Talanx-Chef bleibt bei Jahresprognose vorsichtig - Aktie verliert

Haas kündigte bei einer Telefonkonferenz für Journalisten einen Stellenabbau an. Er nannte keine Zahl, sagte aber, auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten zu wollen. Der Stellenabbau fängt im nächsten Jahr an und soll bis 2020 abgeschlossen sein.

Das nächste Jahr ist von Umbaukosten geprägt. Das wird sich im Ergebnis mit 70 Millionen Euro niederschlagen. Insgesamt strebt Talanx für 2016 einen Konzerngewinn von mehr als 700 Millionen Euro an.

Haas will den Konzern in Zukunft stärker digitalisieren. "Es gibt noch viel Papier, das bewegt wird", sagte er. Das soll sich insbesondere bei Anträgen ändern, die in Zukunft automatisiert verarbeitet werden sollen.

Der Vorstandschef ist auch unzufrieden mit der Kostenquote. Diese liegt bei 30 Prozent, während die Wettbewerber eine Quote von 25 Prozent haben. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass die Konkurrenz von ihrem niedrigeren Niveau aus weiter die Kosten optimiert, sagte Haas. Daher habe Talanx Nachholbedarf.

Am Aktienmarkt war die Reaktion negativ. Die Aktie fiel zuletzt um 3,62 Prozent auf 27,93 Euro. Haas bezeichnete die erste Reaktion als etwas "harsch", zumal es operativ für den Versicherer gut läuft, insbesondere im Rückversicherungsgeschäft. Der Nettogewinn kletterte im dritten Quartal von 149 Millionen auf 177 Millionen Euro. Analysten hatten mit 183 Millionen Euro gerechnet. Die Brutto-Prämieneinnahmen stiegen von 6,8 Milliarden auf 7,5 Milliarden Euro. Der Anstieg um 11,4 Prozent wurde durch Währungseffekte begünstigt.

Die kombinierte Schaden- und Kostenquote verbesserte sich um zwei Prozentpunkte auf 98,0 (100,0) Prozent. Der versicherungstechnische Verlust konnte von minus 578 Millionen Euro auf minus 437 Millionen Euro verringert werden. Das Kapitalanlageergebnis blieb mit 1,0 Milliarden Euro nahezu auf Vorjahresniveau.

Analysten beurteilten Talanx milder als die Händler am Aktienmarkt. Die Zahlen für das dritte Quartal seien gut ausgefallen, sagte Analyst Philipp Häßler von Equinet. Seine Erwartungen seien vollständig erfüllt worden. Die erneut eher schwache Entwicklung im Bereich "Industrial Lines" sei zwar enttäuschend, aber es sei positiv, dass Talanx die für Verbesserungen erforderlichen strategische Maßnahmen umgesetzt hat.

Im Bereich "Industrial Lines" konzentriert der Konzern die Bearbeitung der Erstversicherungsgesellschaften im Geschäftsbereich "Industrie" der Talanx-Gruppe, mit der Obergesellschaft HDI-Gerling Industrie Versicherung AG und ihren ausländischen Töchtern.

FRANKFURT (Dow Jones)