Darum könnten deutsche Aktien für Anleger aktuell interessant sein
Während sich die deutsche Wirtschaft derzeit eher in einer schwierigen Phase befindet, lief es für den deutschen Leitindex in diesem Jahr bisher gut. Warum sich eine Investition in deutsche Titel lohnen könnte.
• Deutsche Wirtschaft in einer schwierigen Phase
• DAX in diesem Jahr dennoch mit starker Performance
• Bewertungen in Europa laut Experte "extrem niedrig"
Schwierige Phase für die deutsche Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer schwierigen Phase. Laut Michael Schmitz, Co-Leiter FICC und Equities für Deutschland und Österreich bei Goldman Sachs, sind viele Unternehmensführer und Investoren "äußerst besorgt über die strukturellen Herausforderungen des Landes".
Deutschland wurde laut Barron's härter vom Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie von der Konjunkturflaute in China getroffen als andere Länder, was Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit hatte. So ging die Produktion 2023 zurück und im Oktober korrigierte die Regierung ihre Prognose für 2024. Statt einem Wirtschaftswachstum um 0,3 Prozent wird nun ein Rückgang um 0,2 Prozent erwartet und auf eine Rückkehr zum Wachstum im Jahr 2025 gehofft.
Ein großer Teil der Probleme der deutschen Wirtschaft hänge mit der Rezession in China zusammen. "Deutschland ist stärker in China engagiert als der Rest Europas", zitiert Barron's Maximilian Uleer, Leiter der europäischen Aktien- und Cross-Asset-Strategie bei der Deutschen Bank. Zwar könnten die jüngsten Ankündigungen Chinas von neuen Staatsausgaben und niedrigeren Zinsen deutschen Unternehmen helfen, laut Uleer sei es allerdings zunächst einmal "wichtig zu sehen, ob die Konjunkturmaßnahmen Bestand haben". Doch "selbst wenn dies ein Wendepunkt für die chinesische Wirtschaft ist, wird es eine Weile dauern, bis sich im deutschen verarbeitenden Gewerbe etwas tut", merkte er an.
Performance des DAX bisher dennoch gut
Trotz dieser schwierigen Zeit für die deutsche Wirtschaft läuft es für den deutschen Leitindex in diesem Jahr bisher gut. Gegen Mitte Oktober erreichte der DAX einen neuen Rekordwert bei 19.674,68 Punkten. In diesem Jahr hat er bereits mehr als 13 Prozent zugelegt und liegt mehr als 25 Prozent über seinem Niveau von vor 12 Monaten (Stand: 29.10.2024).
Der Grund für diese Diskrepanz zwischen der Entwicklung der deutschen Wirtschaft und der des deutschen Leitindex ist, wie Barron's berichtet, dass anders als in den USA viele ausländische Aktienindizes - wie beispielsweise der DAX - für ihr Wachstum nicht so stark von ihrer eigenen lokalen Wirtschaft abhängig seien. Zwar gehe es der deutschen Wirtschaft schlecht, doch "viele DAX-Unternehmen verdienen in den USA mehr Geld als in Deutschland, und das erklärt einen großen Teil des Erfolgs der Börse", so Uleer. "Laut Goldman Sachs Research werden nur 18 Prozent des Umsatzes von DAX-Unternehmen in Deutschland getätigt", gibt auch Michael Schmitz zu bedenken.
Bewertungen in Europa niedrig
Laut Schmitz haben die Research-Analysten von Goldman Sachs zudem festgestellt, dass die Aktienströme nach Europa und auch speziell nach Deutschland bereits seit Anfang 2022 durchweg negativ seien und der "Anteil börsennotierter deutscher Aktien in den Portfolios deutscher Haushalte […] sich von 75 Prozent des Portfolios vor 10 Jahren auf heute nur noch 50 Prozent verschoben" habe. Was sich zunächst negativ anhöre, sei eigentlich positiv, da es das Potenzial für Investoren zeige, einzusteigen, wenn sich die Lage verbessere.
Wie Barron's berichtet, werden europäische Unternehmen derzeit außerdem mit größeren Rabatten als üblich gehandelt - mit dem 14-Fachen des Gewinns, verglichen mit dem 22-Fachen bei Titeln aus dem S&P 500-Index. Dieser Unterschied sei deutlich größer als der gewöhnliche Abschlag für europäische Aktien im Vergleich zu US-Aktien. "Wenn man sich die Bewertungen in Europa ansieht, sind sie immer noch extrem niedrig", so Uleer. " Im Vergleich zu den USA liegen sie fast auf einem historischen Abschlag."
Daneben würden europäische Aktien, da Europa stärker von anderen Sektoren abhängig ist, US-Investoren eine Abkehr von Tech-Aktien und somit eine Absicherung bieten, falls der Technologiesektor ins Straucheln gerate.
Redaktion finanzen.net
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