Kehrt die Inflation mit voller Wucht zurück? Deutsche Verbraucherpreise steigen mehr als erwartet
Der Inflationsdruck in Deutschland hat im Juni nach dem Rückgang im Vormonat wieder zugenommen - und zwar etwas stärker als erwartet.
Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) stieg der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent und lag um 6,8 (Mai: 6,3) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen monatlichen Preisanstieg um 0,3 Prozent und eine Jahresteuerungsrate von 6,7 Prozent prognostiziert.
Die deutschen Preise sind eine wichtige Input-Größe für die Euroraum-Inflationsdaten, die am Freitag veröffentlicht werden. Der Inflationsdruck in Spanien nahm ab - der HVPI stieg hier mit einer Jahresrate von nur noch 1,6 (2,9) Prozent. Auch der italienische HVPI stieg mit einer geringeren Jahresrate von 6,7 (8,0) Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist alarmiert wegen der hohen Inflation und ihrer potenziellen Auswirkungen auf die Inflationserwartungen, die zu einer Lohn-Preis-Spirale und damit einer Verfestigung des hohen Preisdrucks führen könnten. Die EZB hat ihre Leitzinsen bisher insgesamt um 400 Basispunkte erhöht - zuletzt zweimal um 25 Basispunkte. Für Juli ist mit einem Zinsschritt von erneut 25 Basispunkten zu rechnen.
Der nationale Verbraucherpreisindex Deutschlands stieg auf Monatssicht um 0,3 Prozent und überstieg das Niveau des Vorjahresmonats um 6,4 (6,1) Prozent. Volkswirte hatten Raten von plus 0,2 und 6,3 Prozent prognostiziert. Die Kerninflationsrate erhöhte sich auf 5,8 (5,4) Prozent.
Waren verteuerten sich auf Jahressicht um 7,3 (7,7) Prozent, darunter Energie um 3,0 (2,6) Prozent und Nahrungsmittel um 13,7 (14,9) Prozent. Dienstleistungen kosteten 5,3 (4,5) Prozent mehr als vor einem Jahr.
Lindner fordert entschiedene Fortführung der Inflationsbekämpfung
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat nach den jüngsten Inflationszahlen vom Statistischen Bundesamt eine weiter prioritäre Bekämpfung der hohen Teuerungsraten gefordert. "Die Inflation beweist einmal mehr: Sie ist ein zähes Biest", erklärte Lindner über den Kurznachrichtendienst Twitter. "Ihrer Bekämpfung muss weiter Priorität zukommen", betonte der Finanzminister. "Breite Ausgabenprogramme auf Pump, die die Geldpolitik der EZB konterkarieren würden, verbieten sich." Notenbankpolitik und Fiskalpolitik müssten Hand in Hand gehen.
FRANKFURT (Dow Jones) /
BERLIN (Dow Jones)--
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