Lufthansa auf Wolke sieben - Hält Eurowings sie oben?
Bei der Lufthansa dreht sich nach dem Rekordjahr 2017 fast alles um das Wachstum der Billigtochter Eurowings nach dem Ende von Air Berlin.
Werte in diesem Artikel
Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:
DAS IST LOS BEI DER LUFTHANSA:
Mit der Pleite von Air Berlin hat die Lufthansa ihre Vormachtstellung in Deutschland deutlich ausgebaut. Auf innerdeutschen Strecken entfallen laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sogar 87 Prozent der Starts und Landungen auf Maschinen des Konzerns. Dazu soll sich die Flotte der Billigtochter Eurowings im laufenden Jahr im Vergleich zu 2016 in etwa verdoppeln - vor allem dank der Übernahme vieler Air-Berlin-Maschinen. Reibungslos klappt das nicht. Der Aufbau zieht sich hin, und die Lufthansa musste sogar ihre Wachstumspläne für 2018 kappen.
Gleichzeitig entsteht in Österreich ein neuer Wettbewerber, der auch in Deutschland kräftig mitmischen will. Die frühere Air-Berlin-Tochter Niki ist unter dem Namen Laudamotion wieder in der Luft. Der Gründer, der ehemalige Rennfahrer Niki Lauda, hat sich mit dem irischen Billigflieger Ryanair verbündet. Der will die Mehrheit an Laudamotion übernehmen, die Flotte ausbauen und die Lufthansa unter Druck setzen.
Der Lufthansa gelang im Pleite-Jahr von Air Berlin mit einem bereinigten Ebit von fast 3 Milliarden Euro das höchste Ergebnis seiner Geschichte, und 2018 soll es nur etwas weniger werden. Vorstandschef Carsten Spohr kann sich in seinen Erfolgen sonnen. Er hat den Tarifstreit mit den Piloten beigelegt und die größte heimische Rivalin großenteils geschluckt. Spohrs Vertrag wurde gerade bis Ende 2023 verlängert.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Über die Zukunftsaussichten von Europas größter Fluggesellschaft sind sich Experten uneinig. Gut die Hälfte der von dpa-AFX beobachteten Analysten, die ihre Einschätzungen seit der Lufthansa-Bilanzvorlage Mitte März aktualisiert haben, empfiehlt die Aktie zum Kauf. Die übrigen raten zum Verkaufen oder Halten der Papiere. Ihre Kursziele bewegen sich zwischen knapp 23 und 34 Euro.
Mit am pessimistischsten zeigt sich dabei Barclays-Analystin Rishika Savjani. Die Expertin wertet es zwar positiv, dass die Lufthansa beim Geschäftsausbau vor allem auf Eurowings setzt. Doch die Billigtochter hat ihrer Ansicht nach zu hohe Betriebskosten - auch wenn das Management diese bis zum Jahr 2020 auf das Niveau der britischen Rivalin easyJet senken will. Die hohen Ticketpreise nach dem Aus für Air Berlin hält die Barclays-Expertin für eine vorübergehende Erscheinung. Zudem versuche die Lufthansa ihre Flugzeuge mithilfe niedrigerer Ticketpreise zu füllen. Dennoch erwartet sie, dass der Konzern den operativen Gewinn 2018 sogar steigern kann.
Bernstein-Analyst Daniel Roeska erwartet, dass die Lufthansa weiterhin von der Konsolidierung auf dem deutschen Luftfahrtmarkt profitiert - auch wenn das Gewinnwachstum angesichts der Konkurrenz durch Billigflieger wie Ryanair und Easyjet inzwischen begrenzt sei. Dennoch sollten Anleger nicht vergessen, dass die Lufthansa ihre Strategie erfolgreich umsetze. Um größere Sprünge hinzulegen, müsse der Lufthansa aber ein größerer strategischer Wurf gelingen.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Lufthansa-Aktie ist nach ihrem Höhenflug von 2017 zuletzt unter Druck geraten. Zuletzt rang sie mit der Marke von 25 Euro. Im abgelaufenen Jahr hatte sie um rund 150 Prozent zugelegt, Anfang des neuen Jahres dann einen Rekordstand von 31,26 Euro erreicht.
Die Angst vor einem möglichen Abstieg aus dem Dax (DAX 30), die Anleger und Vorstand zeitweise umgetrieben hatte, ist damit vorerst ausgeräumt. Mit einer Marktkapitalisierung von gut 12 Milliarden Euro ist die Lufthansa an der Börse dennoch viel weniger wert als Europas größter Billigflieger Ryanair, der auf rund 20 Milliarden Euro kommt. Auch die British-Airways-Mutter IAG (International Consolidated Airlines), zu der auch Iberia, Vueling und Aer Lingus gehören, ist mit 14 Milliarden Euro mehr wert als die Lufthansa./stw/mis/jha/
FRANKFURT (dpa-AFX)
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