OSRAM-Aktien stabilisieren sich nach Kurseinbruch wegen Gewinnwarnung
Die Gewinnwarnung vom Vortag hat die OSRAM-Aktien am Freitag zunächst weiter belastet - inzwischen kann sich der Aktienkurs stabilisieren.
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Auch das Mehrjahrestief vom Oktober bot im frühen Handel keine Unterstützung mehr. Die OSRAM-Aktien fielen darunter und kosteten mit 29,26 Euro so wenig wie zuletzt im November 2014. Das bedeutete für den letzten Tag der Woche einen Kursverlust von 3,37 Prozent, nachdem die Aktien am Donnerstag schon um mehr als 13 Prozent eingebrochen waren. Am Freitagvormittag auf dem tiefsten Niveau seit November 2014 haben sich für OSRAM-Aktien wieder Käufer gefunden. Zwischenzeitlich drehten die Papiere des Beleuchtungsspezialisten auf plus 1,12 Prozent nach oben und kosteten 30,62 Euro. Zuletzt standen sie noch 0,66 Prozent höher.
OSRAM-Gewinnwarnung vom Vortag wirkte nach
Die abermalige Gewinnwarnung des MDAX-Konzerns dürfte das Vertrauen der Anleger nun erst einmal endgültig zerstört haben, sagte ein Händler. Dem Konzern macht die Schwäche in der Autoindustrie sowie im Smartphone-Markt zu schaffen. Die konjunkturelle Abkühlung in China lässt die Lagerbestände steigen, weswegen die Kunden mit neuen Aufträgen zögern. OSRAM setzt damit seine Serie von Gewinnwarnungen aus dem vergangenen Jahr fort.
Das Unternehmen geht nun im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr von einem erheblichen Umsatzrückgang aus, wie OSRAM am Donnerstagabend mitteilte. Dieser dürfte auf vergleichbarer Basis bei 11 bis 14 Prozent liegen. Ursprünglich war das Management von einem stabilen bis moderat höheren Umsatz ausgegangen. Auch die operative Marge (Ebitda) soll bereinigt mit 8 bis 10 Prozent deutlich unter den Prognosen von 12 bis 14 Prozent ausfallen.
Für das zweite Quartal zeichnet sich laut OSRAM ein Umsatzminus von 15 Prozent sowie eine operative Marge im mittleren bis höheren einstelligen Bereich ab. Besonders betroffen ist dabei die LED-Sparte Opto Semiconductors, die unter einer "erheblichen" Unterauslastung der Produktionskapazitäten leidet. Ausgerechnet in dieser Sparte hatte OSRAM erst die Kapazitäten durch eine neue Fabrik im malaysischen Kulim erhöht.
Marktexperten zeigten sich selbst nicht überrascht ob der Prognosesenkung - allerdings über das Ausmaß. Die neue Umsatzprognose von OSRAM sei "ein ziemliches Desaster", sagte ein Händler am Donnerstagabend. Am Markt habe man zuletzt lediglich mit einem Umsatzrückgang von 4 Prozent in diesem Jahr gerechnet. "Die Frage ist, ob das nun die letzte Gewinnwarnung von Osram war", fügte der Händler hinzu.
Auch Analystin Charlotte Friedrichs von der Privatbank Berenberg hat eigenen Aussagen zufolge nicht mit dieser drastischen Senkung gerechnet. Ihre Gespräche mit dem Unternehmen deuteten darauf hin, dass die Möglichkeit einer Vorausplanung weiterhin extrem begrenzt bleibe, da Kunden meist nur noch kurzfristig bestellten, erklärte sie am Freitag.
OSRAM hatte bereits im Januar die Prognose für das Geschäftsjahr unter den Vorbehalt gestellt, dass sich die Nachfrage im Laufe des Jahres wieder belebt. Dies sei jedoch bislang weder eingetreten noch für den Rest des Jahres abzusehen, räumte der Konzern nun ein. Im ersten Quartal war das Unternehmen in die roten Zahlen gerutscht. Dabei macht OSRAM die Schwäche in der Autoindustrie sowie im Smartphone-Markt zu schaffen.
Schwieriges Umfeld?
Der Konkurrenz geht es dabei ähnlich: So hatte Halbleiterhersteller Infineon bereits zweimal die Prognose gesenkt - zuletzt vor wenigen Tagen. Allerdings geht das Infineon-Management im Gegensatz zu OSRAM weiterhin von einem Wachstum aus.
"Einige unserer Kunden in der Autoindustrie, die sich zu Jahresbeginn für das zweite Halbjahr noch zuversichtlich geäußert haben, agieren zunehmend vorsichtig", hatte Berlin vergangene Woche in einem an die Öffentlichkeit durchgestochenen internen Interview gesagt. Europäische Abnehmer hätten OSRAM sogar angeschrieben und auf ihre schwächere Auftragslage hingewiesen. Er hatte auch erklärt, dass keiner wisse, wie lange die Durststrecke dauern werde und das die Sparanstrengungen womöglich verstärkt werden müssten.
OSRAM peilt Sparkurs an
OSRAM will nun bis 2021 jährlich 200 Millionen Euro einsparen. Das Unternehmen hatte wegen der Schwäche sein sein Sparprogramm schon einmal verschärft. Unter anderem will OSRAM hunderte Stellen am Standort in Regensburg abbauen.
Schockiert zeigte sich Analyst Alok Katre von der französischen Großbank Societe Generale. Auch die Art und Weise kritisierte er: Das Vertrauen der Investoren werde angesichts der Kommunikationsmethoden strapaziert.
Investoren hatten bei OSRAM schon einiges mitmachen müssen: Bereits im vergangenen Geschäftsjahr 2017/18 hatte OSRAM unter anderem wegen der Probleme in der Autoindustrie weniger Gewinn erzielt und schon zuvor zweimal seine Prognose gesenkt. Zudem verschob der Vorstand sein Ziel, bis 2020 wieder einen Umsatz von 5 Milliarden Euro zu erreichen, auf unbestimmte Zeit.
Die wirtschaftliche Schwäche erwischt OSRAM dabei ausgerechnet in Zeiten des Umbaus. OSRAM will sich von einem Lichthersteller zu einem "Anbieter von Lösungen" entwickeln und sich über die Photonik neue Anwendungsmöglichkeiten erschließen. Die Abhängigkeit vom Autogeschäft, das derzeit rund die Hälfte des Umsatzes ausmacht, soll verringert werden. Daran will OSRAM auch nicht rütteln.
"Die Strategie von OSRAM mit dem Fokus auf optische Halbleiter, Automobil und digitale Anwendungen bleibt ungeachtet der derzeitigen Marktschwäche intakt und stellt langfristig ein nachhaltiges und attraktives Renditeprofil sicher", hieß es vom Unternehmen. Der Umbau des Portfolios komme gut voran.
/mis/jha/
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