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Merck-Finck-Chefstratege Greil: "Neues Zeitalter des Tourismus"

20.07.19 07:00 Uhr

Merck-Finck-Chefstratege Greil: "Neues Zeitalter des Tourismus" | finanzen.net
Robert Greil

Der Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers, Robert Greil, spricht im Interview mit €uro am Sonntag über die Reiselust der Chinesen.

von Stefan Rullkötter, €uro am Sonntag

€uro am Sonntag: Die Reisebranche setzt weltweit acht Billionen Euro pro Jahr um. Wo wächst sie derzeit am stärksten?
Robert Greil: Der chinesische Tourismus hat sich in den vergangenen Jahren so rasant entwickelt, dass er für die Weltwirtschaft immer wichtiger wird. Das ist ein neues Zeitalter des Tourismus, weil die meisten Chinesen gerade erst damit anfangen, ins Ausland zu fahren. Sie reisen weiter, bleiben länger und geben mehr aus.

Was bedeutet das in konkreten Zahlen?
Chinesische Touristen unternehmen derzeit rund vier Milliarden Inlandsreisen pro Jahr. Dazu kommen bisher nur 150 Millionen Auslandsreisen, auf denen sie nahezu 270 Milliarden Euro pro Jahr ausgeben. Das macht China zum weltgrößten Markt für Auslandstourismus. Das Wachstum von mehr als sechs Prozent pro Jahr dürfte sich fortsetzen, da die Chinesen immer wohlhabender werden und immer weniger Visumsbeschränkungen für sie gelten.

Wohin verreisen die Chinesen am liebsten?
Hongkong und Macau sind gegenwärtig die beliebtesten Reiseziele für Kurztrips. Australien, Europa und die USA gewinnen jedoch rasch Anteile dazu und dürften künftig die Hälfte des chinesischen Markts für Auslandstourismus ausmachen.

Können auch Anleger davon profitieren?
Es gibt eine Reihe von börsengelisteten Tourismusunternehmen, auch in China. Bei der Titelauswahl ist jedoch auf eine breite Streuung zu achten.

Hilft der Boom auch beim Handelsstreit?
Er könnte sich vorteilhaft auf den Zwist zwischen Peking und Washington auswirken. Der wachsende Auslandstourismus trägt maßgeblich zu einer Verringerung des chinesischen Leistungsbilanzüberschusses und zu einem besseren gegen­seitigen Verständnis bei. Das kann helfen, Spannungen mit den USA abzubauen.









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Bildquellen: Stefan M. Prager/Merck Finck & Co