Macy’s: Handel wie vom anderen Stern

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Das Macy’s Herald Square zwischen Empire State Building und Broadway im Herzen New Yorks ist ein Kaufhaus der Superlative: zehn Stockwerke, 20 Millionen Kunden im Jahr und rund eine Milliarde Dollar Umsatz. Luxusmarken wie Gucci, Louis Vuitton und Burberry buhlen in dem glitzernden Konsum­tempel um die Gunst der Kunden. 400 Millionen Dollar investierte Amerikas größte Kaufhauskette Macy’s, um ihr Haupthaus komplett zu renovieren.

Inzwischen erstrahlt das geschichtsträchtige Gebäude in neuem Glanz und lockt nicht nur Touristen, sondern auch Spekulanten an. Aktivist-Investor David Einhorn etwa ist seit dem ersten Quartal mit seinem Hedgefonds Greenlight Capital mit rund 110 Millionen Dollar an Macy’s beteiligt.

Unter den Namen Macy’s und Bloomingdale’s betreibt der Kaufhausriese in den USA 823 Warenhäuser, von denen 447 im Konzernbesitz sind. Auf knapp acht Milliarden Dollar beziffert Macy’s den Wert seines Immobilienportfolios. Geld, das bei einem Verkauf an die Anteilseigner als Sonderdividende oder in Form von Aktienrückkäufen ausgeschüttet werden könnte. Entsprechende Spekulationen verhalfen der Aktie jüngst zu kräftigen Gewinnen.

Dividende satt

Dass sich Macy’s-Chef Terry Lund­gren auf einen solchen Deal einlässt, ist aber unwahrscheinlich. Die verkauften Häuser müssten schließlich teuer zurückgemietet werden. Um jegliche Forderungen schon im Keim zu ersticken, schraubte Lundgren die Quartalsdividende jüngst um 15 Prozent nach oben und stockte zudem das Aktienrückkaufprogramm um 1,5 Milliarden Dollar auf.

Im traditionell schwachen ersten Quartal waren Umsatz und Gewinn zwar rückläufig. Die Prognosen für das Gesamtjahr bekräftigte der Macy’s-Chef aber. "Wir haben viele Gründe, mit Zuversicht nach vorne zu blicken." Damit meint Lundgren nicht nur die starke Stellung im Onlinehandel, der mit rund 15 Prozent bereits überdurchschnittlich viel zum Gesamtumsatz beisteuert und seit Jahren zulegt.

Klingelnde Kassen erhofft sich der Chef auch vom neuen Bonussystem, mit dem Kunden seit Anfang Mai bei jedem Einkauf Punkte sammeln. Allein in der ersten Woche nach dem Start haben sich über zwei Millionen Menschen registriert - "deutlich mehr als erwartet", sagt Finanzchefin Karen Hoguet. Mit dem Bonussystem will der Kaufhausriese Käufer binden und neue Kundenschichten erschließen - aber auch spezielle Kaufanreize setzen.

Lukrative Parfums

Besonders viele Bonuspunkte verspricht Macy’s etwa beim Kauf von Kosmetika. Das ist kein Zufall: Anfang Februar legte Lundgren 210 Millionen Dollar für Bluemercury auf den Tisch. Die auf Luxuskosmetika spezialisierte Handelskette mit einem geschätzten Jahresumsatz von über 100 Millionen Dollar gilt in den USA als Marktführer im Edelsegment und soll die Stellung von Macy’s in diesem Segment weiter stärken. Schon jetzt steuert die besonders lukrative Kosmetiksparte Schätzungen zufolge rund drei bis vier Milliarden Dollar zum Gesamtumsatz von 28 Milliarden Dollar bei. Lundgren will das Filialnetz kräftig ausbauen, außerdem soll Bluemercury auch mit eigenen Verkaufsflächen und der Eigenmarke in den Kaufhäusern des Konzerns vertreten sein.

Nicht nur die Luxusklientel wird bedient, auch für Schnäppchenjäger öffnet sich das Unternehmen. Um Discountkaufhäuser wie T. J. Maxx oder Ross Stores in die Schranken zu weisen, eröffnet der Konzern im Herbst im Großraum New York unter dem Namen Macy’s Backstage vier Häuser, in denen Produkte mit Rabatten von 20 bis 80 Prozent angeboten werden. Lundgren hofft auf neue Käuferschichten und Absatzmärkte. Die Wall Street sieht es positiv: Aktienanalyst Rob Plaza von Key Bank etwa sieht insbesondere in kleinen Einkaufszentren Potenzial für das neue Konzept. Diese Standorte würden auch nicht mit den großen Häusern des Konzerns konkurrieren. Auch international treibt Lundgren die Expansion voran. In drei Jahren sollen in den Vereinigten Arabischen Emiraten das erste Macy’s-Kaufhaus und das zweite des Luxusablegers Bloomingdale’s außerhalb der USA eröffnen.

Investor-Info

Macy’s
Klingelnde Kassen

Ungeachtet des relativ verhaltenen Starts in das Jahr bekräftigte der Konzern seine Prognosen. Analysten rechnen für 2015 im Schnitt mit einem leichten Umsatzanstieg auf 28,4 Milliarden Dollar. Unter dem Strich sollen 1,6 Milliarden Dollar hängen bleiben - ein Plus von fünf Prozent. Die Aktie des Traditionshändlers ist deutlich günstiger bewertet als etwa die Papiere der Mitbewerber TJX oder Ross Stores. Langfristinvestoren greifen auch wegen der attraktiven Dividende zu.