KION-Aktie tiefrot: Gewinnwarnung wegen schwacher Nachfrage bei Großprojekten
Der milliardenschwere Zukauf des US-Konzerns Dematic bereitet dem Gabelstapler-Hersteller KION Kopfschmerzen.
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Wegen Projektverzögerungen und einer Kundenzurückhaltung bei Angeboten für Logistik-Komplettlösungen muss der Konzern seine Prognose für das laufende Jahr senken. Selbst das besser als gedacht laufende Stammgeschäft mit Fahrzeugen für die Lagertechnik konnte die Schwäche in dem Großprojekt-Segment, das erst im vergangenen Jahr durch die Dematic-Übernahme in den Konzern gekommen war, nicht ausgleichen. Die Anleger wurden mit der Umsatz- und Gewinnwarnung auf dem falschen Fuß erwischt. Die zuletzt hoch bewertete Aktie schmierte um bis zu 13 Prozent ab.
Beim Umsatz rechnet KION im laufenden Jahr jetzt mit einem Wert zwischen 7,4 und 7,7 Milliarden Euro statt wie bisher 7,5 bis 7,95 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde zwischen 715 und 765 Millionen Euro erwartet, teilte KION am Donnerstag in Wiesbaden mit. Bisher hatte hier die Spanne bei 740 bis 800 Millionen Euro gelegen.
Der Vorstand senkte auch die Prognose für den Auftragseingang. Bei der für das Geschäft im kommenden Jahr wichtigen Kenngröße gehen die Wiesbadener jetzt nur noch von 7,55 bis 7,9 Milliarden Euro aus nach bislang 7,8 bis 8,25 Milliarden. Dabei erhöhte das Management die Prognosen für den Bereich mit Gabelstaplern & Co. "Hier lief das Geschäft - wie schon zuletzt - vor allem wegen einer hohen Nachfrage in Europa sehr gut", sagte KION-Finanzvorstand Thomas Toepfer der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Ganz anders sieht es aber in der Sparte mit Systemlösungen aus. Hier musste KION die Erwartungen für das laufende Jahr deutlich eindampfen. Schuld daran sei vor allem die Zurückhaltung von US-Einzelhändlern, von denen derzeit viele ihre Investitionen wegen des aggressiven Vordringens von Online-Händlern in neue Märkte vorsichtig seien. "Ich gehe aber davon aus, dass sich das wieder auflöst und die Einzelhändler letztlich auch in ihre Lieferketten investieren werden", sagte Toepfer.
"Dazu kommen in einem Projektgeschäft immer wieder mögliche Verzögerungen bei Planungs- und Genehmigungsprozessen, und zudem haben wir einige, einzelne Projekte als Spätfolgen der Produktionsschwierigkeiten in einem Werk im mexikanischen Monterey verloren", sagte Toepfer. "Hier sind wir aber mit den Kunden im Gespräch und haben die Probleme in dem durch die Dematic-Übernahme in den Konzern gekommenen Werks behoben, so dass sich die Lage hier bald bessern dürfte."
Da der Dematic-Kauf im vergangenen Jahr größtenteils noch nicht in der Bilanz steckte, konnte KION in den ersten neun Monaten des Jahres kräftig zulegen. Der Erlös stieg vorläufigen Angaben zufolge um 47 Prozent auf knapp 5,7 Milliarden Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) belief sich auf knapp 562 Millionen Euro - 53 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die detaillierten Zahlen will der Konzern wie geplant am 26. Oktober vorlegen.
Mit einem Kaufpreis von rund zwei Milliarden Dollar und einem Gesamtvolumen von 3,25 Milliarden Dollar inklusive Schulden handelt es sich bei Dematic um den größten Zukauf in der Firmengeschichte, mit dem das Wiesbadener Unternehmen sein Geschäft mit Komplettlösungen rund um Logistikfragen voranbringen will. Das US-Unternehmen ist ein Spezialist für Automatisierung und Lieferketten-Optimierung. Durch die Integration zog die Zahl der Mitarbeiter um rund 7000 auf knapp 31 000 an.
KION ist aus dem Linde-Konzern hervorgegangen. 2006 hatten die Finanzinvestoren Goldman Sachs und KKR die Sparte des Münchner DAX-Konzerns übernommen. Vor knapp vier Jahren hatten die beiden dann einen Teil KIONs an der Börse platziert. Inzwischen haben sich die beiden US-Investoren ganz zurückgezogen, und der chinesische Konzern Weichai Power ist mit einem Anteil von 43 Prozent der größte Anteilseigner.
Die KION-Aktie ist am Kapitalmarkt bisher eine Erfolgsgeschichte, obwohl der Börsengang im Sommer 2013 nur mit Schwierigkeiten über die Bühne gebracht worden war. Seitdem ging es aber fast nur bergauf. Ausgehend vom Emissionspreis von 24 Euro stieg der Aktienkurs um bis zu 241 Prozent auf das Rekordhoch von 81,95 Euro Anfang Oktober. Doch mit dem damals erreichten Börsenwert von knapp 10 Milliarden Euro ist die Luft dünner geworden. Die Umsatz- und Gewinnwarnung tat ihr Übriges.
Der Kurs des im MDAX notierten Papiers brach bis zur Mittagszeit um bis zu 13 Prozent auf 66,79 Euro ein. Damit sind alle Kursgewinne seit dem Sommer aufgezehrt, und das Papier liegt jetzt rund 20 Prozent unter dem Höchstkurs. Citigroup-Analyst Martin Wilkie bestätigte trotz der gesenkten Prognose seine Kaufempfehlung und das Kursziel von 93 Euro. Er blieb wegen der weiter steigenden Nachfrage nach automatisierten Prozessen in der Logistik grundsätzlich positiv gestimmt, forderte aber Belege für den Nutzen der Dematic-Übernahme./zb/stw/jha/
WIESBADEN (dpa-AFX)
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