Bidens Steuerpläne: Warum Jim Cramer für Anleger Chancen statt Risiken sieht
US-Präsident Joe Biden hat mit seinen Steuerplänen für Ernüchterung am Aktien- und Kryptowährungsmarkt gesorgt. Der ehemalige Hedgefonds-Manager Jim Cramer glaubt aber nicht, dass Anleger nun drastische Maßnahmen ergreifen müssen, sondern sieht die Entwicklungen sogar als Möglichkeit für Aktionäre.
• Biden schockten die Märkte mit Plänen zur Anhebung der Kapitalertragssteuer
• Cramer warnt vor Fixierung auf Steuergesetzgebung
• Anleger mit Chancen im aktuellen Marktumfeld
Geht es nach dem US-Präsidenten Joe Biden, werden wohlhabende Amerikaner künftig stärker steuerlich belastet. Der Politiker plant eine Erhöhung der Kapitalertragssteuer für Menschen, die mehr als eine Million US-Dollar an Einkommen im Jahr vorweisen können. Statt wie bislang 20 Prozent sollen sie dann 39,6 Prozent Steuern zahlen. Insgesamt könnte die Steuerlast für reiche US-Amerikaner dann bis 43,4 Prozent steigen.
An den Aktienmärkten kamen die Biden-Pläne in der vergangenen Woche nicht gut an: Anleger nahmen einen Teil ihrer Gewinne mit. Noch deutlicher reagierten Kryptoanleger, Kryptokurse brachen auf breiter Front ein, der Bitcoin konnte die 50.000-US-Dollar-Marke nicht mehr halten, hat sich zwischenzeitlich aber wieder etwas oberhalb stabilisiert.
Bidens Plan hat ein Volumen von zwei Billionen US-Dollar. Geld, das der US-Präsident allerdings reinvestieren will und zwar im infrastrukturellen Bereich. Anleger, die nach Bekanntwerden der Pläne Sorge um das Wirtschaftswachstum und die US-Konjunktur hatten, schluckten die Beruhigungspille aus der US-Regierung bereitwillig, denn Investitionen in Infrastruktur wirken sich positiv auf die Konjunktur aus und sind vor diesem Hintergrund auch ein treibender Faktor für den Aktienmarkt.
Jim Cramer sieht aktuelle Steuer als "Glücksfall"
Auch der ehemalige Hedgefondsmanager Jim Cramer hat die Pläne zur ersten großen Steuererhöhung in den USA seit 1993 genauer unter die Lupe genommen. "Passen wir unser Portfolio jetzt an, da Präsident Joe Biden eine enorme Erhöhung der Kapitalertragssteuer für die Reichen vorschlagen wird? Vermeiden wir die Anlageklasse, die eine günstige steuerliche Behandlung hatte und diese verlieren könnte?", fragte der Börsenexperte in einem Beitrag für Real Money auf "TheStreet".
Die Kapitalertragssteuer von aktuell 20 Prozent habe viel frisches Geld in die Aktienmärkte gebracht, weil man auf diesem Weg sehr viel mehr Geld verdienen könne als durch Arbeit. Dass George W. Bush damals die Steuer auf Kapitalerträge gekürzt hatte, bezeichnet Cramer als "immensen Glücksfall" für wohlhabende Menschen. Allerdings betont er: "Es kam mir immer seltsam vor, dass Sie mehr von dem Geld, das Sie an der Börse verdienen als von ihrem Gehaltsscheck behalten konnten".
Doch auch er selbst habe sich in der Vergangenheit lautstark für Steuersenkungen auf Dividenden ausgesprochen, weil man auf diesem Weg die Aktienbesitzquote - nicht das kurzzeitige "Mieten von Aktien" fördern könne.
Wie Anleger jetzt reagieren sollten
Anleger, die jetzt Gewinne mitnähmen, machten seiner Ansicht nach einen großen Fehler. Denn einerseits könnte Biden die Steuer rückwirkend aktivieren oder aber mit seinen Plänen im Kongress scheitern. In beiden Fällen hätten Anleger sich unnötigerweise von guten Aktien getrennt, die sie eigentlich gar nicht loswerden wollten.
Er sei darüber hinaus davon überzeugt, dass reiche Menschen einen üblichen Steuersatz auf Kapitalgewinne zahlen sollten. "Warum sollte eine Einkommensform anders behandelt werden als eine andere?", fragt Cramer in seinem Beitrag. Anlegern rät er allerdings - auch wenn Biden mit seinen Plänen erfolgreich sein sollte - den Steuersatz niemals zu fürchten. "Es ist mir egal, ob Sie einen Steuersatz von 44 Prozent oder 20 Prozent auf Kapitalgewinne haben. Wenn Sie sich mehr Sorgen darüber machen, diese Steuer zu bezahlen, als Sie sich um die Grundlagen kümmern, verlieren Sie möglicherweise viel mehr Geld als Sie der Regierung jemals bezahlen", warnt Cramer.
Anleger sollten sich vielmehr darauf konzentrieren, warum sie sich eine bestimmte Aktie ins Depot holen. Was seien denn Gründe dafür, sich von einer Aktie zu trennen - unabhängig von Steuergründen? "Ich denke, Sie müssen sich fragen, ob das Unternehmen, von dem Sie Aktien besitzen, möglicherweise einer existenziellen Krise ausgesetzt ist". Sei dies der Fall, sollte man sich davon trennen und zwar unabhängig davon, ob es Biden gelinge, die Steuergesetzgebung zu ändern oder nicht, betont der Börsenexperte.
Nachkaufgelegenheiten möglich
Wer aber darauf gesetzt habe, dass die Aktienkurse fallen, für den biete sich nun eine großartige Einstiegsgelegenheit. "Wir können nicht davon ausgehen, dass die Steuern geändert werden, aber wir können davon ausgehen, dass es sich unabhängig davon, was die Steuergesetzgebung sagt, immer noch um das gleiche Unternehmen handelt", so Cramers Rat an Anleger.
Dies sei einer der Gründe, wieso er immer wieder dazu rate, etwas Bargeld auf der hohen Kante liegen zu haben. "Nur für den Fall, dass eine exogene Bedrohung auftritt, die sich nicht auf die tatsächlichen Geschäfte der Aktien auswirkt, die die Leute verkaufen", betont er.
Redaktion finanzen.net
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