nun ein neues Detail an die Luft: Audi hat angeblich für den südkoreanischen Markt Fahrgestellnummern gefälscht.

Eine Fahrzeugidentifikationsnummer (kurz: FIN) identifiziert ein Fahrzeug eindeutig. Sie besteht aus 17 Zeichen, gemischt aus Ziffern und Buchstaben, und gibt den Hersteller, das Modell, das Baujahr und den Bauort an. Rechtlich dürfen die FINs erst alle 30 Jahre erneut vergeben werden. Doch Audi soll laut der "Süddeutschen Zeitung" Nummern für Autos, die in Südkorea verkauft wurden, doppelt vergeben haben. Die Staatsanwaltschaft München bestätigte im Tagesverlauf Ermittlungen wegen Betrugsverdachts. "Wir bestätigen, dass es eine Untersuchung über einen möglichen Betrug gibt", sagte Staatsanwältin Karin Jung.

Fahrgestellnummern und Testprotokolle gefälscht

Bereits im vergangenen Jahr wurde darüber berichtet, dass FINs für den asiatischen Markt doppelt vergeben wurden. Damals wurde spekuliert, dass der Autobauer damit erreichen wollte, mehr Fahrzeuge auf diesem Markt verkaufen zu können. Neue Erkenntnisse der "SZ" zeigen aber, dass dadurch Zulassungsbehörden wissentlich getäuscht wurden.

So seien der Strafverfolgungsbehörde im März 2017 bei einer Durchsuchung des Sitzes in Ingolstadt aufgrund der Abgasaffäre Unterlagen in die Hände gefallen, aus denen hervorgeht, dass Audi Fahrgestellnummern und Testprotokolle manipuliert habe. Gegenüber Dow Jones Newswires gab Audi-Sprecher Jürgen de Graeve zu: "Ich kann bestätigen, dass es einen internen Bericht zu dieser Angelegenheit gibt, der bei einer Durchsuchung unserer Büros im März 2017 beschlagnahmt wurde."

Zulassungen ergaunert

"Man habe spezielle Vorschriften nicht abdecken, sprich nicht einhalten können", zitiert die Süddeutsche einen bei der Razzia gefundenen Prüfbericht der Audi-internen Revisionsabteilung vom 14. Juli 2016. Gesetzliche Vorgaben seien bewusst umgangen worden. Seit 2013 sollen Beschäftigte aus Ingolstadt und Neckarsulm Testprotokolle "gezielt manipuliert" haben und - um die Nachvollziehbarkeit zu verhindern - die Fahrgestellnummern gefälscht haben. Hierbei sei 18-mal eine falsche FIN in das Testprotokoll eingetragen worden.

In den Testprotokollen seien Messergebnisse zum Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß gefälscht worden, indem bei Kilometerzahlen und Testdaten getrickst wurde. Die Unterlagen seien nach Südkorea an die dortige Verkaufsabteilung entsendet worden und dann bei den zuständigen Zulassungsbehörden vorgelegt worden. Durch die Manipulation konnten so Autotypen nach Südkorea verkauft und dort zugelassen werden, die eigentliche keine Betriebserlaubnis bekommen hätten.

Personelle Verfehlungen, Manager wussten Bescheid

Der Prüfbericht sei sehr konkret gewesen und es sei von personellen Verfehlungen die Rede, die betroffenen drei Mitarbeiter seien genannt worden. Hierbei handele es um Beschäftigte, die zu keinem Zeitpunkt im Vorstand waren. Der Bericht sei laut Verteiler an Audi-Manager geschickt worden, an erster Stelle sei Rupert Stadler gestanden, der ehemalige Audi-Chef, der momentan wegen der Abgasaffäre in U-Haft sitzt.

Die Staatsanwaltschaft hat der Autobauer nicht über den Vorfall informiert, diese habe davon erst durch die bei der Razzia sichergestellten Unterlagen erfahren, schreibt die Süddeutsche. Zwar haben Unternehmen keine Verpflichtung, sich in solch einem Fall selbst anzuzeigen, allerdings könnte das wenige Restvertrauen in die Volkswagen-Tochter nun noch mehr erschüttert werden.

Zum Handelsschluss wiesen Audi-Papiere ein Minus von 1,02 Prozent bei 778,00 Euro aus.

Theresa Rauffmann / Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Chris Warham / Shutterstock.com, Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com

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